lausebande-05-2020

• Können die Schüler in einem geschützten Raum gemeinsam an Projekten / Materialien arbeiten? • Erhalten Eltern Hinweise für hilfreiche Tools zur Unterstützung ihrer Kinder? • Werden Eltern durch Lehrer und Schule in Aufgaben für die Bildung daheim aktiv einbezo- gen und besteht ein regelmäßiger, persönlicher Austausch? • Können Schüler in einem geschützten Raum privat miteinander kommunizieren? Wenn auch einige dieser Fragen positiv beantwortet werden können, dann ist die Schule sehr gut aufge- stellt. Die Fragen nach der geschützten Umgebung müssen allerdings genau für jene Schulen nicht po- sitiv beantwortet werden, die sich für ein analoges Konzept und den Kontakt per Telefon und E-Mail entschieden haben. Das digitale Klassenzimmer in Polen Spezial :: Seite 108 Homeschooling in der Lausitz Ein Blick in die digitalen Lehrangebote der Schulen in der Region verrät: Die Art und Wei- se, wie Schüler daheim unterrichtet werden, ist sehr unterschiedlich. Manche Schulen schnüren Aufga- benpakete in Papierform, die den Schülern mitge- geben werden oder von der Schule abgeholt wer- den. Homeschooling ist hier nicht digital – stattdes- sen füllen die Schüler zuhause Arbeitsblätter aus oder schreiben in ihren Heften, während die Leh- rer teils per Telefon für Rückfragen erreichbar sind, teils auch nicht. Ein großer Teil der Schulen stellt die Aufgaben nach Klassenstufen sortiert als PDF- oder Word-Dateien auf die Schulwebseite. Hier wird vorausgesetzt, dass die Kinder einen Rechner und Drucker zur Verfügung haben. Relativ häufig wird inzwischen die weBBcloud des Landes Brandenburgs genutzt. Auch hier werden Aufgaben im PDF- und / oder Word-Format gesam- melt und zum Download zur Verfügung gestellt. Schüler gelangen per Passwort in entsprechende Be- reiche. Die HPI Schulcloud gewinnt seit der flächen- deckenden Öffnung immer mehr Zulauf, sie stellt die umfangreichste digitale Lernumgebung dar. Ei- nige Schulen verfügen auch über Sonderlösungen. Die meisten Eltern werden durch die Schulen regel- mäßig informiert, wenn auch meist per Rundmail und weniger per individuellem Kontakt. Die Um- setzung des Homeschoolings wird allerdings meist stärker in Abhängigkeit der Lehrermotivation be- schrieben, die wenigsten kennen ein verbindliches und für alle Seiten definiertes Schulkonzept. Hier benötigen die Schulen sicher noch Zeit, um nach der spontanen Umstellung und ersten Erfahrun- gen anhand der Rückmeldungen von Schülern, El- tern, Lehrern aber auch wissenschaftlichen Studi- en dann nachhaltige Konzepte zu erstellen, die zur sozialen und leistungsbezogenen Situation der je- weiligen Schule passen. Kurzum: Fertige Konzepte können Eltern heute noch nicht erwarten. In Polen wird man in vielen Regionen eine ganz andere Form des Homeschoolings fest- stellen. Hier treffen sich Lehrer und Schüler regel- mäßig im digitalen Klassenraum, Unterricht erfolgt oft per Video mit verschiedenen Lerntools. Gemein- sam können die Schüler Aufgaben bearbeiten, bis hin zu Präsentationen, Vorträgen oder Filmen. Sie haben einen sicheren Chatroom zur eigenen Kom- munikation zur Verfügung. Polen zählt mit Norwe- gen zu den Pionieren in Europa, die schon vor Jah- ren eine frei zugängliche, digitale Lernumgebung er- möglicht haben. Eine Investition, die sich heute aus- zahlt. Flankiert wird der digitale Präsenzunterricht von Konsultationszeiten, die für Nachfragen vorbe- halten sind, sowie von Hausaufgaben. So entsteht ein digitaler Schultag mitsamt geregelten Zeiten und persönlichem Lehrerkontakt – fast wie in der echten Schule. Insofern können manche Eltern ihr Wunsch- modell bei unseren osteuropäischen Nachbarn be- sichtigen.

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