lausebande-05-2020
sind die Eltern am stärksten ver- unsichert oder unzufrieden. Welche Kommunikation ist in Zei- ten des Homeschoolings wichtiger – die von Schule bzw. Lehrkräftenmit Schülern oder die mit den Eltern? Beides ist wichtig. Die Kommuni- kation mit den Eltern ist aber auch aus dem Grund besonders wich- tig, weil Eltern wiederum mit den Schülern kommunizieren. Viele Eltern fühlen sich aktuell als Ersatzlehrer überfordert – die ei- nen haben schlichtweg nicht das Wissen, andere müssen sich pa- rallel ums Homeoffice kümmern – welche Rolle sollte den Eltern eigentlich beim Homeschooling zukommen? Es gibt kein Konzept, das allen gerecht wird. So wollen Eltern, die mehr Zeit für Ihre Kinder ha- ben oder deren Kinder selbstän- dig und gut arbeiten können, durchaus mehr Aufgaben von der Schule. Es gibt andererseits aber Eltern, deren Kinder mehr Unter- stützung benötigen und die sich dann schnell als Ersatzlehrer füh- len. Und dann weitere Eltern, die wegen ihres eigenen Berufs sehr unter Stress stehen. Meines Er- achtens ist die wichtigste Funk- tion der Eltern derzeit ein mög- lichst solidarisches Verhalten, sowohl mit anderen Familien als auch mit der Schule. Viele Schu- len wissen, welche unterschiedli- chen Voraussetzungen ihre Schü- ler zuhause haben. Sie bauen Angebote auf, die möglichst alle Schülerinnen und Schüler mit- nehmen, damit niemand auf der Strecke bleibt. Viele Schulen ver- suchen, sich zurecht zu finden, und neue Konzepte für die Fern- lehre aufzubauen – das braucht aber Zeit. Die Open University in England, eine große Fernuniver- sität, hat neulich allen Lehrenden viel Glück gewünscht. Sie brauche zwei Jahre, um ein gutes Fernleh- rekonzept zu entwickeln und um- zusetzen. Und wir erwarten uns dies von unseren Schulen bin- nen zwei Wochen. Wichtig finde ich aber auch die Kommunikati- on mit den Schulen bzw. den Leh- rern. Wenn sich eine Schule sich nicht gemeldet hat, und Eltern un- klar ist, was sie tun sollen, kann man anrufen oder eine E-Mail sch- reiben und fragen. Welche Tools sollten Eltern Ihres Erachtens beim Homeschooling nutzen? Es gibt viele Tools für Lernma- nagement und Organisation, die man auch hier nutzen kann. Aber für die wichtige Funktion der El- tern, Meinungen einzuholen und mit anderen Eltern, der Schule und Lehrern zu kommunizieren, wie die Klasse vorangehen kann, sind E-Mail und Telefon manch- mal tatsächlich die besten Medi- en. Ich kenne ein gutes Beispiel mit einer Familie, in der die Kin- der einige Probleme in der Schule hatten. Seit der Schulschließung ist die Mutter durch die Übermitt- lung der Aufgaben auf Papier und den Kontakt per Telefon aber erst- mals ständig in die Abläufe einge- bunden – und die Kinder kommen nun besser voran als zuvor in der Schule. Welche Erkenntnisse liefert Ihnen die aktuelle Phase? Wir merken, wie groß die Bedeu- tung der Elternarbeit ist. Eine kla- re Kommunikation mit den Eltern bringt alle Beteiligten nach vorn. Es geht dabei weniger um die In- halte, als vielmehr um die Kom- munikation an sich. Jede Schu- le und jede Klasse braucht etwas anderes. Egal wie betroffen, zu- frieden oder unzufrieden die El- tern sind – sie fühlen sich umso wohler, je mehr kommuniziert wird. Die zweite Erkenntnis ist der enorme Austausch zwischen Lehrern und Bildungsaktiven in Deutschland und auch auf inter- nationaler Ebene. Wir erkennen zudem, dass die Lösungen der Schulen grundsätzlich in drei Ka- tegorien passen: Werkzeuge, Ver- bindungen und Vermeidung von Barrieren. Auch hier geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um die Bedürfnisse der jeweili- gen Schule. Werkzeuge steht für den schnellen Einsatz von digi- talen Tools wie Clouds, die teils schon vorher genutzt wurden, nun aber forciert werden. Die Ge- fahr dabei ist, dass man sich vor- schnell für bestimmte Tools ent- scheidet und damit auf ein System festlegt. Das Positive ist, dass die Kommunikation schnell einfacher wird. Bei den Verbindungen ma- chen sich Schulen zuerst Gedan- ken, wie sie Schüler und Eltern unterstützen können. Sie richten sich an den Bedürfnissen aus, im Zentrum stehen die Kommunikati- onsmöglichkeiten. Das muss nicht immer der digitale Weg sein, hier geht es eher darum, den besten Weg zu finden, im sozialen Kon- takt zu bleiben. Ein dritter Weg ist das barrierearme Arbeiten, mit Aufgaben auf Papier und der Kom- munikation per E-Mail oder Tele- fon. Hier geht es meist darum, alle zu erreichen und alle auf dem glei- chen Stand zu halten. Dieser Weg wird manchmal bewusst mit Blick auf die Schüler und Lernenden, manchmal auch unbewusst mit Spezial :: Seite 120
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