lausebande-05-2020

Titelthema :: Seite 30 schöpfung und damit auch Arbeitsplätze vor Ort. Kurze Lieferwege schonen die Umwelt. Die Globalisierung und später die Digitalisierung hat viele solcher regionalen Kreisläufe zerstört oder zumindest unterbrochen. Das Buch, das wir bei Amazon bestellen, mag vielleicht nicht aus der Fe- der eines heimischen Autors stammen. Aber wenn wir es aus Bequemlichkeit online kaufen statt beim Buchhändler um die Ecke, dann profitiert davon am Ende Jeff Bezos und nicht die Inhaberin des ört- lichen Buchladens. Bücher sind ein gutes Beispiel, wie sich ziemlich unkompliziert mit kleinen Ver- haltensänderungen Händler vor Ort stärken lassen. Denn durch die Buchpreisbindung kostet das ge- wünschte Exemplar im Laden genauso viel wie im Internet. Und durch Vorbestellung per Telefon oder Internet sind lieferbare Bücher in der Regel inner- halb eines Tages da – und damit unter Umständen sogar schneller als beim Versandhändler. Regional essen: nachhaltig, gesund und lecker Ein weiteres Beispiel, wie sich regionales Einkau- fen für Familien sehr simpel umsetzen lässt, sind Lebensmittel. Wer sich ein wenig informiert, wird feststellen, dass sich viele Lebensmittel des tägli- chen Bedarfs von Herstellern aus der Region be- ziehen lassen. Die Vorzüge dabei: Wer regional kauft, kauft frisch und nachhaltig. Denn die Äpfel müssen nicht erst aus Chile, die Kartoffeln nicht aus Ägypten nach Deutschland gekarrt werden, lange Transportwege entfallen. Und in der Regel macht regionales Einkaufen weniger Müll. Frische Lebensmittel vom Bauern sind selten in Plastik » Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischen- lager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Hand- werk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen.“ Regional statt global? Ist dieser Abgesang auf die Globalisierung rea- listisch und vor allem sinnvoll? Jein. Viele Wirt- schaftswissenschaftler warnen vor einer Ver- teufelung der Globalisierung. Denn bei allen Nachteilen, die in der Krise sichtbar werden, bringt sie auch Vorzüge. Ohne Erntehelfer aus Rumänien würde der Spargel auf unseren Feldern verküm- mern. Ohne Ärzte aus Tschechien müssten viele Kliniken in der Region ganze Stationen schließen. Ohne die Mitarbeiter aus Polen müssten einige hie- sige Unternehmen die Produktion reduzieren oder gar einstellen. Dass wir nach Corona bereit sind für ein T-Shirt 80 statt 10 Euro zu bezahlen, weil es in Deutschland genäht wurde und nicht in Bangladesch, darf be- zweifelt werden. Die Globalisierung hat den west- lichen Staaten Wohlstand gebracht. Gerade eine Exportnation wie Deutschland profitiert stark von einer internationalen, vernetzten Wirtschaft. Eine Rolle rückwärts bei der Globalisierung wird es kaum geben, aber vielleicht ein paar Korrekturen. Das kann zum einen bedeuten, wieder mehr und größere Lager zu schaffen, um im Krisenfall über ausreichend Reserven zu verfügen. Das kann auch die Rückverlagerung der Produktion nach Deutsch- land in bestimmten sensiblen Bereichen sein. So denkt Gesundheitsminister Jens Spahn öffentlich darüber nach, Schutzausrüstung wie Mundschutz- masken und bestimmte Arzneiwirkstoffe wieder in Deutschland herstellen zu lassen, um so die Ab- hängigkeit vom Ausland zu verringern. Vorzüge regionaler Produkte Doch dort, wo wir schon heute problemlos lokal einkaufen können, sollten wir es auch tun. Denn einen klaren Vorteil haben heimische Produkte: Sie stärken regionale Wirtschaftskreisläufe und Nach- haltigkeit. Wer regional kauft, unterstützt heimische Produzenten, Lieferanten und Händler, das Geld bleibt in der Region. Regionale Produkte, die hier hergestellt und verkauft werden, bedeuten Wert- Viele Früchte kann man regional und saisonal kaufen. © Designed by Freepik

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