Titelthema ‹ 89 aufnimmt und (3) – man soll ja nicht aufhören zu träumen – die Entwicklung und Verabschiedung eines Familienfördergesetzes nach dem Vorbild Thüringens oder Berlins, das die Angebote der Familienförderung – Bildung, Beratung und Betreuung – im Land Brandenburg endlich verbindlich regelt. Leider sieht der Haushaltsentwurf der aktuellen Landesregierung eine massive Mittelkürzung im Familienbereich vor. Der Familienbeirat hat als Reaktion darauf gerade einen „Brandbrief“ an die Mitglieder des Landtags und im speziellen die Mitglieder das „Ausschusses für Gesundheit und Soziales“ geschrieben und um die Unterstützung der Familien und ein Abwenden der Sparvorhaben gebeten. Ist eine weitere Datenerhebung zum Thema Familien in Brandenburg geplant? Aktuell leider nicht. Es ist jedoch zu empfehlen, derartige Befragungen alle vier Jahre durchzuführen. Wir leben in turbulenten Zeiten und die Bedürfnislagen der Menschen ändern sich stetig. Wir schauen im lausebande-Titelthema vor allem auf die einzelnen Kommunen. Welche Maßnahmen würden Sie einer Kommune empfehlen, damit Familien dort gut und gerne leben? Die Kommunen machen im Rahmen der Daseinsvorsorge schon viel für Familien und das ist auch sehr wichtig, nicht zuletzt, da Familienfreundlichkeit ein relevanter Standortfaktor ist. Grundsätzlich kann ich nur empfehlen, mit den Familien in den Austausch darüber zu gehen, was ihnen (noch) fehlt in ihrer Kommune. Es gibt schon tolle Beispiele für Partizipation in brandenburgischen Kommunen. So binden einige Städte und Gemeinden „Bürgerräte“ in ihre Entscheidungsprozesse wie z.B. in Herzberg/ Elster – oder haben einen „Bürgerhaushalt“ eingeführt wie z.B. Spremberg. Sie haben mit dem Institut auch ein Modellprojekt zur Familienfreundlichkeit in brandenburgischen Kommunen begleitet. Was kam dabei raus? Da waren immer wieder Begegnungsorte und Freizeitangebote für Familien ein großes Thema. Dazu sei gesagt, dass die Menschen Familie generationsübergreifend denken! Die Menschen wünschen sich attraktive Spielplätze für „alle Generationen“ und Begegnungs- und Veranstaltungsorte, die bei allen Wetterlagen aufgesucht und genutzt werden können. Bei diesem Thema sollte man sich auch explizit Gedanken über die Bedarfe von Jugendlichen machen. Oft fehlt in dieser Übergangsphase des Lebens in den Kommunen ein geeigneter Raum (drinnen wie draußen), in dem sich Jugendliche nach ihren Bedürfnissen entfalten können. Auch hier sollten die Verantwortlichen den engen Austausch mit den Menschen suchen, die diese Angebote oder Orte nutzen sollen. Im Falle der Kinder und Jugendlichen gibt es in Brandenburg dazu sogar eine gesetzliche Verpflichtung, festgeschrieben in § 18a „Beteiligung und Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen“ der Kommunalverfassung des Landes Brandenburg. Haben Sie sich über ein Ergebnis der Befragung besonders gefreut? Mein Lieblingsbefund ist, dass bei allen Belastungen durch Beruf und Alltagsbewältigung die Versorgung und Betreuung der Kinder für die meisten Eltern letztendlich keine Belastung darstellt. Die Zeit mit den Kindern wird als Ausgleich und Bereicherung erlebt. Das überrascht mich nicht wirklich, denn so ist es bei mir privat auch. Aber es ist toll zu sehen, dass Kinder für die meisten Menschen ein Geschenk sind. Familienbefragung Brandenburg Für die repräsentative Befragung wurden im Winter 2022/2023 mehr als 4.700 in Brandenburg lebende Familien zu ihrer Lebens-, Arbeits- und Einkommenssituation, zu Stress- und Belastungssituationen sowie zu den Unterstützungswünschen befragt. Zu den zentralen Ergebnisse gehört, dass sich in zwei Familienformen problematische finanzielle Rahmenbedingungen auf besondere Weise und mit weitreichenden Folgen manifestieren. Das sind zum einen die „Alleinerziehenden“ und zum anderen die „Familien mit Migrationshintergrund“. Weiterhin hat die regionale Lage des Wohnortes einen bedeutenden Einfluss auf die Gestaltung des Alltags der Familien – insbesondere in Abhängigkeit von der Nähe zu Berlin und im Unterschied Stadt/Land. www.ifk-potsdam.de
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