Seite 42 - lausebande-06-2014

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Kolumne :: Seite 42
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
den Party hatte ich das ganz vergessen. Meine er-
nährungsbewusste Frau hat einen Lieferservice
aufgetan, in dem ein alter Bauer immer einige
Kunden in der Stadt anfährt und mit frischen Ei-
ern, Obst und Gemüse versorgt. Für unsere kleine
Großfamilie fiel die Lieferung immer etwas größer
aus, weshalb wir dem alten Mann das Treppenstei-
gen bis zu unserer Wohnung nicht zumuten wollten
und die Stiege immer selbst hochtrugen. Natürlich
hatte sie mir vorher gesagt, dass der heute vorbei-
kommt. Ich rannte mit wallendem Kleid schnell die
Treppen hinunter, lugte vorsichtig aus der Haustür
und sah zum Glück keine Nachbarn. Der alte Mann
sah mich zwar verstört an, aber ich nuschelte was
von Kindern und Spielen, drückte ihm seine 25
Euro in die Hand, griff nach der Stiege – und in die-
sem Moment fiel die Haustür ins Schloss.
Ich klingelte wie ein Verrückter, begriff aber bald,
dass ich in der Hektik den Hörer der Gegensprech-
anlage nicht aufgelegt hatte und es deshalb oben
auch nicht klingelte. Ich schrie nach meiner Klei-
nen, aber oben tobte die Partymucke. In den um-
liegenden Häusern öffneten sich Fenster. Die Nach-
barn sahen eine wildgewordene Transe, das gab es
in unserer Straße noch nie. Entsprechend groß war
das Interesse und die älteren Herrschaften holten
ihre Fensterbankkissen. Ich hoffte, dass die mich
bei all den Tüchern und der Schminke nicht er-
kennen. Nach fünf Minuten gab ich auf. Als ich zu
gegenüberliegenden Fensterguckern ging, um mir
ein Telefon zu leihen, verschwanden die plötzlich
voller Angst in ihren Wohnungen. Ich machte mir
Sorgen um meine Kleine, die allein in unserer Woh-
nung war. Also sprintete ich als schnellste Transe
der Welt in Hausschuhen durch unsere Stadt und
sorgte bei meiner Ankunft als verschwitze und far-
benverlaufene Gesichts-Soljanka in der Frauenrun-
de meiner besseren Hälfte erst für zweifelnde Blicke
und dann für Lachtränen. Zum Glück wurde ich zu-
rückgefahren und kehrte dann mit dem Bauernhof-
gemüse zurück zu meiner Kleinen. Als ich endlich
in der Wohnung ankam, schaute sie mich verwun-
dert und vorwurfsvoll an und sagte: „Mensch Papa,
wo warst du, so läuft man doch nicht draußen he-
rum.“ Sie hatte ja so Recht. Euer lausitzDADDY
Seit dem vergangenen Monat habe ich
ein Gefühl dafür, wie sich Transvestiten
in freier Wildbahn fühlen müssen. Es be-
gann wie so meist recht harmlos und sogar festlich:
wir besuchten mit unseren Kids eine Jugendweihe
der Verwandtschaft. Schicke Prachtkerle in edlem
Zwirn und vor allem junge Frauchen in rauschen-
den Kleidern – unsere Kleine war hin und weg. Ich
staunte nicht schlecht, dass die heutige Generation
Pubertät bei den Mädels zur Hälfte wie aus dem
Casting bei Heidis Supermodels daherkommt.
Am Folgetag hatte ich dann mit den Nachwirkun-
gen zu tun. Meine bessere Hälfte war vormittags bei
einer Freundin, der Junior bei einem Kumpel – und
meine Kleine kam mit Schminkzeug und Prinzes-
sinnen-Kleidchen angetobt. Sie wollte Jugendweihe
feiern. Auch Papa sollte sich ganz festlich anzie-
hen. „Ach bitte Papa, mach schon!“. Braune Kul-
leraugen und Schmollblick, natürlich machte Papa.
Da kannte ich aber auch noch nicht ihren Plan, den
sie mir erst bei meinem Griff zum Anzug offenbarte.
Natürlich musste auch Papa ins Kleid und schön
geschminkt werden. Eine Stunde später waren wir
beide angemalt. Sie im rosa Prinzessinnenkleid, ich
hatte ein altes Kleid meiner besseren Hälfte überge-
stülpt, das bei mir hinten nicht mehr zuging. Meine
Kleine hatte mein Gesicht verbuntet und mich dann
wie einen Weihnachtsbaum mit Tüchern, Haarrei-
fen und Accessoires bestückt. Wir legten ihre Lieb-
lings-CD ein und feierten eine wilde Party.
Plötzlich klingelte es. Ich lief schnell zur Gegen-
sprechanlage, unten stand unsere wöchentliche
Lieferung vom Bauernhof. Verdammt, bei der wil-
Noch nicht genug gelacht?
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