lausebande-2021-06

Krebserkrankungen spielen im Kindes- und Ju- gendalter eine große Rolle. Jeder 6. Todesfall in dieser Altersgruppe bis 20 ist auf Krebs zurückzu- führen (370 Todesfälle). Die häufigste Todesursache im Kindes- und Ju- gendalter sind jedoch plötzliche Ereignisse. Laut Statistik starben 2019 647 Kinder und Jugendliche an äußeren Ursachen, davon 398 an Unfällen, 50 durch Ertrinken, 185 durch Selbsttötung, 33 wurden getötet. Krankheiten des Atmungssystems spielten eine untergeordnete Rolle. 56 Kinder und Jugendliche verstarben 2019 daran, 11 an chronischen Erkran- kungen des Atmungssystems und Asthma, 14 an einer Grippe und 13 an einer Lungenentzündung. Das mittlere jährliche Sterberisiko in der Alters- gruppe bis 20 Jahre zu sterben, ist in Deutschland äußerst gering. Die Grundsterblichkeit liegt bei 0,0003 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, in dieser Altersgruppe an Covid-19 zu versterben, liegt dabei noch weit unter diesem Prozentsatz bei unter 1 zu 1 Million Kinder und Jugendlichen. (Daten für Deutschland siehe QR-Code) Trifft sich die „Elterngeneration auf den Intensivstationen“? Zahlen werden anschei- nend nicht erfasst. Die höheren Zahlen der erfassten Positivtes- tungen bei Kindern und Jugendlichen führten im April zu zahlreichen alarmistischen Meldungen. So postete beispielsweise der Spiegel ein State- ment, die Elterngeneration treffe sich nun auf den Intensivstationen. Bezug genommen wurde dabei auf eine Äußerung des SPD-Gesundheits- politikers Karl Lauterbach. Dieser hatte am 15. April in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ gesagt, diejenigen, die jetzt auf den Intensivstationen be- handelt würden, seien „im Durchschnitt 47 bis 48 Jahre alt“. „Die Hälfte von denen stirbt. Viele Kinder verlieren ihre Eltern.“ Das sei „eine Tra- gödie“, so Lauterbach weiter. Aber wie sieht es bei Kindern von 0 bis 20 und der Elterngeneration, also den 20- bis 59-Jäh- rigen aus? Sind diese akut gefährdet und fluten, nachdem die Senioren zum großen Teil geimpft wurden, die Intensivstationen? Das Alter der Patienten auf den Intensivstationen werde gar nicht festgehalten, meldet das Ärzteblatt als Reaktion auf die Debatte am 29. April (Info im Ärzteblatt siehe QR-Code). In der Meldung heißt es: „Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis vom Durchschnittsalter der COVID-19-Patienten auf deutschen Intensivstationen. Das teilte das Bun- desgesundheitsministerium auf Anfrage der FDP mit. Demnach müssen die Krankenhäuser zwar täglich ihre Behandlungskapazitäten sowie etwa die Zahl der entlassenen Patienten übermit- teln. „Daten über das (Durchschnitts-)Alter von COVID-19-Patientinnen und COVID-19-Patienten mit intensivmedizinischem Behandlungsbedarf fallen aber nicht darunter.“ Exemplarisch haben wir beim Presseamt der StädteRegion Aachen nachgefragt, wie es hier auf den Intensivstationen aussehe, auf die Frage nach dem Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten lautete die Antwort: „Konkrete Zahlen haben wir nicht.“ Auf diesen Aspekt können wir an dieser Stelle also nicht weiter eingehen, einen generellen Beleg für die Aussage Lauterbachs konnten wir nicht finden, auch wenn einzelne Krankenhäuser in den Medien über jüngere Patienten berichten. Zusammenfassung Die Wahrscheinlich für Menschen unter 60, an Covid-19 zu sterben, wenn keine schweren mul- tiplen Vorerkrankungen vorliegen, ist nach wie vor äußerst gering. In der Altersgruppe zwischen 20 und 59 ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs (14.662 Tote / 2019) oder an einer Erkrankung des Kreislaufsystems (7.309 Tote / 2019) zu ver- sterben, weitaus höher. 2019 wählten mehr Men- schen in dieser Altersgruppe den Freitod (3.517), als zwischen 2020 und 2021 an Covid-19 ver- starben (3.147 Tote). Für Kinder und Jugendliche ist die Wahrschein- lichkeit, an Covid-19 zu versterben, verschwin- dend gering und liegt bei unter 1 zu 1 Million. Diese sachliche Einordnung soll dazu dienen, an- gestaute Ängste in den Familien etwas zu redu- zieren. Weder die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) noch die Deutsche Ge- sellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaus- hygiene (DGKH) halten Kita- und Schulschlie- ßungen unter gegebenen Umständen für gerecht- fertigt oder angebracht. Text & Recherche: Birgit Franchy / Lennart Falter Corona Update ‹ 25

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