lausebande-06-2025

48 › Titelthema gleichzeitig Mieter und Vermieter (Identitätsprinzip). Ihr Ziel ist die Versorgung mit preisgünstigem, sicheren Wohnraum (Förderprinzip). In der General- oder Vertreterversammlung, in der u. a. die Verwendung und Ausschüttung von Überschüssen beschlossen wird, können alle gewählten Mitgliedsvertreter unabhängig von der Höhe ihrer Genossenschaftseinlage mit einer Stimme abstimmen (Demokratieprinzip). Eine Gewinnerzielungsabsicht ist per se kein genossenschaftlicher Förderzweck. Es geht nicht um kurzfristige Kapitalinteressen, sondern um eine nachhaltige Förderung der Mitglieder. Nichtsdestotrotz können und sollen auch Genossenschaften Gewinne erzielen, diese kommen aber der Genossenschaft und damit den Mitgliedern zugute, indem beispielsweise in Neuanschaffungen investiert wird. Zudem spenden viele Genossenschaften einen Teil ihrer Gewinne für soziale Zwecke. Genossenschaften stehen für ein solides Geschäftsmodell und langfristiges unternehmerisches Handeln. Nachhaltigkeit gehört zu ihrer DNA. Weltweit vertrauen eine Milliarde Menschen dieser DNA – als Mitglied einer Genossenschaft. Doch warum sollen ausgerechnet Genossenschaften dabei helfen, Hunger und Krieg, Armut und Ungleichheit zu bekämpfen? Weil sie wie keine andere Rechtsform für Nachhaltigkeit, Gemeinschaft, demokratische Kultur, Sicherheit und Stabilität stehen. Dagegen stehen bei anderen Rechtsformen wie der GmbH oder der Aktiengesellschaft oft Rendite, Profit und Gewinnmaximierung im Vordergrund. Die Grundprinzipien der Genossenschaft Das Genossenschaftsmodell beruht auf drei Grundprinzipien: Förder-, Demokratie- und Identitätsprinzip. Wichtigstes Ziel einer Genossenschaft ist nicht der wirtschaftliche Gewinn, sondern die Förderung der eigenen Mitglieder (Förderprinzip). Weil die Eigentümer bzw. Mitglieder zugleich die Nutzer sind, haben sie Interesse an einer nachhaltigen Geschäftsführung (Identitätsprinzip). Genossenschaften sind demokratisch organisiert, denn jedes Mitglied verfügt unabhängig vom eingebrachten Kapital über eine Stimme (Demokratieprinzip). Am Beispiel einer Wohnungsgenossenschaft bedeutet das: Die Mitglieder sind Energiegenossenschaften Wer sich mit Bürgerenergiegenossenschaften in der Oberlausitz beschäftigt, kommt an Helmut Perk nicht vorbei. In den vier Genossenschaften in Kodersdorf, Boxberg, Rietschen und Weißkeißel sitzt er im Vorstand. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt ihn das Thema Energiewende: „Mir ist es wichtig, dass die Menschen vor Ort beteiligt werden, dass sie auch etwas davon haben, wenn bei ihnen in der Nachbarschaaft Windkraft- oder Solaranlagen entstehen.“ Und so hat er in den vergangenen Jahren immer wieder Projekte und Initiativen angestoßen und begleitet, bei denen die Bürger oder auch kommunale Einrichtungen wie Schulen von den erneuerbaren Energien profitieren, sei es über Gewinnbeteiligung oder über die Nutzung der grünen Energie, wobei letzteres für Privatpersonen aus rechtlichen Gründen derzeit noch schwierig ist. Dafür wird die jüngste Genossenschaftsgründung in Weißkeißel sich am Bau eines Hybrid-Energieparks aus Wind und Sonne beteiligen. Insgesamt plant ein privater Investor 17 Millionen Euro zu investieren. Von der Investition und der späteren Einspeisevergütung sollen auch die Menschen vor Ort profitieren. Um möglichst Viele zu beteiligen, wollen sich die Bürgerenergiegenossenschaften in Weißkeißel, Kodersdorf, Boxberg und Rietschen in einem Genossenschaftsverbund zusammenschließen, der dann etwa 400 Mitglieder zählt. Helmut Perk und seine Mitstreiter sind auf einem guten Weg, die Energiewende mitzugestalten und durch mehr Beteiligung für mehr Akzeptanz zu sorgen. neweg.de & perspektive-energie.de © Andreas Franke

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