50 › Titelthema Durch ihre besondere Struktur und den Genossenschaftsgedanken sind Genossenschaften wie eine große Familie, in der man aufeinander achtgibt und gemeinsam an einem großen Ziel arbeitet: „Die Genossenschaftsfamilie verstand sich von jeher als eine an sozialen Werten orientierte Bewegung, die auf ideellen Grundsätzen wie Solidarität, Ehrlichkeit, Verantwortung, Demokratie aufbauend eine alternative Wirtschaftsform bildet.“ Das sagte die damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Claudia Bogedan, 2016. Damals wurde die Genossenschaftsidee und -praxis in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen – als erster deutscher Beitrag auf dieser internationalen Liste. Die Geschichte der Genossenschaften Das passt auch deswegen, weil die historischen Ursprünge dieser Idee unter anderem in Deutschland zu finden sind. „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele.“ Dieser Satz geht auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen zurück. Er gilt neben Hermann Schulze aus dem sächsischen Delitzsch als Begründer der Genossenschaften in Deutschland. Sie griffen damit beide eine Idee aus dem industriellen England auf, wo Anfang des Genossenschaften weltweit: Genossenschaften sind auf allen Kontinenten verbreitet. Insgesamt gibt es etwa drei Millionen, davon 855.000 in Indien und 250.000 in Europa. Jede zweite Bank in Europa ist eine Genossenschaftsbank, in Finnland sind 75 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer Genossenschaft, in Polen wohnt jeder Dritte in einer Genossenschaftswohnung. In Italien gibt es in Europa die meisten landwirtschaftlichen Genossenschaften: gut 4.700 Betriebe. In Brasilien ist die Genossenschaftsidee im Gesundheitswesen weit verbreitet. Die meisten Ärzte dort sind in einer der 720 Gesundheitsgenossenschaften organisiert. In Japan werden 54 Prozent der gesamten inländischen Produktion aus Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei von Genossenschaften verarbeitet und vermarktet. In der argentinischen Stadt Sunchales wurden an allen Grund- und weiterführenden Schulen Schülergenossenschaften etabliert. Sie betreiben beispielsweise ein Schulradio, stellen Keramik her oder haben eine Bäckerei gegründet. WoGe Finsterwalde Die Wohnungsgenossenschaft Finsterwalde eG verbindet wie eine große, genossenschaftliche Familie die Themen Wohnen und Leben. Durch den Zusammenschluss von sieben lokalen Genossenschaften entstanden, deren älteste 1927 gegründet wurde, bietet die WoGe heute ein breites Wohnungsangebot inklusive Dienstleistungen rund ums Wohnen. Mit seinen Wohnungen in Finsterwalde und den umliegenden Gemeinden steht das genossenschaftliche Unternehmen für bezahlbares und komfortables Wohnen. Die etwa 2.500 Mitglieder sind gewissermaßen „Mieter im eigenen Haus“. Das verschafft ihnen nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch ein lebenslanges Wohnrecht. Zudem besitzen sie ein Mitspracherecht, denn die Interessen aller Mitglieder werden durch gewählte Vertreter wahrgenommen. Die aktuell 50 Vertreter fungieren für die Bewohner ihres Wahlbezirks als direkter Draht zum Vorstand, sie lassen sich Sachverhalte erklären, kritisieren, loben, liefern Ideen, geben Wünsche und Fragen der Nachbarn weiter. Schlussendlich stimmen sie auf den Vertreterversammlungen über alle wichtigen Belange zur Entwicklung der Genossenschaft ab. Die WoGe hat in den vergangenen Jahren mehrere Sanierungsvorhaben und zwei Neubau-Projekte umgesetzt und so die Wohnqualität erhöht. Darüber hinaus engagiert sie sich in Projekten vor Ort – vom Tierpark über das Sängerfest bis zur Feuerwehr. www.woge-finsterwalde.de © WoGe Finsterwalde
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