54 › Titelthema durch seinen Anteil zugleich Eigentümer und hat damit auch gewisse Mitbestimmungsrechte. Ein weiterer Vorteil: Eine Genossenschaft lässt sich vergleichsweise einfach gründen: drei Personen genügen, einen Notar braucht es nicht. Die Rechtsform eignet sich dadurch gut für die Zusammenarbeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen, aber auch von Selbstständigen. Jedes Mitglied erwirbt Anteile an der Genossenschaft und wird somit gleichzeitig zum Inhaber und zum Kunden. Das Mitbestimmungsrecht ist basisdemokratisch geregelt: Jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig von der Anzahl der erworbenen Anteile. Ab 1.500 Mitgliedern kann eine Vertreterversammlung an die Stelle der Generalversammlung treten, dort nehmen dann nur die gewählten Mitgliedsvertreter ihr Stimmrecht wahr. Wenn es Organe wie einen Vorstand oder Aufsichtsrat gibt, die ab einer bestimmten Mitgliederzahl erforderlich sind, dann werden diese aus den Genossenschaftsmitgliedern besetzt. Große Genossenschaften wie Wohnungsunternehmen oder Banken stellen Mitarbeiter ein, die nicht aus dem Mitgliedskreis stammen müssen und die sich um das operative Geschäft und die Verwaltung der Mitglieder kümmern. Genossenschaften nach Branche Wohnen Agrar Banken Gewerbe Energie Konsum Wohnprojekt im Haselbachtal Was 2010 als Idee von einer Gruppe Dresdner begann, ist heute ein Wohnprojekt im Haselbachtal unweit von Kamenz. Etwa drei Dutzend Menschen besitzen und bewohnen zwei Höfe im Dorf. Dabei steht der Genossenschaftsgedanke im Vordergrund: Die Mitglieder der Genossenschaft „Leben im Grünen eG“ haben sich zusammengeschlossen, um die beiden Häuser, die sie bewohnen, selbst zu verwalten. Grundstücke, Räume, Werkzeuge und Ideen werden miteinander geteilt. Außerdem gibt es gemeinsame Feste und andere Aktivitäten. Wer sich für eine Mitgliedschaft entscheidet und Anteile erwirbt, kann günstigen, sicheren und zugleich ökologisch verantwortbarem Wohnraum nutzen. Da die dort Wohnenden Mieter und Eigentümer zugleich sind, liegt auch die Verwaltung der Höfe in ihrer Hand. Einmal monatlich trifft sich die Wohngemeinschaft zum „Bausamstag“, um Arbeiten an den Häusern und im Außengelände zu erledigen. Zum Grundstück gehören eine kleine Streuobstwiese sowie Anbauflächen für Obst und Gemüse, die ebenfalls selbst bewirtschaftet werden. Auch ein paar Hühner und Schafe gehören zur Gemeinschaft. Aktuell sucht die Genossenschaft neue Mitglieder: Interessierte, die ebenfalls nachhaltig und selbstverwaltet im Grünen leben wollen, können sich für eine Wohnung bewerben, die ab Herbst frei wird. © CC BY-SA, PaulT/Wikipedia Jede zweite Genossenschaft in Deutschland ist im Bereich Wohnen oder Landwirtschaft tätig. Quelle: DGRV 2024 Gründung & Struktur Der große Vorteil einer Genossenschaft liegt darin, dass sie nicht nur der Geschäftsführung oder dem Vorstand gehört, sondern allen: Jedes Mitglied ist www.leben-im-gruenen.de
RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2