Seite 37 - lausebande-07-2013

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Titelthema :: Seite 37
Uta Alexander ist Journalistin und selbst Großmutter. Bevor sie
stellvertretend für ihre Tochter in die Babypause ging, betrieb sie die
Internetseite www.grosseltern-report.de.
Jedes Kind sollte seine
Wurzeln kennen.
Sie sind Großmutter –
wie hat das Ihr Leben
verändert?
Die größte
Veränderung ist wohl, dass ich
nicht mehr meiner Arbeit nachge-
hen kann. Ich passe auf meine En-
keltochter auf, da meine Tochter
studiert. Dieser Zeitraum ist aber
begrenzt. Das Baby ist jetzt ein
halbes Jahr alt, wenn sie eins ist,
haben wir hoffentlich einen Krip-
penplatz.
Das hört sich nach dem typischen
Bild der helfenden Großeltern an?
Ich weiß nicht, ob es so typisch
ist, dass berufstätige Großeltern
ihre Arbeit aufgeben, um dann zu
helfen.
Sie haben die Seite grosseltern-
report.de betrieben – wie sind Sie
auf die Idee zu diesem Projekt ge-
kommen?
2006 haben wir mit dem
Projekt angefangen, bis zur Geburt
meiner Enkeltochter. Ich habe viel
gelesen, vor allem Autobiographi-
en. Dabei ist mir aufgefallen, wie
oft Leute, die ihre Lebenserinne-
rungen zu Papier bringen, an ihre
Großeltern denken. Das geht viel
mit Rührung und Vorbildfunkti-
on einher. Man vergleicht sich und
sieht, wie sie ihr Leben gestaltet
haben. Das ist sehr beeindruckend
und ich fand, dass dieser Aspekt
im Allgemeinen untergeht. Groß-
eltern galten immer als Senioren
mit Stützstrümpfen und Rollato-
ren. Als wir mit der Seite ange-
fangen haben, war die Zeit, in der
Kinder recht spät zur Welt kamen.
Darüber habe ich mich geärgert.
Das ist nicht dass, was man will
und eigentlich auch nicht das,
was typisch ist. Normalerweise
sind Großeltern vielleicht dreißig
Jahre älter als ihre eigenen Kin-
der und etwa vierzig, fünfzig Jah-
re älter als ihre Enkel – und nicht
sechzig.
Großeltern sind lebendige, akti-
ve Menschen, die noch im Leben
stehen. Wir wollten dem gerecht
werden und das Thema anders
aufziehen. Ohne das Bild von al-
ten Menschen.
Warum sind Großeltern wichtig
für Enkel?
Da sollte jeder anfan-
gen bei sich nachzudenken: Ha-
ben Sie eine Oma und einen Opa
gehabt? Dann kann man sich die
Frage selbst am besten beantwor-
ten. Ich kann hier vor allem aus
der Sicht der Oma reden: Es ist
einfach wunderbar, noch einmal
zu sehen, wie sich ein kleines Le-
ben entwickelt. Das ist schwer zu
beschreiben, ich empfinde eine
tiefe Rührung. Auch das eigene
Kind in der Elternrolle zu sehen –
es ist, als ob sich der Kreis im Le-
ben schließen würde.
Was sollten Eltern machen, wenn
Kinder nicht zu Oma und Opa
möchten?
Ich denke, da liegt oft
ein Problem zwischen den Eltern
und den Großeltern zugrunde.
Wenn die Mutter ihre Schwieger-
mutter nicht leiden kann, wirkt
sich das früher oder später auch
auf das Kind aus. Kinder spüren
Missstimmungen. Je besser die Be-
ziehung zwischen Großeltern und
Eltern ist, umso besser wird sie
auch zu den Enkelkindern sein.
Wie sehr sollten sich Großeltern in
die Erziehung einmischen dürfen?
Großeltern sollten sich zurückneh-
men. Auf der Internetseite hatten
wir einen Kummerkasten, daraus
habe ich einen dicken Ordner vol-
ler Briefe, die sich darum drehten,
dass junge Eltern sich irgendwel-
che Grundsätze für die Erziehung
ausgedacht haben. Es gibt die
verschiedensten Erziehungssti-
le: Von alles Öko bis hin zu star-
ker Disziplin. Wenn die Großeltern
da nicht mitziehen, gibt es immer
Streit. Oma bringt Spielzeug mit,
dass der Mama nicht gefällt oder
stopft das Kind mit Süßigkeiten
voll. Großeltern sollten in Fragen
des Erziehungsstils versuchen,
sich moderat zu verhalten. Wobei
es Studien gibt, die besagen, dass
Großeltern tendenziell den Erzie-
hungsstil der Eltern ausgleichen.
Wenn die Eltern sehr streng sind,
sind die Großeltern häufig recht
frei. Sind die Eltern sehr locker,
steuern Großeltern [...]
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