Seite 54 - lausebande-07-2013

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Kolumne :: Seite 54
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
auf die Kleine. Leider hatte ich meine Rechnung ohne
die Auswirkungen eines Bikinis auf das Verhalten
von Kleinkindern, ähm Kleinfrauen gemacht.
Eine Stunde später kletterte ich samt Bikinimaus
nämlich aus demRutschenbecken und sie sagte, dass
sie unbedingt auf Toilette müsse. Kein Problem dach-
te ich und ging mit ihr schnurstracks – wie immer –
zum Jungsklo. Der Bikini hatte sie aber innerhalb ei-
ner Stunde in eine Frau verwandelt. Sie könne nicht
auf das Männerklo, nicht mit diesem Bikini. Dann
machst du eben einfach ins Planschbecken, sagte
ich wenig pädagogisch wertvoll. Leider hatten wir
seit Jahren sehr glaubwürdig vermittelt, dass sich das
Wasser im Freizeitbad ringsum sofort blau verfärbt,
wenn jemand hineinpullert. Mit klugem Vaterblick
sagte ich, dass ich genau weiß, dass die Färbetablet-
ten heute ausgegangen sind. „Ist doch egal Papa, ich
würde sowieso niieee in den neuen Bikini pullern“,
es war zum Verzweifeln. Mir blieb kein anderer Weg,
ich musste mit ihr auf den Rückzugsort für Frauen,
den Blick schon beim Eintreten schamvoll gesenkt.
Ausgerechnet in diesem Moment hatten sich schein-
bar die Feministinnen der gesamten Lausitz in dieser
Damentoilette versammelt. Frauen meckern ja nicht,
Frauen tuscheln und schauen strafend. Ganz beson-
ders auf überfüllten Damentoiletten, bei denen Mann
auch noch anstehen muss. Als sich endlich vor uns
die Tür zu einer Kabine öffnete und wir dran waren,
atmete ich erleichtert auf – und stand einer Frau ge-
genüber, die nach dem Geschäft ihren Körper noch
nicht ganz im Badeanzug verstaut hatte. Ausgerech-
net sie. Zwei stets schlecht gelaunte Zentner Frau, die
ich von der Arbeit her kannte und die als Gleichstel-
lungsbeauftragte meine Ansprechpartnerin für das
Projekt eines Kunden ist. Was sagt man in so einem
Moment? „Ähm, da guckt noch was raus ...“ oder „
...so sieht man sich wieder“? Sie blickte mich in einer
Mischung aus Maggie Thatcher und Medusa an und
ich versteinerte wortlos auf dem Damenklo. Als ich
fünf Minuten später wieder das Freizeitbad betrat,
waren scheinbar alle anwesenden Mütter längst im
Bilde. Ich war der perverse Damenklospanner, der
seine Tochter nur als Vorwand benutzt. Da half auch
die süße Tochter im Bikini nichts mehr. Also Väter,
schützt euch vor diesen Bikinis, sie sind nicht so
niedlich, wie sie aussehen. Euer lausitzDADDY
Ausflüge in Freizeitbäder sind für Väter von
Natur aus kein Zuckerschlecken. Die Figur
lässt die Athletik früherer Zeiten missen, der
werdende Bauch ist immer schwerer einzuziehen,
die Haare sprießen inzwischen genau dort, wo sie es
nicht sollen und die Büro- bzw. Arbeitsblässe schafft
den passenden Untergrund, dass es auch alle erken-
nen können. Unter diesen Voraussetzungen ist das
schon wenig berauschend, was wir da auf die Fliesen
bringen. Aber ausgerechnet dort stehen Väter auch
noch im Mittelpunkt des fraulichen Interesses. Aus
irgendeinem Grund sind Väter die alleinig Zuständi-
gen, wenn es darum geht, den Kleinen hinterher zu
flitzen, unzählige Treppentürme zu Riesenrutschen
zu erklimmen, Wasserungerheuer zu spielen – und
die anwesende Mütterschaft bewertet das genau in
einer Art geheimer, kollektiver Jury. Je unschöner
und dicker die Kinder, desto schwerer hat man es.
Für unseren letzten Ausflug hatte ich aber den ver-
meintlichen Joker in der Freizeitbad-Tasche. Wir
waren nämlich einen Tag vorher shoppen und mei-
ne Kleine beharrte mit ihren 6 Jahren darauf, dass
sie unbedingt „diesen schicken Bikini“ will. Meine
bessere Hälfte machte eine klare Ansage: Da gibt es
doch noch Nichts, wozu man einen Bikini braucht.
Automatisch richtete meine Kleine ihre rehbraunen
Augen auf mich und sagte langgezogen „... der ist
doch soooo schöööön, oooh bitttee“. Wenn Väter von
sechsjährigen Töchtern mit braunen Augen so ange-
schaut werden, wird das Vernunftzentrum im Gehirn
schlagartig außer Kraft gesetzt und macht einem so-
fortigen Kaufreflex Platz. Wir können nichts dagegen
tun, wirklich. Gegen den Protest meiner Frau kaufte
ich diesen überaus notwendigen Bikini. Am kom-
menden Tag in der Umkleide des Freizeitbads dachte
ich: Super, dann schaut die Mütterschaft doch eher
Noch nicht genug gelacht?
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