lausebande-sommer-2020
Titelthema :: Seite 91 Braucht Kinderhaut einen anderen Sonnenschutz als erwachsene Haut? Ja, unbedingt! Die Pigmentzellen der Haut von Kindern sind noch nicht voll ent- wickelt. Das hauteigene Schutz- system muss sich im Lauf der Kindheit erst aufbauen. Deswegen ist es so wichtig, Kinder vor über- mäßiger Sonneneinstrahlung zu schützen. Das ist durchaus mög- lich. Meine beiden mittlerweile erwachsenen Söhne beispielswei- se hatten noch nie in ihrem Leben einen Sonnenbrand. Wie schützen Eltern die Haut ihrer Kinder am besten? Das gelingt, indem Familien ihren Tagesablauf anpassen und nie in der prallen Sonne baden gehen, sondern entweder vor 10 oder am späten Nachmittag. Die Zeit dazwischen sollte im Sommer für eine Si- esta genutzt werden. Auch ein Sonnenschirm schützt nicht, da durch Sand undWasser die Sonne reflektiert wird. Sehr wichtig ist zusätzlicher Sonnenschutz durch spezielle UV-Schutz-Kleidung, die auch im Wasser getragen werden kann und ein Sonnenhut. Bei der Sonnencreme sollten Eltern Licht- schutzfaktor 50 wählen. Können Eltern und Kinder die gleiche Sonnencreme nutzen? Bei Babys und kleinen Kindern würde ich tendenziell eher zu einem phy- sikalischen Filter raten. Ab einem Alter von etwa fünf Jahren muss man da keinen Unterschied mehr machen. In den letzten Jahren hat sich die Qualität von Sonnen- schutzcremes deutlich verbessert. Heute bekommt man auch für wenig Geld guten Sonnenschutz. Noch wichtiger ist ohnehin die UV-Schutz-Kleidung. Laufe ich nicht Gefahr, dass mein Körper durch „zu viel“ Sonnen- schutz zu wenig Vitamin-D bildet? Die Sorge ist unbegründet. Unter- suchungen belegen, dass gesunde Menschen schon durch minimale Sonneneinstrahlung ausreichend Vitamin D produzieren – auch mit Sonnenschutz. Wir haben es immer öfter mit einem „Hitzesommer“ zu tun – was heißt das für Familien? Wir haben dieses Jahr bereits wieder deutlich mehr Sonnentage als üblich. Das lockt die Menschen natürlich nach draußen. Umso wichtiger ist es, die anfangs ge- nannten Verhaltensregeln zu beachten. Sonst wird diese Ent- wicklung langfristig zu mehr Hautkrebs führen. Wie haben sich denn die Zahlen in den letzten Jahren entwickelt? Die Zahlen sind exponentiell an- gestiegen. Heute operieren wir in unserer Hautklinik 10 bis 15 Pati- enten pro Tag wegen Hautkrebs. Früher hatten wir in der Uniklinik so viele Patienten in einer Woche. Wir haben heute die Generationen auf dem OP-Tisch liegen, die sich vor Jahren regelrecht in der Sonne gegrillt haben. Es gibt die Redewendung „Die Haut vergisst nie.“ Was heißt das aus dermatologischer Sicht? Ich will das mal bildhaft erläu- tern: Jedes Mal, wenn wir an der Sonne sind, wird unsere DNA geschädigt, bestimmte Mecha- nismen aus einem großen Tank reparieren das. Aber irgend- wann ist der Tank aufgebraucht. Je öfter ich in die Sonne gehe, desto eher passiert das – also vielleicht schon mit 30 oder 40 Jahren und nicht erst mit 80 Jahren. Man kann es auch mit einer Filmrolle vergleichen. Wird die einmal überbelichtet – eben durch einen Sonnenbrand – ist der Tank sehr schnell geleert. Deswegen müssen Sonnenbrän- de im Kindesalter unbedingt ver- mieden werden, sie sind extrem gefährlich. Was mache ich, wenn es doch zu einem Sonnenbrand gekommen ist? Zunächst einmal sollte man die Haut kühlen. Dafür eignen sich Hausmittel wie feuchte, kühle Handtücher oder Quark- wickel. Auch Creme, mit Aloe Vera oder Panthenol oder After Sun Lotion eignen sich gut. Ein sehr starker Sonnenbrand kann mit leicht cortisonhaltiger Creme versorgt werden, ggf. muss man einen Arzt aufsuchen, wenn die Haut beispielsweise Blasen wirft. Auf jeden Fall sollte man die Sonne meiden, bis der Son- nenbrand verheilt ist. Interview mit dem Hautarzt Dr. Gerd Kautz vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen über den richtigen Sonnenschutz für Kinderhaut. Sonnenbrand bei Kindern ist extrem gefährlich
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