Seite 26 - lausebande_09-2013

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gemischte Klasse 1/2 entsprechen aktuellen Forde-
rungen vieler Bildungsexperten an das Bildungssys-
tem. Andererseits wird aber auch in Brandenburg
das längere Lernen in der Grundschule inzwischen
durch viele sogenannte „Leistungs- und Bega-
bungsklassen“ (LuBK) aufgeweicht, die bereits mit
der 5. Klassenstufe den Übergang zum Gymnasium
ermöglichen. Inzwischen gibt es landesweit 35 Klas-
sen dieser Art.
Im Jahr 2012 führte Brandenburg wie inzwischen
alle Bundesländer außer Rheinland-Pfalz die Ver-
kürzung des Abiturs auf zwölf Schuljahre ein. Da-
mit sollte vor allem eine Forderung der Wirtschaft
erfüllt werden, wonach deutsche Schulabsolven-
ten dem Arbeitsmarkt bereits in deutlich jüngerem
Alter zur Verfügung stehen sollen, angeblich auch
als Vorteil für die jungen Menschen selbst, um in-
ternational mit den jungen Absolventen aus dem
Ausland konkurrenzfähig zu bleiben. Zudem soll
die erwartete längere Lebensarbeitszeit der heuti-
gen Schüler den demografischen Wandel abfedern
helfen. Entsprechend geändert wurde inzwischen
auch das Studiensystem, weg vom umfangreichen
und stark theoretisch geprägten deutschen Diplom
hin zu praxisnäheren und schnelleren Bachelor-
und Masterstudiengängen nach angelsächsischem
Vorbild. Das ist natürlich etwas vereinfacht, trifft im
Grunde aber den Kern. Lediglich an Gesamtschulen
mit gymnasialer Oberstufe bleibt es nach wie vor
beim Abitur im 13. Schuljahr, allerdings wird die-
ses Schulmodell zunehmend seltener. Über welche
Schulen eine Kommune oder ein Landkreis verfügt,
ob Gymnasien oder Gesamtschulen eingerichtet
werden und welche Schulen evtl. geschlossen oder
zusammengelegt werden, liegt in der Planungsho-
heit der Kommunen. Das Bildungsministerium des
Landes steckt in sogenannten Rahmenlehrplänen
einen groben Rahmen der Wissensvermittlung und
Lernziele ab und zeichnet für die Lehrer verantwort-
lich. Seit dem PISA-Schock haben sich die Bundes-
länder zudem auf erste gemeinsame Standards geei-
nigt – wie den verbindlichen Grundwortschatz.
Studium (Fachhochschule, Universität)
Sekundarstufe 2
13
Gymnasiale Oberstufe
an Gesamtschulen
Berufliches Gymnasium
am OSZ
12
Gymnasium
11
Sekundarstufe 1
10
Gesamtschule
Oberschule
Gymnasium
9
8
7
Primärstufe
6
Grundschule
LuBK
5
4
3
2
Flexible Eingangsphase
1
GOST
- Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe |
FOR
- Realschulabschluss/Fachoberschulreife |
EBR
- Erweiterter Hauptschulab-
schluss/Erweiterte Bildungsreife |
BR
- Hauptschulabschluss |
LuBK
- Nach der 4. Jahrgangsstufe Übergang in Leistungs- und Begabungsklassen
an ausgewählten Gymnasien und Gesamtschulen möglich
EBR
EBR
EBR
BR
BR
FOR
FOR
FOR
GOST
GOST
GOST
Bedauerlich scheint heute
, dass die Vorzüge des
leistungsfähigen DDR-Schulsystems, wenn man es
einmal um seine Ideologie bereinigt, scheinbar in
keiner Weise untersucht und betrachtet wurden.
Weder auf Bundesebene noch auf Landesebene las-
sen sich entsprechende Studien finden. Zwar sagt
selbst Jörg Dräger, Bildungszuständiger im Vor-
stand der Bertelsmann-Stiftung, dass die Schulsys-
teme der Neuen Bundesländer noch lange von den
Kompetenzen und guten Lehrern aus der DDR-Zeit
profitiert haben, aber ernsthaft damit auseinander
gesetzt hat sich in der Bildungspolitik offensicht-
lich niemand.