Seite 52 - lausebande-09-2014

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Kolumne :: Seite 52
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
und dann tobten wir zusammen ins Meer. Nach ein
bisschen Wellenspringerei gings dann erst einmal
zum Eincremen zurück zum Stranddomizil. Von un-
serem Ostseeurlaub hatten die Kids im Gegensatz zu
mir noch schöne Erinnerungen an reichlich Spaß in
den Dünen – und wollten gleich eine Partie „Dünen-
greife“ spielen. Dünengreife besteht daraus, dass die
Kleinen durch die Dünen flitzen und sich im hohen
Dünengras verstecken, während Papa schweißtrie-
fend hinterherstiefelt. Hätte ich nur vorher gewusst,
dass Nordseedünen aus so viel mehr Sandbergen als
die an der Ostsee bestehen! Und dass in Dänemark,
wo man auch die Hunde mit an den Strand nehmen
darf, offensichtlich riesenhafte Köter ihr Geschäft
in den Dünen verrichten. Nach einer endlosen Jagd
und zwei Tretminen gab ich die Dünengreife auf und
rief wie mit den Kids vereinbart „Ich bin ein Verlie-
rer, holt mich hier raus!“ – und direkt neben mir
tauchten die Beiden wie die Sandmenschen in Star
Wars aus dem Dünensand auf.
Wir stiefelten zurück zu unserer Stranddecke und
wunderten uns schon beim Blick von der Düne, dass
nun doch alle Familien näher ans Wasser umgezo-
gen waren. „Siehste, das war den anderen Papas be-
stimmt peinlich.“ war der bewundernde Kommentar
meiner Kleinen.
Als wir aber die Reihe der parkenden Autos passier-
ten, dämmerte es bei mir langsam. Der Strand war
plötzlich viel kürzer. An der Nordsee sind Ebbe und
Flut natürlich etwas mehr zu spüren. Unsere Strand-
fläche war längst im Meer versunken. Der Junior
moserte wegen seines Surfbretts und brabbelte ein
„typisch Papa“, meine Kleine weinte bittere Tränen
wegen ihrem Gummi-Delfin. Am Wasser angekom-
men, war nichts mehr zu sehen. Auf einmal setzte
aber eine Polonaise von den umliegenden Strand-
oasen ein. Es war wie Weihnachten, jeder brachte
etwas von unseren Familienbadesachen zurück.
Em Ende schaute mich meine Kleine vorwurfsvoll,
aber wieder glücklich an. Sie deutete erst auf ihren
Oberarm und dann auf ihren Kopf und sagte dazu:
„Mensch Papa, nicht nur hier – auch da muss mans
haben. Bei dir ist im Urlaub echt Ebbe im Kopf.“ Ver-
dammt, mit ihren sieben Lenzen hatte sie Mamas
Weisheit und das Prinzip von Ebbe und Flut schon
besser verstanden als ich. Euer lausitzDADDY
Was für ein Sommer! Zwei Wochen durch-
gehend Sonne begleiteten unseren Fami-
lienurlaub an der Westküste Dänemarks.
Natürlich sind wir gleich nach Ankunft und Feri-
enhaus-Check am ersten Abend ans Meer gedüst.
Wir trauten unseren Augen nicht: hier konnte man
mit dem Auto direkt bis an den Strand fahren. Kein
Wadentraining beim Dünenwatscheln! Sonst musste
ich immer wie das einzige Kamel einer arabischen
Großfamilie mit Familienbadesachen-Rollkoffer,
Gummitier, Decken, Surfbrettern und Verpflegung
endlose Dünen hinauf- und hinabstapfen. Selbst den
berüchtigten Sherpas aus dem Himalaya hätte ich
als Dünenkamel Hochachtung abgerungen.
Diesmal war aber alles anders. Ich erklärte den
Strand des kleinen Badeortes Vejers sofort zu mei-
nem weltweiten Lieblingsstrand. Am ersten richti-
gen Urlaubstag packte ich auch gleich die Kids ein
und düste auf vier Rädern ans Meer. Meine bessere
Hälfte entspannte sich erst einmal im Ferienhaus.
Am Strand angekommen, kam dann doch das Kamel
in mir durch und ich schleppte unseren Strandhaus-
halt aus der Parkreihe im hinteren Strandbereich
bis ganz nach vorn ans Wasser. Meine Kids sahen
mich eher skeptisch an, da alle anderen Familien
ihre Strandzelte etwas weiter entfernt vom Wasser
aufgeschlagen hatten. Ob es denn hier Haie gibt?
Quatsch, sagte ich, die anderen Papas sind vom vie-
len Strandparken nur zu faul geworden und schaffen
die Strecke bis zum Wasser gar nicht mehr. Meine
Kleine sah mich bewundernd an: „Stimmt Papa, du
bist auch ganz schön stark!“ Wie gern würde ich
mich manchmal mit ihren Augen sehen! Jedenfalls
blitzen einmal beim Wechsel in die Badesachen un-
sere kreideweißen Urlaubsanfänger-Hinterteile auf
Noch nicht genug gelacht?
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