Seite 6 - lausebande-09-2014

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Titelthema :: Seite 6
präsentiert
gar Zwang auf jungen Müttern zu lasten, ihr Baby
unbedingt stillen zu müssen.
Fachliche Kompetenz fehlt noch an vielen
Stellen.
Glücklicherweise liegt also heute fast
überall ein Konsens darüber vor, dass Stillen gut
und wichtig ist, Fachpersonal wie Öffentlichkeit
ist im Grundsatz „stillwillig“. Wie sieht das
jedoch umgesetzt in der Praxis aus? Was soll
eine junge Mutter konkret tun, deren Kind nicht
mustergültig an der Brust trinkt und deren
Brustwarzen so sehr schmerzen, dass sie sich vor
jeder Stillmahlzeit fürchtet? Welchen Rat werden
ihr die medizinischen Fachpersonen in den
ersten Wochen geben, wenn das Baby gefühlte
100 Mal täglich nach der Brust verlangt und in
den Abendstunden typisches Dauerstillen zeigt?
Erhält sie nach der Gewichtskontrolle des Babys
die Information, dass dieses Verhalten normal ist,
und wird sie ermutigt, sich darauf einzulassen?
Oder wird die Angst geschürt, sie könnte zu
wenig Milch haben, das Baby zu abhängig von
sich machen oder ihrem Kind ein ungesundes
Verhalten antrainieren? Erhält die Mutter mit den
Wenn wir über das Stillen sprechen,
sprechen wir auch immer gleichzeitig über
das Nicht-Stillen, über Ersatznahrung,
über Flaschenfütterung. Schließlich ist trotz
aller politischen Bemühungen (Voll-)Stillen
im europäischen Raum noch immer keine
selbstverständliche Norm. Die meisten Babys
werden innerhalb weniger Wochen nach der
Geburt nur noch teilgestillt und noch vor Ende des
ersten Lebenshalbjahres abgestillt. Gut also, dass
es weiterhin Bemühungen um Aufklärung und
Stillunterstützung allerorten gibt, so mag man sich
denken. Müssten wir nicht sogar noch viel mehr
für das Stillen werben? Zeigen nicht die Debatten
um langzeitstillende Mütter oder unerwünschtes
Stillen in der Öffentlichkeit, dass es noch immer
schlecht um einen entspannten Umgang mit
stillenden Müttern bestellt ist?
Stillförderung als Zwang?
Neben dieser
statistischen Realität existiert auch eine weitere,
gefühlte Realität, gerne von Medienberichten
aufgegriffen und dramatisiert dargestellt: Es
scheint längst ein enormer Druck, wenn nicht
Stillen kann bunt sein!
Leider herrscht oft viel Unkenntnis zum Thema Stillen vor – zum Nachteil junger Mütter.