lausebande-09-2020

Aktuelles :: Seite 25 ten Pandemie Kitas und Schulen geöffnet blieben, konnte kein signifikanter Unterschied zwischen der Infektionshäufigkeit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ermittelt werden. All das weist darauf hin, dass Kinder und Jugendliche das Virus genauso weitergeben dürften wie Erwachsene. Reichlich Licht gibt es allerdings bei den Auswir- kungen des Virus auf Kinder und Jugendliche. Zum Redaktionsschluss wies das RKI in seinem Tages- bericht knapp 250.000 ermittelte Infektionen an SARS-CoV-2 seit Beginn der Pandemie in Deutsch- land aus. Von den knapp 9.300 an oder mit dem Virus Verstorbenen waren gerade einmal 3 im Alter zwischen 0 und 19 Jahren, alle drei hatten sehr kom- plexe Vorerkrankungen. Betroffen bleiben vor allem Menschen im Alter ab 70 und mit oft mehreren Vor- erkrankungen, der Altersdurchschnitt verstorbener Fälle liegt weiter bei 81 Jahren. Schwere Verläufe sind auch im jüngeren Alter möglich, in Medien wird immer wieder über junge und sportliche Er- wachsene ohne Vorerkrankungen berichtet, die in- folge eines schweren Krankheitsverlaufs einschnei- dende Folgeschäden erleiden. Diese Fälle sind aber sehr, sehr selten und werden medial überbetont. Sorgen sollten sich Eltern vor allem um ihre eigenen Eltern machen – denn selbst die älteren Patienten, die CoViD-19 mit einer Beatmung überleben, klagen über teils immense Folgeschäden. Heilung und Impfstoff Noch nie in der Geschichte der letzten einhundert Jahre wurde in vergleichbarer Weise an der Therapie für eine Krankheit und an einem Impfstoff gearbeitet. Was derzeit noch viel zuwenig betrachtet wird, ist die Vorbereitung der Bevölkerung, insbeondere der Fa- milien, auf die möglicherweise im kommenden Jahr anstehende Impfung zum Schutz vor SARS-CoV-2. Auch hier sorgen Fake News für viele Unsicherheiten, insbesondere, weil für die Entwicklung von Impfstof- fen normalerweise sechs bis sieben Jahre vergehen – und hier nach gerade einem Jahr Entwicklungszeit die ersten Kandidaten an den Start gehen sollen. Das klingt vorschnell und unsicher – und ist natürlich Wasser auf den Mühlen von Impfgegnern. Dabei gibt es klare Argumente, warum das in diesem besonderen Fall so schnell gehen kann. Zum einen ist es der Hinweis auf die Alternative. Eine Alternative zum Impfstoff ist die natürliche Herdenimmunität, bei der ein ausreichend großer Teil der Bevölkerung mittels durchlebter Infektion die Immunität erreicht hat. Ob dies, wie noch im Frühjahr angenommen, 60 bis 70 % sein müssen, oder ob bereits die Hälfte der Bevölkerung ausreicht, ist bezogen auf SARS- CoV-2 noch unklar. Studien in einigen Slums in Indien haben dort im Spätsommer trotz monatelan- gem Lockdown einen Anteil der Infizierten an allen Bewohnern in Höhe von 40 % nachgewiesen. Man vermutet, dass die Pandemie aufgrund der engen Kontakte in diesen Elendsvierteln bereits durchge- laufen ist und der Anteil durchlebter Infektionen für eine Herdenimmunität ausreichen könnte. Zum Ver- gleich: in Schweden hat sich trotz Verzicht auf einen Lockdown gerade einmal ein Anteil von rund 7,5 % mit SARS-CoV-2 infiziert, im Staat New York sind es bei einem fast ungebremsten Verlauf und einer kata- strophalen Überlastung der Kliniken mit tausenden Toten zwischen 12 und 15 %. Mit Blick auf die Anzahl schwerer Erkrankungen und der Todesraten bei un- gebremstemVerlauf ist klar, dass der Weg der schnel- len Herdenimmunität für Deutschland kaum infrage kommen dürfte und Verstorbene im sechsstelligen Bereich kosten würde. Selbst seltene Ausnahmen schwerer Verläufe für die Kinder- und Elterngenera- tion würden beim ungebremsten Verlauf in der Zahl um ein Vielfaches jenes Risiko übersteigen, einen Impfschaden zu erleiden. Deshalb ist es auch im In- teresse der Familien, das Infektionsgeschehen flach zu halten und wie im Falle anderer Krankheiten mit Pandemiepotenzial auf einen Impfstoff zu vertrauen, sobald dieser verfügbar ist. Schnelle Herdenimmuni- tät scheidet demnach als Alternative aus. Damit wären wir bei der Sicherheit der aktuell ent- wickelten Impfstoffe, die mit Blick auf die Geschwin- digkeit von Unwissenden angezweifelt wird. Es gibt einfache Gründe, warum es diesmal so schnell gehen kann, wenn denn wirksame Mittel gefunden werden. Noch nie in unserer jüngeren Geschichte hat sich ein Virus derart drastisch auf die globale Gesellschaft ausgewirkt. Sämtliche Staaten sind bereit, hohe Prei- se für eine Rückkehr zur (wirtschaftlichen) Normali- tät zu zahlen und sämtliche Staaten auf der Erde sind betroffen. Die aktuellen Investitionen in Projekte zur Entwicklung von Impfstoffen und Therapien sind beispiellos. Das deutsche Unternehmen CureVac, das einen hoffnungsvollen Impfstoff entwickelt, ging z.B. im August in New York an die Börse und sammelte über 200 Mio. Dollar ein. Sowohl einzelne Staaten als auch internationale Allianzen investieren etliche »

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