lausebande-09-2020
Aktuelles :: Seite 26 Milliarden. Die Pharmakonzerne und verschiedene Biotec-Unternehmen investieren ebenso in Impfstoff- projekte, da jenen, die rechtzeitig einen Impfstoff auf den Markt bringen, ein Multi-Milliardengeschäft in Aussicht steht. Sie alle profitieren auch von der Pan- demie mit SARS-CoV-1 im Jahr 2003, nach der bereits über 15 Jahre Zeit für die Erforschung eines ähnlichen Virus waren und so viele Erkenntnisse auch zumögli- chern Trägersubstanzen für einen Impfstoff vorlagen. Insgesamt sind derzeit auf der Welt über 160 Impf- stoffprojekte gegen SARS-CoV-2 unterwegs, sieben von ihnen befanden sich Mitte August bereits in der Phase III, die nach Verträglichkeitsstudien die Wirk- samkeit nachweisen muss. Danach folgen Zertifizie- rungen und Zulassungen. Die Geschwindigkeit wird durch die enormen finanziellen Mittel ermöglicht. Sonst mit Vorsicht nacheinander ablaufende Prozes- se werden parallel geschaltet, Ausstattung mit Perso- nal und Technik ist kaum an Budgetbeschränkungen gebunden. Was die Sicherheit anbelangt, müssen die Impfstoffe genau die gleichen Anforderungen wie alle anderen Impstoffe erfüllen, also ihre Verträglich- keit und Wirksamkeit in ausreichend untersetzten Studien nachgewiesen haben. Das gilt zumindest für die EU und für Deutschland wie für alle westlichen Länder. Ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 steht den üblichen Impfstoffen gegen Influenza, Tetanus & Co. demnach in Sachen Sicherheit in nichts nach. Auch wenn sich derzeit bereits sieben Impfstoffkan- didaten in der letzten Phase der klinischen Studien befinden, vermuten Experten einen zugelassenen und verfügbaren Impfstoff in Deutschland nicht vor dem Frühjahr 2021. Vermutlich wird es dann auch verschiedene Impfstoffe mit verschiedenen Vor- teilen geben, so kann ein Impfstoff eher für ältere Menschen oder Risikogruppen mit schwächerem Immunsystem geeignet sein. Da Impfstoffe dann in entsprechender Menge erst einmal produziert werden müssen – und das für die gesamte Weltbe- völkerung – kann sich eine Verfügbarkeit für alle Menschen noch viele Monate hinziehen. Einige Ex- perten vermuten, dass die Pandemie uns selbst bei schnellem Finden eines Impfstoffs mit dann evtl. nachlassenden Schutzmaßnahmen noch mindes- tens bis zum Jahresende 2021 begleiten wird. Noch nicht geklärt ist, welche Prioritäten bezüglich der zu impfenden Personen zeitlich vorgenommen werden sollen. Einigkeit scheint zu bestehen, dass zuerst Ri- sikogruppen wie ältere Menschen und Vorerkrankte sowie Mitarbeiter bestimmter systemrelevanter Be- reiche mit erhöhtem Ansteckungsrisiko wie etwa in der Medizin oder in der Pflege eine Impfung erhal- ten. Geht man nach der Gefährdung und Betroffen- heit, könnten gerade Kinder und Jugendliche zuletzt an der Reihe sein. In Deutschland ist übrigens nach einer aktuellen TK-Studie weniger als die Hälfte der Kleinkinder bezüglich der bestehenden Empfehlungen der Stän- digen Impfkommission (Stiko) ausreichend geimpft. Das lässt erahnen, welche Aufklärungsarbeit hier auch völlig unabhängig von der aktuellen Viruspan- demie noch notwendig ist. Anzahl weltweiter Impfstoffprojekte gegen SARS-CoV-2 nach ihrer jeweiligen Entwicklungsphase, Quelle: WHO Stand: 17. August 2020, Quelle: WHO via The Guardian 138 25 15 7 1 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Präklinische Tests Phase 1 Phase 2 Phase 3 Zulassung Anzahl der weltweite SARS-CoV-2-Impfstoffe nach Entwicklungsphase Russland erteilte als erstes Land weltweit die Zulas- sung für einen SARS-CoV-2-Impfstoff. Das Mittel aus dem Moskauer Gamaleya-Institut wird erst seit zwei Monaten an Menschen getestet und soll nun noch vor Start der dritten Testphase in die Produktion gehen.
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