lausebande-09-2020
Aktuelles :: Seite 27 ZumHerbst, zu Kitas und Schulen Ob sich die Erkenntnisse über die Empfänglichkeit und Weitergabe von SARS-CoV-2 durch Kinder und Jugendliche auch im wieder gestarteten Regelbetrieb in Kitas und Schulen wiederspiegeln, wird man si- cher erst nach einigen Wochen wissen. Was schon jetzt immer deutlicher wird, ist allerdings die künf- tige Betroffenheit von Schulen und Kitas. Vor allem durch Reisetätigkeiten nehmen Neuinfektionen der- zeit deutlich zu. Man kann davon ausgehen, dass nicht alle Infizierten zu ermitteln sind, da Infektionen auch auf dem Reiserückweg z.B. in den Warte- und Ankunftsbereichen der Flughäfen geschehen kön- nen und Infektionen auch zügig im Familienverbund weitergegeben werden können. War das Virus im Frühjahr noch in einzelnen regionalen Ausbrüchen klar zuzuordnen, hat es sich inzwischen mit vielen Einzelfällen über ganz Deutschland verteilt. Anfang Juli waren es noch 125 Landkreise, die binnen einer Woche kein Infektionsgeschehen verzeichneten, zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe, rund 6 Wochen später, waren es gerade noch 17 der insgesamt knapp 300 Landkreise und kreisfreien Städte. Wir können also davon ausgehen, dass sich das Virus weiter verbreitet und früher oder später auch Kitas und Schulen erreichen wird. Das ist bei einer Pan- demie auch kaum zu verhindern. Fraglich ist nur, ob die Einrichtungen über entsprechende Konzepte ver- fügen, um einen vollständigen Lockdown bzw. eine Schließung zu verhindern, wie es derzeit bei Auftre- ten von nur einem Infektionsfall an einigen Einrich- tungen geschehen ist. Auch hier geben die bisherigen Erkenntnisse klare Hinweise, wie so ein Konzept aus- sehen könnte. Es geht vor allem darum, die Anste- ckung mittels Aerosolen zu vermeiden und Cluster zu begrenzen. Schutzmaßnahmen können das Tragen von Masken und ein ausreichender Luftaustausch in geschlossenen Räumen sein – empfohlen wird, das gesamte Luftvolumen eines Raums 20 Mal pro Stun- de auszutauschen. Aktuell sind noch keine Konzepte zu erkennen, wie man dem im Herbst und Winter, wenn aufgrund der Temperaturen nicht beständig alle Fenster geöffnet werden können, gerecht wer- den will. Eine zweite Maßnahme könnte die Begren- zung evtl. Cluster darstellen. Beispiele wären die Aufteilung von Schulklassen bzw. Kitagruppen und ebenso die Trennung des pädagogischen Personals in bestimmte Gruppen, deren Kontakt zu anderen Clustern an der Einrichtung unterbunden wird. Im Falle eines Infektionsfalls müsste so nur das jeweili- ge Cluster isoliert und getestet werden – der sonstige Regelbetrieb könnte fortgesetzt werden. Arbeits- oder andere Gemeinschaften über Gruppen oder Jahrgän- ge hinweg verbieten sich anhand der Erkenntnisse bereits jetzt, wenn Einrichtungen sorgfältig arbeiten. Mit solchen Maßnahmen wird ab diesem Herbst ein Konzept wahrscheinlicher, wie es der Virologe und Epidemiologe Prof. Alexander S. Kekulé bereits im Frühsommer forderte – Smart Distancing (S.M.A.R.T): • S chutz der Risikogruppen • M asken • A ufklärung des Infektionsgeschehens • R eaktionsschnelle Nachverfolgung • T ests Das aktuelle AHA-Prinzip soll hierdurch ergänzt wer- den. Die wichtigsten zusätzlichen Punkte bestehen in der schnellen Einordnung des Infektionsgeschehens (so soll ein potenzielles Clusterereignis mit deutlich mehr Infektionspotenzial von Einzelfällen unterschie- den werden), der schnellen Nachverfolgung von In- fektionsketten und schnellen sowie umfangreichen Tests. Davon sind wir aktuell in Kitas und Schulen weit entfernt, entsprechende Konzepte von Seiten der Politik sind noch nicht erkennbar. An einigen Schulen finden noch immer jahrgangs- und klassenübergrei- fende Arbeitsgemeinschaften statt, Pädagogen haben an vielen Einrichtungen übers gesamte Kollegium und die Kinder bzw. Jugendlichen hinweg Kontakt, die Maskenpflicht wird lachs gehandhabt. Es ist ganz sicher Sache der Eltern, Kindern die Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen zu vermitteln. Wer Hilfe be- nötigt, um ernst genommen zu werden, findet im In- ternet ausreichend Bilder zu den teils katastrophalen Zuständen in Italien, Südfrankreich, den USA und an- deren Staatenmit extremen Problemen in bestimmten Phasen der Pandemie samt Leichen-Kühlwagen vor Krankenhäusern und Massengräbern. Wir sind in Deutschland gut aufgestellt, allerdings sollten wir un- sere komfortable Situation nicht verspielen. Insofern hoffen wir, im Corona-Update der Oktoberausgabe mit etwas weniger Alarmsignalen auszukommen und eine Situation vorzufinden, in der das Infektionsge- schehen durch Konzepte flankiert wird, die eine klare Strategie mit Verzicht auf einen weiteren Lockdown, aber ebenso einer Begrenzung des Infektionsgesche- hens ermöglichen. Weitere Infos finden Sie unter: www.lausebande.de
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