lausebande-09-2020
es jedoch trotzdem erst nach Bewilligung des An- trags inklusive Medienentwicklungsplan. Und die- ser hat es in sich. Bei der Suche nach Vorlagen im Netz stößt man auf Dokumente mit Längen von 10 bis weit über 30 Seiten. Das Bildungsministerium des Landes Brandenburg stellt für das Antragsverfahren ein Formular im PDF- Format zur Verfügung (11 Seiten Länge plus Anhän- ge). Folgende Inhalte sind unter anderem gefordert: • ein schulspezifisches Leitbild zur Bildung in der digitalen Welt • eine Bestandsaufnahme und Planung der zu- künftigen Medienbildung • eine Bestandaufnahme vorhandener und benö- tigter Ausstattung inklusive Begründungen • eine detaillierte Erhebung der digitalen Kompe- tenzen der Lehrkräfte inklusive Fortbildungs- planung Der Blanko-Antrag für Schulen aus Baden-Württem- berg ist noch deutlich umfangreicher, dieser um- fasst unausgefüllt bereits 37 Seiten. Spannend ist hier, dass auch der voraussichtliche Arbeitsaufwand mit angegeben wird. Das Landesmedienzentrum Ba- den-Württemberg veranschlagt ... • ... für das Leitbild: einen pädagogischen Tag oder mehrere zwei- bis dreistündige „Runde Ti- sche“ mit Arbeitsaufträgen zwischen den Ter- minen, zusätzlich einen öffentlichen Präsentati- onstermin • ... für die Bestandsaufnahme und Planung der Medienbildung: ein bis zwei Monate je nach Art und Größe der Schule und Kapazität der Fach- schaften • ... für die Bestandsaufnahme der vorhandenen und benötigten Ausstattung: zwei bis vier Wo- chen, möglichst unter Einbeziehung der Eltern Es wird deutlich: Den Medienentwicklungsplan zu erstellen, ist eine Mammutaufgabe und erfordert ne- ben viel Zeit auch die Einbeziehung möglichst al- ler Lehrkräfte. In Sachsen konnte diese mithilfe der oben erwähnten Unterstützungsangebote umgesetzt werden – auch wenn es sicherlich keine leichte Auf- gabe war. Brandenburgischen Schulen scheint die langwierige Erstellung des Medienentwicklungsplan schwerer zu fallen – das verdeutlicht die geringe An- zahl an Anträgen. Doch woran könnte das liegen? Von der Pressestel- le des Bildungsministeriums Brandenburgs wollten wir wissen, seit wann das Ministerium Arbeitshil- fen zur Verfügung stellte, ob das Ministerium eben- falls Infoveranstaltungen zumMedienentwicklungs- plan ausrichtete und „Best Practise“-Beispiele kom- munizierte. Die Pressestelle blieb uns bis zum Re- daktionsschluss dieser Ausgabe leider eine Antwort schuldig. In Sachsen startete der Antragszeitraum für die Di- gitalpakt-Mittel bekanntlich 3 Monate früher als in Brandenburg und befindet sich nun im September auf der Zielgeraden. In Brandenburg haben Schu- len dafür noch bis zum Jahresende Zeit. Auch auf die Anfrage, ob das Ministerium damit rechnet, dass die Digitalpakt-Mittel bis zum 31.12.2020 aus- geschöpft sein werden, äußerte sich die Pressestel- le nicht. Läuft es am Ende darauf hinaus, dass die Digitalpakt-Mittel in Brandenburg tatsächlich unge- nutzt bleiben und die Digitalisierung der Schulen verschlafen wird? Hürde #2: IT-Fachkräftemangel Der Aufwand für Betrieb, Support und Wartung der IT in den Schulen soll ebenfalls von den Kommu- nen, privaten Schulträgern und Schulen geleistet werden. Hier treffen die nach Unterstützung suchen- den Schulen auf einen leergefegten IT-Fachkräfte- Markt und volle Auftragsbücher bei allen Anbie- tern. Dadurch übernehmen vielerorts die Lehrkräf- te technische Problembehebungen, sind Ansprech- partner für andere Lehrkräfte und für Schülerinnen und Schüler bei technischen Problemen. Dabei soll- te die Hauptaufgabe der Lehrkräfte die pädagogi- sche Vermittlung von Kompetenzen und Inhalten sein und nicht die Wartung von Netzen und Geräten. Immerhin: Der Bund will sich im Schuljahr 2020/21 pauschalisiert bei der Ausbildung und Finanzie- rung von Administratoren an den Schulen beteili- gen. Mit dem „Beratungs- und Unterstützungssys- tem für Schulen und Schulaufsicht“ wurde zudem eine Gruppe von Digitalberater/innen geschaffen, die in Brandenburg Schulen u.a. bei der Einführung der Schul-Cloud ab dem Schuljahr 2020/21 begleiten. Dennoch zeichnet sich durch diese ersten beiden Hürden bereits ab: Schulen mangelt es schon im Vorhinein an Zeit, Geld, Administration und Unter- stützung, oftmals auch an Dienstrechnern. So » Spezial :: Seite 31
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