lausebande-09-2020
mutet das Digitale an Schulen schnell als Zusatz- belastung an, und nicht als Erweiterung der Mög- lichkeiten. Und so wird die Schere zwischen Schu- len, denen die digitale Transformation gelungen ist und solchen, die die Hände über dem Kopf zusam- menschlagen, immer größer. Hürde #3: Überlastung der Prüfanstalten Dass die Beantragung der Digitalpakt-Mittel in Bran- denburg erst drei Monate später als in Sachsen mög- lich war, rächte sich im Frühjahr 2020, als die Coro- navirus-Pandemie ihren vorläufigen Höhepunkt in Deutschland erreichte. Verantwortlich für die for- melle und inhaltliche Prüfung der Anträge und Me- dienentwicklungspläne sind die Investitionsbanken der Länder, in Brandenburg die ILB. Ausgerechnet zu der Zeit, als Schulen aufgrund ihrer holprigen Home- schooling-Erfahrungen ihren Bedarf an Fördermitteln zur Digitalisierung erkannten, waren die Kapazitäten der ILB an anderer Stelle gebunden: beim Corona-So- forthilfeprogramm. Erst als die ILB der Flut an 76.000 Soforthilfe-Anträgen Herr geworden war, konnte sie wieder zum normalen Arbeitsmodus übergehen. In der Zwischenzeit mussten Kapazitäten an anderen Stellen wie den Digitalpakt-Anträgen eingespart wer- den. Dadurch lässt sich erklären, warum von den 133 Anträgen Ende Juli erst 21 bewilligt werden konnten und so erst 3,1 von 168 Millionen Euro aus dem Topf genutzt werden können. Der Bund will einspringen Möglicherweise springt in Sachen digitaler Infrastruk- tur die Bundesregierung ein, die kürzlich eine erneu- te Digitalisierungsoffensive ankündigte. Bundeskanz- lerin Angela Merkel, SPD-Chefin Saskia Esken und die Bildungsminister von Bund und Ländern einig- ten sich im August darauf, dass jeder Lehrer einen Dienst-Laptop bekommen soll und jeder Schüler ei- nen Internet-Zugang, der maximal 10 Euro imMonat kostet. In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsminis- terium soll außerdem jede Schule in Deutschland an schnelles Internet angeschlossen werden. Abgesehen vomWLAN in den Haushalten der Schüler/innen sind das Maßnahmen, die jede Schule bereits mithilfe der Digitalpakt-Mittel für sich hätte umsetzen können. Konkrete Beschlüsse wurden bei dem Treffen leider noch nicht gefasst. In folgenden Gesprächen wol- len Bund und Länder die nächsten Schritte aushan- deln. Sollte hieraus ein weiteres, umfangreiches För- derprogramm für Deutschlands Schulen erwachsen, muss jedoch unbedingt sichergestellt werden, dass die Antragstellung unkompliziert und schnell von- stattengehen kann. Sonst könnte hier erneut das Problem entstehen, dass die Schulen mancher Bun- desländer ihren Anteil am Fördertopf problemlos ausschöpfen können, während andere diese Mög- lichkeit verschlafen oder mit der Komplexität nicht umgehen können. 2. KNOW-HOWDER LEHRKRÄFTE Das Antragsverfahren des Digitalpakts sieht vor: keine Förderung ohne Qualifizierung der Lehrkräf- te. Tatsächlich nützen weder moderne Infrastruktur noch die tollsten Endgeräte etwas, wenn Lehrer/in- nen diese nicht sinnvoll einzusetzen wissen. Dass es so mancher Lehrkraft an Kompetenz für die Benut- zung technischer und digitaler Möglichkeiten man- gelt, ist allgemein bekannt. Hier könnte die Corona- virus-Pandemie für einen Schub gesorgt haben. Mit der Schulschließung imMärz sahen sich viele Lehr- kräfte gezwungen, sich mit Hardware und Software auseinanderzusetzen. Auch wenn dieser Effekt nicht messbar ist, dürfte hier ein Lernprozess reifen, dem sich kaum eine Lehrkraft mehr verschließen kann. Sommerferien: Fortbildungen oder „Füße hoch“? Der „offizielle“ Weg, Lehrer in Sachen digitale Schu- le fit zu machen, sind Fortbildungen. In den Som- merferien wären dafür immerhin sechs Wochen Zeit gewesen. Doch wurden diese genutzt – oder sind viele Lehrkräfte aufs Homeschooling genauso un- vorbereitet, wie noch vor einem halben Jahr? „Die Zeit“ recherchierte Anfang August, wie die Bun- desländer Deutschlands auf eine mögliche erneute Homeschooling-Zeit vorbereitet sind. In Sachen digi- taler Fortbildungen sehen die Fortschritte demnach mager aus: In Rheinland-Pfalz hatten während des Lockdowns mehr als tausend Lehrer an Web-Semi- naren und Online-Tutorials teilgenommen. Ebenso viele wären es in Bremen, in Mecklenburg-Vorpom- mern doppelt so viele. In Schleswig-Holstein hätten sich 800 Lehrkräfte in den Ferien weiterbilden las- sen. Angesichts der fünfstelligen Anzahl an Lehr- kräften, die in jedem Bundesland unterrichten, ist das ein sehr geringer Anteil. Für die Anzahl an Fortbildungen während der bran- denburgischen Sommerferien konnten wir keine An- Spezial :: Seite 32
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