lausebande-09-2022

86 › Titelthema „Mit meinen Geschwistern kann ich so schön spielen. Außerdem ist es toll, dass mir mein großer Bruder bei den Hausaufgaben helfen kann. Was ich nicht mag ist, wenn mich mein Bruder ärgert oder meine Schwester zickt.“ Tessa, 9 Gibt es den idealen Altersabstand? Wissenschaftlich lässt sich die Frage mit „ja“ beantworten: Am harmonischsten verläuft laut Familienforscher Hartmut Kasten die Geschwisterbeziehung zwischen großem Bruder und drei Jahre jüngerer Schwester: „Studien zeigen, dass es in Familien mit dieser Konstellation am seltensten zur Scheidung der Eltern kommt.“ Diese Geschwister kommen besonders gut miteinander klar, rivalisieren selten und können viel miteinander anfangen, so Kasten. In der Praxis können Eltern den Altersabstand nicht unbedingt so beeinflussen, wie sie sich das vielleicht wünschen. Und wie bei jeder Regel gibt es auch hier Ausnahmen. So kann auch die eben erwähnte Konstellation zu viel Zoff führen, genauso wie zwei Schwesternmit einemAbstand von nur anderthalb Jahren ein Herz und eine Seele sein können. Kommt noch ein drittes und vielleicht viertes Kind hinzu, verändert sich das Familiengefüge erneut. Geschwister können sich jetzt nicht nur gegenüber den Eltern verbünden, sondern auch gegenüber den anderen Geschwisterkindern. Generell gilt: Je näher sich die Kinder stehen, desto wahrscheinlicher wird es zu Konflikten kommen. Ein geringer Altersabstand und vielleicht noch das gleiche Geschlecht führen dazu, dass die Vergleichs- und Konkurrenzmöglichkeiten größer sind. Solche Geschwister stehen sich sehr nahe, entwickeln eine große Intimität, geraten aber auch häufiger aneinander. Ab einem Altersabstand von etwa fünf bis sechs Jahren, haben die Geschwister relativ wenig Anknüpfungspunkte. Die Bande zwischen den beiden wird zumindest in den ersten Jahren eher locker bleiben, weil die Interessen einfach zu unterschiedlich sind. Je größer der Altersabstand, desto eher wachsen Geschwister wie Einzelkinder auf. Aus Elternperspektive sieht es wieder etwas anders aus: Ein sehr kleiner Altersabstand von ein bis zwei Jahren ist während der zweiten Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren körperlich und psychisch sehr anstrengend, dafür sind gemeinsame Familienaktivitäten leichter zu organisieren, weil die Kinder ähnliche Interessen haben. Ein eher großer Abstand von mindestens fünf Jahren ist vor allem für die Mütter nicht so fordernd. Dafür allerdings fängt man mit Windel, Nuckel und Kinderwagen quasi wieder von vorn an, kurz nachdem das große Kind dem Kleinkindalter entwachsen ist. Außerdem ist es schwerer, in der Freizeit und im Urlaub Aktivitäten zu finden, die beiden Kindern Spaß machen. Großer Bruder, kleine Schwester – laut Wissenschaft die ideale Geschwisterkonstellation.

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