lausebande-09-2022

92 › Titelthema Eigenes oder gemeinsames Kinderzimmer? Während unseren Eltern und Großeltern diese Frage gar nicht erst gestellt wurde, weil der Raum begrenzt war, wachsen Kinder heute in der Regel in getrennten Kinderzimmern auf. Insofern kann man die Frage nicht richtig oder falsch beantworten. In erster Linie geben die räumlichen Voraussetzungen die Antwort. Eine Familie, die mit drei Kindern in einer Vier-Zimmer-Wohnung lebt, kann eben nicht jedem Kind ein eigenes Zimmer bieten. Je nach Altersabstand und Geschlecht, kann man Geschwister durchaus bis in die Grundschulzeit in einem gemeinsamen Kinderzimmer lassen. Größer als vier oder fünf Jahre sollte der Altersabstand aber nicht sein. Ist das jüngere Geschwisterkind ein Nachzügler und der große Bruder bei der Geburt schon in der Schule, wird er sein Reich kaummehr mit dem Baby teilen wollen. Ab einem gewissen Alter kann auch das Geschlecht eine Rolle spielen. Zwei Schwestern, die nur zwei Jahre auseinander sind, werden sich länger im Prinzessinnen-Zimmer wohlfühlen als Bruder und Schwester. Nicht zuletzt hängt die Entscheidung davon, ob die Geschwister sich ein Zimmer teilen, vom Miteinander ab: Verstehen sie sich im Alltag gut miteinander, spielen sie gern gemeinsam, streiten sie viel? Wenn die Wohnfläche kein eigenes Zimmer für jedes Kind hergibt, haben Familien folgende Möglichkeiten: Ein Raumteiler – das kann ein Bücherregal oder Kleiderschrank sein, aber auch ein Hochbett oder ein Vorhang – kann ein ausreichend großes Zimmer quasi zu zwei Zimmernmachen. Spätestens wenn die Kinder in die Pubertät kommen, sind klare Regeln und Absprachen nötig: Hat eines der beiden Kinder Besuch von Freunden, sollte das andere sich bereit erklären, das gemeinsame Zimmer in dieser Zeit nicht zu nutzen. Eine weitere Möglichkeit kann sein, dass die Eltern ihr Schlafzimmer aufgeben und das Wohnzimmer doppelt nutzen. Eine Herausforderung wird die Zimmeraufteilung für Familien mit drei oder mehr Kindern. Denn die wenigstenWohnungen oder Häuser verfügen über mindestens sechs Zimmer. Hier hat es sich etabliert, dass das größte Kind ein eigenes Zimmer bekommt. Wenn es auszieht, kann das nächstgrößere Kind nachrutschen. Die jüngeren Geschwister teilen sich so lange wie nötig ein Zimmer. Ein festes Alter, wann Kinder unbedingt ein eigenes Zimmer brauchen, gibt es nicht. Unsere Großeltern mussten sich oft die komplette Kindheit und Jugend ihr Zimmer mit meist mehreren Geschwistern teilen. Heute ist in vielen Familien spätestens mit Beginn der Pubertät Schluss mit einem gemeinsamen Kinderzimmer. Dann brauchen die Jugendlichen einen Rückzugsort und grenzen sich zunehmend ab, nicht nur von den Eltern, sondern auch vom Bruder oder von der Schwester. Manche Geschwister aber streiten so viel, dass es um des Familienfriedens sinnvoll sein kann, sie schon eher räumlich zu trennen. Wichtig, wenn sich Geschwister ein Zimmer teilen: Ermöglichen Sie jedem Kind Individualität. Wenn ein Kind eher auf Pferde steht und das andere Planeten vorzieht, dann berücksichtigen Sie das bei der Einrichtung des Zimmers. Mit Accessoires wie Wandtattoos, Vorhängen oder Lampen lässt sich jeder Bereich unkompliziert den aktuellen Vorlieben anpassen. Ein gemeinsames Kinderzimmer hat durchaus Vorteile: Die Kinder lernen eher, miteinander auszukommen, Spielsachen zu teilen, Konflikte auszutragen, sich nach einem Streit wieder zu versöhnen, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Sie hören einander zu, erzählen sich abends noch Geschichten und Geheimnisse, trösten einander. „Ich habe einen großen Bruder. Den mag ich, weil er mir manchmal hilft. Er bringt mir mein Spielzeug, wenn ich nicht rankomme. Und er teilt immer seine Süßigkeiten mit mir.“ Magdalena, 3

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