Titelthema ‹ 43 In Deutschland hängt schulischer Erfolg noch immer stark vom Elternhaus ab. Kinder aus gutsituierten Familien bekommen bessere Noten und gehen mit höherer Wahrscheinlichkeit auf ein Gymnasium als Kinder aus benachteiligten Familien, wie unter anderem die PISA-Studien belegen: „Die Entwicklung des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und Leistung scheint ein kumulativer Prozess zu sein, der lange vor der Grundschule beginnt und an Nahtstellen des Bildungssystems verstärkt wird.“ Dieses Zitat stammt nicht aus der jüngsten PISAStudie, sondern aus der von 2000. Gleiche Chancen für alle? Der Fakt, dass Deutschland bei der Bildungsgerechtigkeit noch ziemlich viel Luft nach oben hat, ist seit mehr als 20 Jahren bekannt. Und er wird regelmäßig aufs Neue belegt. Hier ein paar Beispiele: Laut IQB-Bildungstrend 2021 gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen den Kompetenzen von Viertklässlern und dem sozioökonomischen Status ihrer Familien: „Dabei haben sich die sozialen Disparitäten vor allem in den letzten fünf Jahren verstärkt.“ Laut IGLU-Studie 2021 können Grundschulkinder aus sozial privilegierten Haushalten besser lesen. Dieser Kompetenzvorsprung sei in Deutschland stark ausgeprägt. Das habe sich in den vergangenen 20 Jahren immerhin nicht verschlechtert, aber eben auch nicht gebessert: „In zwanzig Jahren hat sich im Hinblick auf die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit in Deutschland praktisch nichts verändert.“ Der Nationale Bildungsbericht 2024 bestätigt ebenfalls, dass Bildungserfolg in Deutschland stark abhängig ist von der sozialen Herkunft. Das bezieht sich auf die Lesekompetenzen, auf die Nutzung von Ganztagsangeboten und bildungsbezogenen Freizeitaktivitäten wie Musikschule oder Sportverein und auf den Übergang zur weiterführenden Schule: „Bei gleichen Leistungen und Noten gehen 44 % der Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien an ein Gymnasium über, während es unter Kindern aus privilegierten Familien 58 % sind.“ Es sind auch vermehrt Kinder aus sozial schwachen Familien, die ihre Schullaufbahn ohne Abschluss beenden. Eine weitere große Baustelle, auf die der Bildungsbericht verweist, ist das Förderschulsystem. Diese Trennung wird kritisch gesehen, da dadurch vielen Kindern die Chance auf einen regulären Schulabschluss und damit die spätere Teilhabe am Arbeitsmarkt verwehrt wird. Knapp 75 Prozent der Kinder auf einer Förder- bzw. Sonderschule beenden ihre Schullaufbahn ohne Schulabschluss. Wenn Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf inklusiv an einer regulären Schule unterrichtet werden, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie einen Schulabschluss machen. Zudem fällt auf, dass die Zahl der Förderschulen seit Jahren auf einem hohen Niveau stagniert und dass immer häufiger Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten auf eine Förderschule wechseln. Der Nationale Bildungsbericht offenbart weitere Schwächen des deutschen Bildungssystems und bestätigt das, was Schulkinder, Eltern und Lehrkräfte Tag für Tag selbst erleben. „Der Bildungsbericht zeigt, dass unser Bildungssystem vor großen Herausforderungen steht“, so das Fazit von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Das Leibniz-Institut für Bildungsforschung (DIPF), das an der Erarbeitung der Studie mitgewirkt hat, hat die größten Probleme zusammengefasst. Neustart Bildung? Ein Ausblick auf das neue Schuljahr Lust selbst zu spielen? Theater An der neuen Bühne gibt es SpielClubs für alle Altersgruppen! theater-senftenberg.de
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