56 › Titelthema Exkurs Leseförderung: Warum Vorlesen so wichtig ist Auf Ideen mit digitalen Medien haben wir in dieser Zusammenstellung weitgehend verzichtet, wenngleich es tolle Apps und Möglichkeiten gibt, um Bildschirmmedien mit Kindern sinnvoll zu nutzen. Zugleich sehen wir, dass Kinder heutzutage zu früh, zu viel und leider oft auch mit den falschen Inhalten am Bildschirm sind – die möglichen Folgen dieser Entwicklung beleuchten wir ebenfalls in diesem Magazin. Daher widmen wir uns zum Abschluss einem lausebande-Herzensthema: lesen & vorlesen. Dass Lesen eine Grundkompetenz für Erfolg in der Schule (nicht nur in Deutsch, sondern in fast allen Fächern) und im späteren Berufsleben ist, darüber sind sich Fachleute einig. Allerdings sind die Lesekompetenzen bei vielen Kindern rückläufig, wie aktuelle Bildungsstudien zeigen. Hier kann Schule nur erfolgreich sein, wenn sie vom Elternhaus unterstützt wird. Ein Kind wird nur dann fließend lesen lernen, wenn es zu Hause regelmäßig übt. Das kann keine Schule leisten. Was also können Eltern tun? Im Idealfall spielen Bücher schon eine Rolle, bevor das Kind überhaupt weiß, was Buchstaben sind. Im ersten Lebensjahr reichen einfache Bilderbücher, später kommen Wimmelbücher und kurze Vorlesegeschichten hinzu. Je älter der Nachwuchs wird, desto komplexer kann die Geschichte werden. Während in den ersten sechs Lebensjahren das Vorlesen (gern auch ergänzt um Hörbucher) das A und O ist, wird mit dem Schulstart das Selberlesen immer wichtiger. Sobald die Kinder in der Schule das Lesenlernen üben, sollten Sie mit Ihrem Kind parallel zu Hause üben. Lassen Sie Ihr Kind am besten täglich oder zumindest mehrmals wöchentlich laut vorlesen. Anfangs sind spezielle Erstlese-Bücher ideal, da sie eine große Schrift, einfache Wörter und Geschichten haben, teilweise werden einzelne Wörter durch Bilder ersetzt. Die Motivation ist höher, wenn Sie im Wechsel mit Ihrem Kind laut vorlesen. Auch für dieses Prinzip gibt es spezielle Vorlesebücher mit Abschnitten speziell für das Kind und die Eltern. Zusätzlich kann ein Belohnungssystem den Kindern helfen, motiviert dran zu bleiben. Teilweise bieten das die Grundschulen in Form von Lesepass oder Leseraupe an, ansonsten lässt sich das einfach zu Hause umsetzen. Hier sind zwei Ideen: Auf ein A4-Blatt 21 Kästchen malen. Für jedes Mal zehn Minuten darf das Kind einen Stempel auf ein Kästchen machen. Nach sieben Stempeln gibt es eine kleine Belohnung. Für die zweite Idee braucht es einen Pfeifenputzer/Chenilledraht oder ein dickes Stück Geschenkband und ein paar Perlen. Für jede erfolgreiche Leseeinheit darf das Kind eine Perle auffädeln und erhält nach sieben Perlen eine kleine Überraschung. Sobald das Kind etwas flüssiger liest, hilft es ungemein, wenn Sie sich gemeinsam spannende Bücher aussuchen. Es gibt eine große Auswahl an Leselern-Büchern zu fast allen Interessensgebieten. Hier lohnt ein Besuch in der örtlichen Bibliothek. Neben der so wichtigen Kompetenz des Lesens und Verstehens hat das Lesen viele weitere positive Nebenwirkungen: es vergrößert den Wortschatz, verbessert Rechtschreibung und Grammatik, fördert die Kreativität und Fantasie, fördert die Konzentration und bei der richtigen Lektüre das Allgemeinwissen. Es erweitert den Horizont und hilft bei Stressabbau. Um größere Kinder und Jugendliche zum Lesen zu motivieren, können Comics oder Mangas helfen. Auch hier ist die Auswahl groß. Comic-Romanreihen wie Gregs Tagebuch oder Lotta-Leben erreichen selbst Lesemuffel. Sogar das Tagebuch der Anne Frank gibt es mittlerweile in einer Version mit Sprechblasen. Übrigens: Wenn auch die Eltern ab und zu mal in einem Buch schmökern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch das Kind früher oder später Interesse am Buchlesen zeigt. Studien zeigen, dass Kinder aus Haushalten mit vielen Büchern besser lesen können. Bitte stellen Sie das Vorlesen nicht ein, sobald Ihr Kind selbst lesen kann. Wenn alle weiterhin Freude daran haben, spricht nichts dagegen, auch älteren Kindern noch regelmäßig vorzulesen. Bücherort Bibliothek Ein toller Ort, um Kinder für das Vorlesen und Lesen zu begeistern sind Bibliotheken. Sie gibt es in fast allen größeren Städten, kleinere Orte verfügen zumindest über Zweigstellen, Bücherbusse oder kostenfreie Büchertauschboxen. Hier finden Familien eine Auswahl, die jedes heimische Bücherregal übertrifft: Märchenbücher und Sachliteratur, Comics und Mangas, Reimgeschichten und Vorlesebücher, Tonies und Hörbücher, Klassiker der Kinderliteratur und Neuerscheinungen. Die Auswahl deckt alle Altersgruppen und alle Themenbereiche ab. Kinder können die Bibliotheken in der Regel kostenfrei nutzen, sie müssen nur durch die Eltern angemeldet werden. Zu-
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