lausebande-09-2025

66 › Spezial mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 3,5 Stunden. Kurzum: Ab der Pubertät verlagert sich die Freizeit bei Vielen endgültig ins Netz. Zur Erinnerung: bis 12 Jahre sollten Kids keinen Zugang zu Smartphone und Sozialen Medien haben, danach nur nach gesetzlich vorgeschriebener Zustimmung der Eltern. Die Folgen: Bereits vor drei Jahren wiesen laut einer WHO-Studie 11 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sogar ein suchtartiges Nutzungsverhalten auf – ein deutlicher Anstieg um über 50% gegenüber der Vorstudie aus 2018 (damals 7 Prozent). Dieser Anteil dürfte weiter zugenommen haben. Trotz der möglichen Onlinegefahren klären Eltern ihre Kinder nur selten auf: Lediglich ein Drittel der Eltern von 6- bis 13-Jährigen bzw. 37 Prozent bei 14- bis 17-Jährigen führten mit ihren Kids vor Nutzung digitaler Medien oder Smartphones ein Gespräch über IT-Sicherheit und Gefahren, das ist das zentrale Ergebnis des ebenfalls gerade im August 2025 veröffentlichten Cybersicherheitsmonitoring 2025 vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik. Die Eltern von zwei Dritteln aller Kinder überlassen ihre Schützlinge ohne jegliches Gespräch oder Kontrolle den erwiesenen Gefahren für Gesundheit, vor allem psychischer Beeinträchtigung und sexualisierter Gewalt. Verschiedene Erhebungen zeigen, dass Eltern den Social Media-Konsum ihrer Kids an sich und in der Intenstität durchschnittlich um mehr als die Hälfte unterschätzen. Handyverbot an Schulen? Stattdessen diskutieren Eltern in Deutschland derzeit eifrig über ein Handyverbot an Schulen, wie es andere Länder bereits eingeführt haben. Daten zeigen, dass vor allem Kinder bildungsferner Schichten sehr stark davon profitieren können. Bereits die PISA-Studie 2022 zeigte, dass 53 Prozent der befragten Jugendlichen, die ihre Benachrichtigungen im Unterricht stummgeschaltet hatten (Handy aus), um 19 PISA-Punkte besser abschnitten, was dem Lernfortschritt von einem halben Jahr entsprach. Smartphones gelten in Schulen in Frankreich, Italien, den Niederlanden und faktisch auch in England als tabu, viele weitere Länder arbeiten an Handyverboten in Schulen. Ziel ist, die Konzentration der Schüler zu verbessern und das Lernen zu fördern. Brandneu ist übrigens ein Bericht der niederländischen Regierung, laut dem sich an 75 Prozent der Schulen mit Handyverbot die Konzentrationsfähigkeit der Schüler signifikant verbesserte. Viele Studien betonen aber auch: Ein reines Verbot reicht nicht. Auch haben Restriktionen an Schulen selten Auswirkungen auf das Daddel- und ScrollPensum in der Freizeit. Es braucht eine ganzheitliche Strategie, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen – und die fängt im Elternhaus an. Machen Smartphones dümmer? Studien hierzu gibt es (noch) nicht. Zusammenhänge wird man erst mit der späteren Entwicklung der heutigen jungen Generationen ermitteln können. Dummheit ist auch nicht messbar, kognitive Fähigkeiten aber durchaus. So haben Wissenschaftler bei intensiven Nutzern Sozialer Medien im Hirnscan veränderte Verbindungen in Bereichen nachgewiesen, die wichtig für Konzentration, Aufmerksamkeit, Denken und verbale Intelligenz sind. Was Intelligenz an sich anbelangt, müssen Studien abgewartet werden, aber bestehende Erkenntnisse der Hirnforschung dürften auch hier Anlass zu großer Besorgnis geben. Im Grunde startet jeder Mensch mit den gleichen Voraussetzungen, eine gesunde Entwicklung im Bauch der Mutter und eine reibungslose Geburt vorausgesetzt. Danach sind vor allem Eltern (und Familie) ausschlaggebend, wie sich das Kind entwickelt. Das Gehirn eines Menschen verändert sich von der Geburt an und enthält nach aktuellen Erkenntnissen knapp 90 Millionen Nervenzellen, die durch Billionen von Synapsen miteinander verbunden sind. Genau diese Synapsen sind ausschlaggebend für die Intelligenz eines Menschen. Sie sind von Geburt an angelegt, müssen durch Nutzung in Kindheit und Jugend aber bestätigt werden, um später zur Verfügung zu stehen. Einfach gesagt: je weniger Synapsen bestätigt werden, desto beschränkter sind die kognitiven Fähigkeiten. Dass der Konsum digitaler Bildschirmmedien wie Smartphones (neben Social Media auch Gaming, Streaming, TV etc.) deutlich weniger Verknüpfungen triggert als analoger Sport im Verein oder Musik in der Musikschule bzw. im Chor, ist erwiesen. Vor allem das Lesen gilt durch eine strukturierte und stufenweise InformaRegelmäßige Handynutzung gehört zum Alltag vieler Grundschüler. Foto: Ivan-balvan, istock

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