Seite 35 - lausebande-10-2014

Basic HTML-Version

Ratgeber :: Seite 35
xualität zu tolerieren?
Solange Kinder es nur imitieren, es
nur spielen und Verhalten nachah-
men – das ist kindliche Sexualität
und in Ordnung. Es hat aber eine
ganz andere Qualität, wenn Kinder
zum Beispiel versuchen, ihren Pe-
nis in Geschlechtsteile eines ande-
ren Kindes zu stecken. Das ist defi-
nitiv eine Grenzüberschreitung und
nicht mit dem Spielen und Imitie-
ren von erwachsenem Verhalten
vergleichbar. Viel schwieriger ist
es, die Freiwilligkeit der handeln-
den Kinder einzuschätzen.
Wie zeigt sich kindliche Sexualität
in der Schule?
Die Neugier der Kitakinder ist am
größten und sie haben mit Beginn
der Schule ihre Schamgrenzen ken-
nengelernt. Sie wissen, was in Ord-
nung ist und was zum Beispiel in
der Öffentlichkeit nicht geht, aber
mit drei Jahren noch okay war. Das
Interesse an vielen Dingen ist den-
noch vorhanden, findet aber mehr
im Verborgenen und weniger öf-
fentlich statt. Es geht mehr umWis-
senserkenntnis als darum, irgend-
etwas auszuprobieren. Dadurch ist
das Thema in der Schule auch nicht
so offensichtlich wie in der Kita.
Übergriffe sind aber auch schwe-
rer zu bemerken, da Kinder ab dem
[... online weiterlesen]
Interview mit Maria van Os, seit 2002 bei Strohhalm e.V., Diplompädagogin
„Eine große Unsicherheit“
Schwerpunkte in der Ar-
beit des Strohhalm e.V.
sind seit einigen Jahren
Präventionsprogramme zu sexuel-
lem Missbrauch unter Kindern an
Schulen. So bildet der Verein Erzie-
her und Lehrer aus, wie sie Kinder
in ihren Einrichtungen richtig be-
gleiten und stärken können. Der
Verein hilft Fachleuten bei Unsi-
cherheiten zum Thema kindliche
Sexualität und berät zum richtigen
Umgang mit verschiedenen Situa-
tionen.
Hat die Problematik kindlicher Se-
xualität und insbesondere Übergrif-
fe unter Kindern in den letzten Jah-
ren an Gewicht gewonnen?
Wir haben in der Arbeit festgestellt,
dass es bei kindlicher Sexualität
eine große Unsicherheit unter den
Lehrkräften und Erziehern gibt.
Auch Kinder haben uns in Sprech-
stunden immer wieder um Rat ge-
beten. In ganz Deutschland haben
wir keine Publikationen, Hilfen
oder Ratgeber gefunden und ha-
ben das daher selbst in die Hand
genommen. Scheinbar wurde das
Thema bis dahin nicht als so wich-
tig angesehen. Bei der Resonanz auf
den von unserem Verein erstellten
Ratgeber gab es eine große Span-
ne. Vielen Schulen ist leider der ver-
meintlich gute Ruf wichtig, da soll
nichts nach außen getragen wer-
den. In Kitas gibt es das auch, aber
hier werden Eltern schnell aktiv und
reagieren meist recht stark, wenn
das Thema nicht ernst genommen
wird. Wir haben alles erlebt, von der
Verneinung des Themas bis zur Mo-
bilmachung und intensiven Ausei-
nandersetzung. Viele suchen mitt-
lerweile auch Unterstützung und
bekommen sie durch auch durch
unseren Verein.
Welchen Unterschied gibt es bei
kindlicher Sexualität zwischen Kita
und Schule?
Die Kinder in der Kita gucken sich
an, fassen sich an und ziehen sich
aus. Doktorspiele und Vergleiche
der Körper kommen öfter vor. Hell-
hörig müssen Erzieher und Eltern
werden, wenn Beschwerden vom
Kind kommen. Dann ist es egal,
welches Spiel es war. Sobald eine
Unfreiwilligkeit vorliegt, läuft es
für das Kind in einer Art und Wei-
se ab, die nie okay sein kann. Es
muss nicht immer etwas Hochdra-
matisches sein, aber sobald sich
ein Kind unwohl fühlt, muss einge-
griffen werden. Die Praktizierung
von Erwachsenensexualität unter
Kindern ist definitiv eine Grenz-
überschreitung, bei der Erwachse-
ne eingreifen müssen. Selbst wenn
die eigenen Kinder es bei anderen
beobachtet haben, sollten Eltern
und Pädagogen aktiv werden. Hier
spielt oft Machtgehabe eine Rol-
le, das sollten Erzieher genau be-
obachten. Oft werden schwächere
Kinder dann zu Spielen dazu ge-
holt, obwohl sie das nicht unbe-
dingt wollen.
Bis wohin sind Doktorspiele und
Nachahmung von Erwachsenense-
Das ausführliche Interview
lesen Sie in unter
www.lausebande.de
Titelthema : Seite 35