lausebande-10-2018

Titelthema :: Seite 55 Humor hilft „Ohne Galgenhumor wäre es unmöglich, das Zusam- menleben mit Mama zu gestalten. Gott sei Dank hat sie ihre gute Laune zum größten Teil behalten.“ Lachen ist die beste Medizin, heißt es. Das gilt auch für Alzheimer. Humor kann die Krankheit nicht heilen, aber er kann sie für alle Beteiligten leichter machen. Mit Alzheimer-Patienten kommt es immer wieder zu merkwürdigen Situationen, lachen Sie gemeinsam mit dem Erkrankten, aber nicht über ihn. Das entspannt die Situation. Der Ton macht die Musik „Man müßte die Zuversicht haben können, in Ruhe den Verstand verlieren zu dürfen, und man müßte in dem Gefühl leben können, daß die ‚normalen‘ Menschen einen auch dann als Mensch behandeln werden, wenn man in eine andereWelt verrückt ist.“ Auf eine freundliche Bitte reagieren wir anders als auf eine barsche Aufforderung. Alzheimer-Patien- ten reagieren ohnehin emotionaler und sind für Tonlage, Stimme und Sprachmelodie besonders empfänglich, während sie den Inhalt des Gesagten immer schlechter aufnehmen können. Lächeln Sie, wenn Sie mit dem Erkrankten sprechen, das sorgt automatisch für einen freundlichen Ton. Auch de- mente Menschen haben einen respektvollen und verständnisvollen Umgang verdient. Emotionale Zuwendung „Man wird da – wenn man nicht aufpaßt – vereinsamt, weil die anderen sagen, mit der kannst du nicht reden, die redet ja lauter Quatsch.“ Zuneigung und körperliche Nähe tun jedem von uns gut. Je älter ein Alzheimer-Patient, desto einsa- mer wird es in der Regel um ihn und desto weniger empfänglich wird er für andere Reize wie Sprache. Umso mehr freut er sich über Zuneigung. Anfangs können das gemeinsame Spaziergänge sein, kleine Geschenke oder ein Stück Kuchen, gemeinsame Zeit. Gegen Ende der Krankheit ist es vor allem körperliche Nähe, welche die Patienten noch er- reicht. Auch wenn sie fast nur noch im Bett liegen und scheinbar nichts mehr wahrnehmen, freuen sie sich, wenn man sie umarmt, ihnen über das Ge- sicht streichelt oder einfach ihre Hand hält. Besonders geeignet sind Tätigkeiten, die sie schon früher (gern) gemacht haben und bei denen nichts passieren kann. Die Erkrankten fühlen sich so noch gebraucht und können anderen eine Freude machen. Nehmen Sie keine Aufgaben ab, die der Erkrankte noch allein bewältigen kann. Im Hier und Jetzt leben „Morgen? Sprich nicht von morgen. Ich muss erst versuchen, mir das Heute zu merken.“ Alzheimer-Patienten verlieren zuerst ihr Kurzzeit- Gedächtnis, später gehen Stück für Stück auch die im Langzeitgedächtnis abgelegten Erinnerungen verloren. Mit Alzheimer-Patienten im fortgeschrit- tenen Krankheitsstadium lohnt es sich nicht mehr, Pläne für morgen oder nächste Woche zu schmie- den oder über den gestrigen Spaziergang zu reden. Genießen Sie schöne Momente oder gute Tage. Erinnerungen wachrufen „Ich bringe manchmal die Zeiten durcheinander. Das hat auch witzige Seiten. Manchmal genieße ich dreimal denselben Tag.“ Eine Ausnahme von der eben genannten Regel: Solange sich der Betroffene noch an seine frühere Vergangenheit erinnern kann, können diese Erin- nerungen Grundlage für schöne Gespräche sein. Schauen Sie sich gemeinsam alte Fotoalben an, lassen Sie sich Anekdoten von früher erzählen, auch wenn sie diese schon allzu oft gehört haben. Musik oder alte Fernsehfilme können ein Anker in die Vergangenheit sein, wenn der Betroffenen da- mit noch Erinnerungen verbindet. Es ist erstaun- lich, wenn Patienten, die bereits schwer an Alz- heimer erkrankt sind, in einem lichten Moment ein Klavierstück von früher spielen oder ein Gedicht aufsagen können. Zeit lassen „Ich mache in letzter Zeit so viele Fehler, dass ich Angst habe, man findet mich schrullig.“ Bei Alzheimer-Patienten dauert vieles länger: Das Anziehen, die Mahlzeiten, das Fertigmachen für einen Spaziergang. Durch den Verlust vieler Fähig- keiten und Fertigkeiten, brauchen diese Menschen länger. Geben Sie Ihnen die Zeit, lassen Sie sie Feh- ler machen, Stress ist kontraproduktiv und führt zu unnötigem Frust. »

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