lausebande-10-2019

Titelthema :: Seite 56 Wenn Nachwuchs ansteht, begin- nen viele Paare mit dem „Nest- bau“ und richten ein Kinderzim- mer ein. Was können sie tun, damit das Kind dort gesund auf- wachsen kann? Ideal wäre es na- türlich einen Baubiologen hin- zuziehen, das wird aber in den seltensten Fällen klappen. Da Kinder stärker als Erwachse- ne mit Oberflächen wie Wänden und Böden in Berührung kom- men, ist es wichtig im Kinderzim- mer bei den verwendeten Materi- alien auf Inhaltsstoffe zu achten, beispielsweise Weichmacher, Lö- sungsmittel oder Biozide wie Topf- konservierer. Und woran erkenne ich geeigne- te Materialien? Es gibt viele un- terschiedliche Gütesiegel, die können eine erste Orientierung bieten, sind aber kein Garant für sichere Materialien. Jedes Siegel setzt andere Schwerpunkte, bei- spielsweise Nachhaltigkeit oder der Ausschluss bestimmter In- haltsstoffe, aber keines garantiert völlige Unbedenklichkeit. Sinn- voller ist es daher, sich vor dem Kauf zu informieren, beispiels- weise über Ökotest. Gut geeignet ist hingegen das Siegel [...] Beginnen wir zunächst mit der Frage, was ei- gentlich ein Baubiologe macht. In einem Satz zusammen- gefasst, unterstützt ein Baubiolo- ge dabei, ein gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Der Klassiker, der mir dazu einfällt ist Schimmel… Schimmel ist tat- sächlich sehr präsent, aber nicht immer das wirklich große Prob- lem. Denn der häufig kleinflächi- ger Schimmelpilzbefall springt schnell ins Auge und kann doch relativ einfach beseitigt werden. Gibt es Gefahren, die weniger of- fensichtlich sind? Was fast immer übersehen wird, aber ein großes Risiko darstellt, ist das radioak- tive Radon in Wohnräumen. Ra- don ist ein natürlicher Bestand- teil der oberen Erdschichten und gelangt aus dem Erdinnern an die Oberfläche. Daher betrifft das vor allem Erdgeschoss- und Souter- rain-Wohnungen und Gebiete mit höherer Radon-Belastung. Das Problem ist, dass Radon ein In- nenraum-Schadstoff ist, den man weder sehen, noch riechen kann, der aber tödlich enden kann. Ra- don gilt als der Verursacher von Lungenkrebs. Dabei gilt für Ra- don einer der wenigen EU-weit gültigen Grenzwerte für Innenräu- me, die man tatsächlich einhalten müsste. Allerdings kümmert sich bisher darum keiner. Und woher weiß ich, ob meine Wohnung bzw. mein Haus mit Radon belastet ist? Dafür reicht es sich einen Passivsammler bzw. Radon-Dosimeter aufzustellen, wie man ihn kostengünstig von Fachlaboren beziehen kann. Für aussagekräftige Werte sollte man diesen sechs Monate aufstellen. Wenn dann tatsächlich ein er- höhter Wert gemessen wird, soll- te man einen Baubiologen hinzu- ziehen, der weitere Maßnahmen einleitet. Während der Radon- Wert an Arbeitsplätzen künftig verpflichtend kontrolliert werden muss und auch in vielen Schu- len bereits geprüft wurde, ist es in Wohnungen der Eigeninitiati- ve der Bewohner überlassen. Lässt sich allgemein sagen, wie gesund oder ungesund die Deut- schen wohnen? Aussagekräftige Studien dazu gibt es nicht. Aber generell lässt sich sagen, dass die Deutschen im internationa- len Vergleich mehr Wert auf ihr Wohnumfeld legen und im Ver- gleich relativ gesund wohnen. Das gilt übrigens für den gesam- ten deutschsprachigen Raum, also auch Österreich und die Schweiz. Hier achtet man sehr auf den In- nenraum. Eine wichtige Voraussetzung für gesundes Wohnen sind möglichst wenig Schadstoffe. Wie man das erreicht und über eine besonders unterschätzte Gefahr, auf die Hausbesitzer und Mieter achten sollten, sprachen wir mit Uwe Münzenberg. Er ist Sachverständiger für Baubiologie und Innenraum- diagnostik und imVorstand des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen. „Beim Kinderzimmer sollte man besonders achtgeben“ lausebande.de [...online weiterlesen]

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