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Aktuelles :: Seite 18 viel besser auf die Therapie eingestellt und weiß, das im frühen Stadium Blutverdünner oder Medika- mente wie Remdesivir einen schweren Krankheits- verlauf verhindern können – und das ein zu früher Anschluss an die Beatmung kontraproduktiv wirken kann. Am Ende stirbt dennoch auch in Deutschland fast jeder zweite Patient, der an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden muss – eine deutlich höhere Quote als bei anderen Atemwegserkrankungen. Vor diesem Hintergrund gilt es, im Herbst den Fort- lauf der Pandemie soweit auf einem verträglichen Niveau zu halten, dass sie nicht außer Kontrolle ge- rät und nicht die ältere Bevölkerung sowie Risiko- gruppen erreicht. Verschiedene Konzepte z.B. von Christian Drosten und Alexander Kekulé schlagen dazu sinnvolle Maßnahmen vor. Dabei geht es vor allem um mehr und gezieltes Testen, um mit der be- vorstehenden, winterlichen Verlagerung des Lebens in die Innenräume Ausbrüche schneller zu erkennen und einzudämmen. Insbesondere Pflegeheime und Krankenhäuser sollen durch sogenannte Schnell- tests lückenlos überwacht werden. Christian Drosten empfiehlt allen Menschen das Führen eines Kon- takttagebuches, um im Falle einer Infektion für die Nachverfolgung sogenannte Superspreading-Events schnell auffindbar zu machen. Eine klare Definition für ein solches Event gibt es noch nicht, im Grunde kann man aber jede größere Menschenansammlung in geschlossenen Räumen mit unzureichendem Luft- tausch und Abstand dazu zählen, die länger als eine Viertelstunde währt und bei der sich Atemluft im Raum ansammelt. Vor allem sollten Familien aber ältere Angehörige schützen und sich trotz aller Nicht- spürbarkeit des Virus sehr gut überlegen, wie sie im Herbst und Winter mit Verwandten und Bekannten im Seniorenalter umgehen. Von einem zweiten Lock- down wird immer stärker abgeraten, allerdings beob- achten wir international bereits erste Länder, in de- nen steigende Infektionszahlen infolge des Herbstes zu einem zweiten Lockdwon führen, wie im Falle von Israel. Einen guten Hinweis, wie wir mit der Infektion durch den Winter kommen, könnte uns das schwedi- sche Modell geben. Alter Schwede! Dieser traditionelle Ausspruch steht als Ausdruck des Erstaunens. Die Schweden haben mit ihrer Strategie im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie tatsäch- lich viele Länder erstaunt – in Deutschland wurde überwiegend skeptisch oder gar nicht berichtet. Da- bei zeigen die Schweden, wie man langfristig mit der Pandemie umgehen kann. Die schwedische Strategie war von Anbeginn auf einen längerfristigen Zeitraum bis Ende 2021 oder gar 2022 ausgelegt und gleichzeitig auf das Vermeiden von Lockdowns sowie Kita- und Schulschließungen. Die Schweden orientieren sich dabei stärker an Fachkompetenzen und die Politik agiert eher zurückhaltender. In den ersten Monaten gab es dort das Problem, dass Pflegeheime und Kran- kenhäuser zu stark von Ausbrüchen beeinträchtigt waren und in der Folge eine höhere Todesrate als in anderen Ländern verzeichnet wurde. Dennoch spre- chen viele Fakten inzwischen auch für die schwe- dische Strategie: Ein Lockdown wurde vermieden, die Kapazitäten des Gesundheitssystems waren zu keinem Zeitpunkt überlastet – und aktuell hat man das Pandemiegeschehen sogar besser im Griff als die meisten anderen europäischen Länder. Allerdings halten die Schweden sich nach wie vor sehr diszip- liniert an viele Einschränkungen, im Gegensatz zu ersten Großveranstaltungen in Deutschland sind Zusammenkünfte dort noch immer auf 50 Personen begrenzt. Einfach erklärt, verzichtet man dort auf das Auf und Ab von Einschränkungen und Lockerungen und hat die Bevölkerung stattdessen langfristig mit zielführenden Maßnahmen vertraut gemacht. Schaut man sich in deutschen Bundesländern den bestehen- den Flickenteppich an Maßnahmen an, kann man dem schwedischen Modell sicher etwas abgewinnen. Masken-Strafen und Lockerungen Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden in Deutschland nach wie vor auf Ländere- bene bestimmt, mit teils recht unterschiedlichen Be- stimmungen. Im brandenburgischen Spreewald oder in Cottbus gelten so teils andere Bestimmungen als nebenan im sächsischen Hoyerswerda oder Weiß- wasser – und in Berlin oder Sachsen-Anhalt können sich Maßnahmen noch deutlicher unterscheiden. Gerade bei Familien- oder Ferienausflügen sollte man sich vorher informieren, am besten nach „Eindäm- mungsverordnung“ plus jeweiliges Bundesland goo- geln. Ein gutes Beispiel für die unterschiedlichen Re- gelungen sind die Strafzahlungen bei Verstoß gegen die Maskenpflicht und die erlaubte Personenzahl bei Veranstaltungen, hier ein kleiner Überblick:

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