lausebande-10-2021
14 › Empfehlung In ihrem Buch: „Perfekte Eltern und funktio- nierende Kinder? Vom Mythos der richtigen Erziehung“ beschreibt Sigrid Tschöpe-Scheffler fünf Säulen entwicklungsfördernder Erziehung. Neben Liebe, Achtung und Förderung sind Struk- tur und Kooperation wichtige Grundpfeiler des beschriebenen Erziehungskonzepts. Um diesem gerecht werden zu können, sind Regeln, Grenzen, Vereinbarungen und Konsequenzen wichtige Er- ziehungsmethoden. Nachvollziehbar begründet und konsequent be- achtete Grenzen, Regeln und Vereinbarungen un- terstützen das Kind bei der Entwicklung zu einem sozialkompetenten Individuum. Es bietet ihm und der gesamten Familie einen geschützten Frei- raum, Orientierung, Halt und befriedigt ein be- deutendes psychisches Grundbedürfnis des Kin- des nach Sicherheit. Kinder lernen und erfahren, woran sie sind und können zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden. Eine ähnlich struk- turierende Funktion haben Familienrituale. Die Entwicklung von Frustrationstoleranz, sowie die Förderung von Respekt und Achtung vor Ande- ren, sind andere Effekte einer regelgeleiteten und konsequenten Erziehung. Der Schutz vor Gefah- ren (Messer, Gabel, Schere, Licht – heute: Strom, Straßenverkehr, Medienmissbrauch) sind mit kla- ren Regeln ebenso einfacher zu sichern, wie das Haushalten der elterlichen Kräfte (Konfliktver- meidung, Vermeidung von Bestrafung). Letztlich fördern Regeln und Grenzen die Selbstständigkeit und das Gefühl von Selbstwirksamkeit des Kin- des, denn auch Eltern müssen sich an verabredete Regeln, Grenzen und Vereinbarungen halten, die gemeinsammit dem Kind verabredet wurden. Oft stellt sich in der Praxis nicht die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Grenzen und regelgeleite- ter Erziehung, sondern Wer genau diese Regeln und Vereinbarungen verabredet und wie sie im Alltag konsequent Anwendung finden können. Am ehesten können Grenzen und sogar Konse- quenzen vom Kind angenommen werden, wenn es bei der Erarbeitung in einem Aushandlungs- prozess beteiligt wird. Beteiligung meint jedoch nicht, dass das Kind entscheidet, sondern seine Grenzen und Konsequenzen – Orientierung und Sicherheit P. Harmuth, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gGmbH, Dipl.-Sozialarbeiter/-pädagoge (FH) Position im Entscheidungsprozess berücksichtigt wird. Nicht selten sind Eltern dann überrascht, wie sich eigene Vorschläge und Ideen mit denen des Kindes ähneln bzw. wie kreativ – oft sogar „strenger“ Kinder bei der Erarbeitung von Konse- quenzen sind. Weiterhin hilfreich bei der Erarbeitung von Gren- zen ist es, diese positiv zu formulieren, z.B. „Fah- re auf dem Radweg.“ Klärung sollte in Ruhe und nicht in der Konfliktsituation erfolgen. Dabei soll- ten mit Offenheit für Gegenargumente, sparsam mit dem Wort „nein“ sowie alters- und entwick- lungsangemessen Vereinbarungen getroffen wer- den. Nicht alles kann sofort verändert werden, da- mit Eltern weder sich noch ihr Kind überfordern. Angemessene Konsequenzen stehen immer im Zusammenhang mit dem problematischen Ver- halten. Immer wieder Stubenarrest bis zur Voll- jährigkeit macht da wenig Sinn. Körperliche und seelische Bestrafung sind tabu. Sie stellen nicht nur eine Form der Kindeswohlgefähr- dung dar, sondern bedienen sich einer Logik, die die Verhaltensänderung des Kindes als Resultat von Angst und Schuld undnicht aus Einsicht begründet. Eltern sollten geduldig bleiben – mit ihren Kin- dern und auch sich selbst (Übung macht den Meister). Jede noch so kleine Verhaltensverän- derung des Kindes (bei wiederkehrenden Proble- men/ Konflikten) sollte Anerkennung und Auf- merksamkeit erfahren und in angemessener Art und Weise gewürdigt werden. Eltern verhalten sich auch dann konsequent und regelgeleitet, wenn sie gewünschtes Verhalten be- lohnen. www.jhcb.de 28.10.2021 Freiheit in Grenzen – Konsequente Grenzsetzung Interaktiver, DVD-gestützter Vortrag ab 18.01.2022 – Elternkurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ Infos unter: www.jhcb.de
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