lausebande-10-2021

80 › Titelthema wollen lieber ein weiß lackiertes Bett, selbst wenn es Schadstoffe enthält. Viele Eltern finden es ein- fach schicker und pflegeleichter als ein geöltes Bett aus Massivholz. Wieviel Mitspracherecht haben die Kinder bei der Entscheidung über das Mobiliar fürs Kinder- zimmer? Und wieviel sollten sie haben? Meiner Meinung nach sollte die ganze Familie vor Ort sein und gemeinsam entscheiden. Für Kinder und Eltern sind unterschiedliche Kriterien wichtig. Die Kinder interessieren sich dafür, ob sie auf dem Bett gut klettern und spielen können, modischer Firlefanz ist für sie nicht so wichtig. Eltern finden auch Optik und Preis wichtig. Im Grunde bräuchte ich mit Blick auf die Kinder nur ein Hochbett-System anzubieten. Aufgrund der ästhetischen Ansprüche der Eltern haben wir aber mehr Systeme im Angebot. Mit Blick auf die Langfristigkeit sollten Eltern die finale Kaufent- scheidung treffen. Die sollte wiederum vomNatu- rell des Kindes abhängen. Was kann es schon, wie weit ist es motorisch, ist es eher vorsichtig oder ein Wildfang mit Hang zu Kamikaze? Für drei- jährige Rabauken sind weiß lackierte Möbel eher nicht das richtige. Bei Details, wie der Frage nach einem Steuerrad fürs Bett, können die Kinder wie- derummitentscheiden. Nach welchen Kriterien sollten Familien die Möbel für das Kinderzimmer auswählen? Da spielen viele Aspekte eine Rolle, die drei wichtigsten sind aus meiner Erfahrung: Die Fle- xibilität, die Ästhetik und die Stabilität. Kinder nutzen Möbel unorthodox. Für sie ist das Bett nicht nur zum Schlafen da, sondern auch zum Spielen und Klettern. Daher sollten Kindermöbel sehr stabil gebaut sein. Bei der Ästhetik sollten Eltern aufpassen, das Zimmer nicht zu über- frachten. Möbel in neutralen Farben geben der kindlichen Phantasie mehr Raum. Immer wich- tiger wird für heutige Familien die Flexibilität. Die Kinder durchlaufen vom Babyzimmer bis zum Sie verkaufen seit 35 Jahren Kindermöbel – inwiefern haben sich die Ansprüche der Kunden in dieser Zeit verändert? Natürlich hat sich seit meinem Start 1986 vieles verändert. Damals war ich im selben Alter wie meine Kunden, heute könnte ich ihr Vater sein. Ein schöner Nebeneffekt: Wir haben unter unseren Kunden auch Eltern, die bereits in de- Breuyn-Betten groß geworden sind. Was auffällt im Vergleich zu damals: Vor mehr als 30 Jahren wir Möbel für Kinder designt, heute für Prinzes- sinnen und Piraten. Allerdings hat dieser Trend in der jüngsten Zeit etwas nachgelassen. Das Mo- biliar fürs Kinderzimmer wird wieder neutraler. Ein zweiter Aspekt ist das, was ich gern „Amazon- Anspruch“ nenne. Viele Kunden kommen mit der Erwartung zu uns, dass alles sofort und zum güns- tigsten Preis verfügbar ist. Inwiefern haben Sie Ihre Möbel im Laufe der Jahre den veränderten Kundenansprüchen angepasst? Im Grunde haben sich nur der Vertrieb – heute passiert mehr online – und die Deko verändert. Die Möbel in ihrer Funktion sind im Grunde gleichgeblieben. Warum sollte es auch anders sein. Kinder entwickeln sich immer gleich: Sie lernen zuerst das Greifen, später das Krabbeln und Laufen. Das heißt: Das Bett hat heute viel- leicht eine andere Farbe, aber die Funktionalität bleibt gleich. Nachhaltigkeit ist aktuell ein großes Thema in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Spüren Sie das auch in einer gesteigerten Nachfrage? Nachhaltigkeit war schon immer eines unserer Leitmotive. Die ersten Möbel, die wir verkauft haben, waren ausschließlich bio-zertifiziert und aus Massivholz. Leider klafft eine große Lücke zwischen dem laut Statistiken und Debatten vor- handenen Wunsch nach Nachhaltigkeit und der tatsächlichen Kaufentscheidung. Die wenigsten sind bereit, für hohe Qualität und Möbel aus nachhaltigem Material mehr zu bezahlen. Sie Das Bett ist der Dreh- und Angelpunkt des Kinderzimmers Ein Gespräch mit demMöbeldesigner und Familienvater Jörg de Breuyn über Piraten, Bananengräber und unorthodoxe Stabilitätstest für Kinderbetten.

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