Seite 42 - lausebande-11-2011

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Kolumne :: Seite 42
doch nicht sein. Am Supermarkt angekommen, dann
der erste Schock: die Liste war weg. Ich hatte mir da-
heim extra eine lange Liste notiert, was in welcher
Reihenfolge im Wagen landen sollte. Ein Mann ohne
Liste im Supermarkt – das ist wie der Aufbau einer
IKEA-Schrankwand ohne Aufbauanleitung. Mit dem
Mut der Verzweifung rief ich den besprochenen
Einkauf aus meinem Gedächtnis ab. Zuerst Hygiene-
Artikel, das ging noch. Dann Nudeln – wer hat sich
denn gottverdammt so viele Nudelsorten einfallen
lassen. Da heißt es, den Italienern geht es schlecht
– dabei liegen im Supermarkt Tonnen tausend ver-
schiedener Sorten Barillas, Tortellinis und Spaghet-
ti herum. Bei der Auswahl aus unzähligen Sorten
Maiskonserven steigerte sich meine Verzweifung
langsam. Beim Gemüse scheiterte ich dann erstmals
völlig. Wussten Sie, dass es weltweit 4070 verschie-
dene registrierte Tomatensorten gibt? Hier hatten sie
alle! Irgendwie war auch schon fast eine halbe Stun-
de rum und die Kinder wurden unruhig – sie waren
den Einkauf ja eher als Einsammel-Sprint gewohnt.
So ereilte mich irgendwann auch die Rache der Kin-
der. Als ich vor einem Kosmetik-Regal in Ausmaßen
der chinesischen Mauer ein Duschbad wählen woll-
te, war die Kleine plötzlich verschwunden. In drei
Sekunden verlor ich über die Achseln 50% meines
Wasserhaushalts. Zum Glück reagierte sie auf mein
Rufen aus der benachbarten Spielzeugabteilung.
Warum bitte haben Supermärkte eine Spielzeugab-
teilung? Auch hier ein riesiges Angebot – an dem
wir sonst immer mit klaren Ansagen vorbei steuern.
Aber meine Kleine hatte registriert, dass ihr Papa die
Sache nicht im Griff hat und nun ihre Chance gekom-
men ist. Sie will dieses Pferd mit Wagen. Och bitte
Papa. Bitte Pappa! Nach drei „Nein“ entwaffnet sie
mich mit Tränen, drei Mütter blicken in den Gang,
was für ein böser Rabenvater ich doch bin. Ich bin
ohnehin mit den Nerven fertig, und kaufe das Pferd
mit Wagen und noch das unbedingt notwendige
Plüschtier. Mit letzter Kraft habe ich mich dann zur
Kasse geschleppt. Am Ende des Tages brach meine
Frau dank Spätöffnungszeiten 20 Uhr auf, um den
fehlenden halben Einkauf zu besorgen, während ich
beim Einsortieren des Fellwechsels in die Schränke
verzweifelte. Aber dazu ein andermal …
Väter, seit vergangenem Wochenende weiß
ich, warum Einkaufen Frauensache ist.
Auch wenn er Supermarkt heißt – nichts
daran ist „Super“. Ich weiß jetzt, warum schon un-
sere Urahnen lieber stundenlang in Wäldern herum
hockten und ab und zu mal ein Stück Wild erlegten,
während ihre Urfrauen die Kinderschar hüteten und
dabei noch im unübersichtlichen Dschungel die
richtigen Beeren und Pilze aus der steinzeitlichen
Warenauslage einkauften, äh einsammelten.
Heute kann ich als erfolgreicher Vertreter der
männlichen Spezies super stundenlang vorm Com-
puter sitzen und Probleme lösen – aber Einkaufen,
das ist das Grauen. Diese Erfahrung machte ich, als
meine bessere Hälfte vor wenigen Tagen mit dem
halbjährlichen Fellwechsel beschäftigt war (alle
Sommersachen aus den Schränken in luftdichte
Tüten in die Kisten auf dem Dachboden, alle Win-
tersachen aus den luftdichten Tüten aus den Kisten
auf dem Dachboden in die Waschmaschine auf die
Wäscheleine und dann in die Schränke), bei sechs
Familienmitgliedern eine Maßnahme, mit der der
Weiße Riese eine neue Wäscheleine quer durch das
norddeutsche Tiefand spannen könnte. So ereilte
mich der Auftrag, am Tag des Fellwechsels unsere
beiden kleinen Zwerge einzuladen und den Wochen-
endeinkauf zu erledigen. Kein Problem für Super-
Daddy – dachte ich. Schließlich war ich schon un-
zählige Male mit einkaufen – stumm am Wagen fest
geklammert, während meine Frau binnen zehn Mi-
nuten den Einkaufswagen vollgeladen und neben-
bei die Kinder unterhalten hatte. Das kann so schwer
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
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