Seite 30 - lausebande-11-2014

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Titelthema :: Seite 30
neue Partnerschaft kann auch Umgangszeiten
und Formen nochmals in Frage stellen. Für
das weiterhin allein lebende Elternteil kann
dies als Bedrohung aufgefasst werden, die
eigene Elternrolle betreffend. Anders herum
befürchten viele, eine neue Beziehung führt
zur Vernachlässigung des Kindes. Statistisch
zwar nicht erwiesen, aber durch unbedachte
Äußerungen und Verhaltensweisen der Eltern
verursacht, können solche Ängste befeuert werden.
Hier ist höchste Sensibilität gefragt. Neue Partner
sollten sich als zusätzliche Ansprechpartner sehen,
nicht als Mutter/Vaterersatz. Das Kind entscheidet,
wie intensiv der Umgang mit dem neuen Partner
sein soll und welche Rolle er/sie spielt. Dieser
Prozess braucht Zeit und eine zuverlässige
Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen. Hier
treten oft noch einmal Loyalitätskonflikte für das
Kind auf und die emotionale Belastung steigt an,
eine stabile Beziehung zu beiden Elternteilen ist
entscheidend. Spätere Anpassungen im elterlichen
Sinne stehen dem nicht entgegen, sollten aber
möglichst ohne Ausgrenzung eines Elternteils
geschehen.
Schule, Freunde und Verwandte
Ein wichtiger Faktor im Leben des Kindes ist
sein Umfeld. So wenige Veränderungen wie
möglich im täglichen Leben sollten einhergehen
mit Gesprächen in der Schule, bei Verwandten
und Freunden. Der beste Weg ist auch hier der
gemeinsame. Reden Sie mit Ihrem Kind darüber,
wem sie die neue Situation wie erzählen wollen.
Sport- und Freizeitvereine sowie Schule und
sonstige soziale Institutionen, in denen ein Kind
regelmäßig verkehrt, können auch zusammen mit
dem Kind über die neue Lebenssituation informiert
werden, um gedankliche Mauern gar nicht erst
entstehen zu lassen und Reaktionen vor allem
in Bildungseinrichtungen vorzubeugen. Lehrer
und Erzieher bemerken Verhaltensänderungen,
aber auch plötzliche Leistungsabfälle sind ein
Indikator für Veränderungen im Privatleben, die
dann den Eltern gegenüber angesprochen werden.
Ein initiatives Verhalten der Eltern sorgt für einen
sensiblen Umgang seitens der Lehrkräfte, auch
im Umgang mit Klassenkameraden. So können
Elternteil ganz aufzugeben, nur weil sich beide
Erziehungsberechtigten nicht einigen können, ein
Missverständnis sich an das nächste reiht oder
sie eine Fehde gegen denjenigen führen, der die
Lebenssituation vermeintlich leichter verarbeitet
hat und glücklicher zu sein scheint.
Vertrauen zu haben ist in dieser Situation
verdammt schwer, aber aus Elternsicht die
Grundlage für eine gute Weiterentwicklung des
Kindes. Gerade in dieser Phase sind Mediatoren
oder Elternhilfen sinnvoll. Es geht nicht darum
Schwächen zu offenbaren, sondern es zeigt, dass
sich Eltern intensiv Gedanken um die Entwicklung
des Kindes machen, es ist eine Stärke!
Das Ziel ist nicht eine Wiederbelebung der
Beziehung als Paar, sondern der konstruktive
Umgang miteinander und eine neue Basis für
Vertrauen in Erziehungsfragen zu schaffen.
Ängste
werden
beispielsweise
reduziert,
wenn ein Elternteil weiß, wie es dem Kind am
Wochenende ergangen ist oder was es gemacht
hat, anstatt mit Floskeln beschwichtigt zu
werden. Entwicklungsschritte des Kindes sollten
gegenseitig kommuniziert werden, das gilt für
schulische Belange ebenso wie für persönliche.
Mit diesem Wissen können Elternteile besser auf
die Bedürfnisse des Kindes einwirken, um die es
schließlich geht.
Neue Familie
Jedes Ende bedeutet meist auch einen neuen
Anfang. Alte Beziehungen brechen auseinander,
neue entstehen. Ob daraus gleich Heirat wird
oder eine Patchworkfamilie entsteht, sei dahin
gestellt. Am besten ist es, wenn beide Elternteile
neue Beziehungen aufbauen, da sie dann mit
vielen Alltagssituationen entspannter umgehen.
Schwieriger ist es, wenn die Beziehung aufgrund
eines neuen Partners kaputt gegangen ist oder
sich nach einer Trennung nur ein Partner neu
verliebt. Für das Elternteil, das keine neue
Beziehung eingegangen ist, könnte es eine erneute
Abwertung des Selbstwertgefühls bedeuten und
ein endgültiges Scheitern bedeuten. Für Kinder
ändert sich mit einer erneuten Partnerschaft der
Eltern im Alltag auch noch einmal vieles, die