Seite 54 - lausebande-11-2014

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Ratgeber :: Seite 54
mit dem Laufrad … macht, sind die
kleinen Ruhepausen zwischendurch.
Ruhepausen, in denen wir uns ge-
meinsamhinsetzen und demGesang
der Vögel lauschen oder dem leisen
Plätschern der Wellen, aber auch
den verschiedenen Klängen des Re-
gens, demWindspiel an einemHaus
und vielemmehr. Dieses kleine kur-
ze Innehalten, Lauschen, in sich Hi-
neinhorchen, Beobachten, Erkunden
war nicht nur ein Moment einer in-
tensiven Nähe, des Geborgenseins,
der Vertrautheit, sondern gleichzei-
tig ein Auftanken von Energie, um
wieder offen für Neues zu sein oder
eine Tätigkeit fortzusetzen. Diese
Wirkung war bzw. ist für beide Sei-
ten, für die Eltern ebenso wie für das
Kind bzw. die Kinder, ein intensives
Gefühl der Gemeinsamkeit und des
trotzdem loslassen können.
Wenn Sie es also noch nicht auspro-
biert haben, dann beginnen Sie jetzt
einmal damit und lassen sich über-
raschen, wie es Ihnen danach geht.
Stille spielt in der ganzen kindlichen
Entwicklung, insbesondere schon
in der frühen Mutter-Kind-Interak-
tion eine wesentliche Rolle. Die Be-
deutung von Stille erfährt das Kind
bereits im Mutterleib. Die körper-
haft erhorchte und erspürte Kon-
tinuität von Herzrhythmus, Atem,
Darmgeräuschen und Bewegungen
der Mutter ebenso wie die eigene
„Körpermusik“ des noch ungebore-
nen Kindes können als ein besonde-
Der Herbst hat seinen Einzug
gehalten, die Blätter sind
bunt gefärbt und einige dieser klei-
nen Kunstwerke kann man nun auf
dem Boden betrachten. Was gibt es
schöneres als einen schönen Herbst-
spaziergang im Sonnenschein, das
Laub raschelt leise unter den Füßen,
die Farbenvielfalt der Bäume, das
Schnattern der Wildgänse, welche
sich auf denWeg inwärmere Länder
machen. Aber auch der Regen, der
mit seinen kleinen Tropfen auf den
Fensterscheiben kleine rhythmische
Klänge hinterlässt oder die Gesänge
desWindes, wenn er mit viel Gebraus
um die Hausecke pfeift. Diese vielen
kleinen Situationen bieten uns zahl-
reiche Möglichkeiten, einmal kurz
inne zu halten und zu lauschen und
intensiv wahrzunehmen.
Vielleicht haben Sie sich ja auch ab
und zu einmal etwas Zeit für sich ge-
nommen und die eine oder andere
Anregung zum Hören der Stille aus-
probiert? Allein oder mit Ihrer Fa-
milie? Wenn nicht, dann probieren
Sie es ruhig einmal amWochenende
aus, bevor es in die neueWoche geht.
Mein jüngster Sohn ist nun mittler-
weile 2¾ Jahre alt und es gibt immer
wieder interessante und neue Ein-
drücke an ihm zu erleben, ihn beim
Spielen zu beobachten, neue Fähig-
keiten zu entdecken. Was ihm aber
genauso viel Freude wie das Spie-
len allein oder mit anderen Kindern,
das Laufen auf der Wiese, Fahren
rer Raum der Stille gesehen werden.
Das ist Stille? Ja, hier wird von „le-
bendiger Ruhe“ oder „summender
Stille“ gesprochen. Der Wechsel von
Ruhe, wenn z.B. die Mutter schläft
bzw. schweigt oder sich in ruhigen
Räumen aufhält und eindringen-
den akustischen Eindrücken, wenn
die Mutter spricht bzw. andere Stim-
men, Musik oder Alltagsgeräusche
macht, sind für das Kind erste Er-
fahrungen mit Stille und Nicht-Stil-
le. Auch psychische Veränderungen
der Mutter (Freude, Angst, Stress, Er-
schrecken, etc.) sind als Einbrüche in
diesen Stilleraum zu sehen. Solange
diese sich in einer gewissen Grenze
bewegen, sind sie stärkende vorbe-
reitende Ereignisse auf die Wechsel
wie z. B. Wechsel zwischen Lärmund
Stille oder Ruhe und Unruhe. Wird
aber eine individuelle Toleranzgren-
ze überschritten, wird das Kind ge-
stört, überfordert und verunsichert.
Die Bedeutung dieser Wechsel zwi-
schen Stille und Aktivität zieht sich
durch die gesamte Entwicklung des
Kindes und ist für einen gesunden
Verlauf unverzichtbar.
[...]
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Kinder brauchen Musik
Teil 10 – „Höre die Stille“ Fortsetzung
Kerstin Koal-Thummerer, Diplom-Sozialpädagogin,
Musik- und Gestalttherapeutin, Kreative Kindertherapeutin, Musikpädagogin
www.musik-ist-sprache.de
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