Seite 56 - lausebande-11-2014

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Kolumne :: Seite 56
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
chen.“ Wie wahr! Ich trocknete ihr die Tränen und er-
zählte, wie glücklich der Gummi-Marienkäfer jetzt mit
seinen Naturkumpels da draußen durch die Gegend
düst. Das war vor vier Wochen, darauf folgten ein
Dutzend Marienkäfer in unterschiedlichen Größen,
Schlangen, Pandabären, Eulen und Ponys. Insbeson-
dere mit einer Mitschülerin entwickelte sich das zu ei-
nem richtigenWettbewerb. Ich wollte der beste Loom-
Daddy sein, und wenn die Freundin meiner Kleinen
ein Pferd mitbrachte, loomte ich ein Pferdegespann.
Bis ich erfuhr, dass die Freundin einen pensionierten
Großvater hatte, der erfahrener Uhrmachermeister
war und die Looms als Möglichkeit zum tageweisen
Training der Fingergeschicklichkeit ansah. Da gab
ich dann doch auf. Ich war jedenfalls froh, als endlich
die drei großen Kästen mit den je 3.000 Loomringen
aufgebraucht waren. Gezielt und extra pünktlich zum
Freitag verbastelte ich den letzten Ring und freute
mich auf ein Wochenende ohne die Gummidinger.
Ganz traurig tat ich und sagte meiner Kleinen, dass
ich nun leider nix mehr machen kann. Einen Tag
später empfing sie mich mit leuchtenden Augen,
nachdem ich Vormittags nochmal im Büro gewesen
war. Ausgerechnet an diesem Samstag war Trödel
– und sie hatte für nur 20 Euro zwei XXL-Boxen mit
zusammen über 20.000 Loomies erstanden. „Papa,
du brauchst nie wieder traurig zu sein.“ Doch damit
nicht genug, schließlich eroberte das Virus auch noch
meinen Arm. Meine Kleine war zwischenzeitlich auch
zum Profi geworden und so musste ich im regelmä-
ßigen Wechsel ihre regenbogenfarbenen Armbänder
zur Schau stellen. Zuhause sagte ich natürlich, wie
gern ich das trage. Zu meinem Geburtstag dann der
große Augenblick: sie präsentierte mir eine Riesenkis-
te unterschiedlichster Armbänder, die in allen Farben
schillerten. Ich musste sie gleich umbinden und kam
mir vor wei ein Weihnachtsbaum. Oberlippenbart
und ein paar krause Extensions in mein lichtes Haar,
und ich hätte ausgesehen wie der gummigewordene
Wolle Petry. Trotz Protest gab mir meine bessere Hälf-
te zu verstehen, wenigstens an diesem Tag die Bänder
umzulassen. Als uns zwei kurzsichtige Rentner über
den Weg liefen, kamen die tatsächlich ins Streiten, ob
das (ich) nicht der Wolle Petry war. Liebe Leute von
Ravensburger & Co., es ist wirklich höchste Zeit für
ein Gegenmittel! Euer lausitzDADDY
In den vergangenenWochen ist der Loom-Virus
bei uns zu Hause vollends ausgebrochen. Dage-
gen ist Ebola wie ein Hüstelchen. Ich glaube, in die-
sem Jahr kommt keine Familie mit Kindern im Grund-
schulalter an diesem Phänomen vorbei. Für alle, die
es nicht kennen: hinter Loom verbirgt sich ein kleiner
Plastik-Webrahmen, auf dem man mittels einer Art
Häkelndael kleine Gummiringe spannt oder verhäkelt
und dadurch bunte Armbänder oder allerlei mögliche
Figuren erschaffen kann. Am Anfang waren nur die
bunten Armbänder und die Zuversicht, dass unsere
Kids davon schnell genug haben. So viel Platz ist an
einem Kinderarm schließlich nicht vorhanden. Doch
die Armbänder waren nur der Beginn. Plötzlich tauch-
ten in der Klasse meiner Kleinen die ersten Gummi-
tierchen auf. Durch hochkomplexe Verwebungen der
kleinen Ringe schien alles möglich, selbst die Erschaf-
fung eines Loom-Godzilla ist wohl nur eine Frage der
zur Verfügung stehenden Gummiringe. Meine Kleine
wünschte sich zum Glück nur einen Marienkäfer. Ich
suchte bei youtube nach einer Video-Bauanleitung
und wurde schnell fündig. Man war das kompliziert.
Bild für Bild kämpfte ich mich drei Stunden durchs
Video und war endlich beim letzten Gummi ange-
langt. Feierlich wollte ich das Tierchen vomWebbrett
hebeln und überreichen – da flitschte das Teil durchs
Wohnzimmer und durch die geöffnete Balkontür in
die Freiheit. Der Käfer war so schnell, dass selbst die
Renn-Schnecke aus dem Trickfilm Turbo dagegen wie
ein Faultier nach einer Packung Beruhigungsmittel
wirkte. Ich hätte vorher die Bedienungsanleitung le-
sen sollen, meinte meine Kleine unter Tränen. Dort
stand es, wie sie mir zeigte: „Vorsicht beim Lösen der
Gummibänder vomKunststoffrahmen. Gummibänder
können unter Zug eine hohe Geschwindigkeit errei-
Noch nicht genug gelacht?
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