lausebande-11-2017
Titelthema :: Seite 48 gegenseitig stützen, was aber beim Kauen wichtig ist. Der Kieferorthopäde kann versuchen die Zähne zusammenzuschieben, auch ein Implantat kann sinnvoll sein. Diagnose und Behandlung Wann sollte eine kieferorthopädische Behandlung beginnen? Auch hier haben wir wieder ganz un- terschiedliche Antworten gefunden. Der Berufs- verband der Deutschen Kieferorthopäden regte in einem Leitfaden von 2011 an, schon Kleinkinder flächendeckend durch den Kinderarzt auf mögliche Fehlstellungen zu screenen und dann bei Bedarf dem Kieferorthopäden vorzustellen. So wolle man auch jene Kinder erreichen, die nicht regelmäßig zum Zahnarzt gehen. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten noch ihr Milchgebiss. Zahnfehlstel- lungen bereits in dieser Phase zu behandeln, stößt auch bei Fachleuten auf Skepsis. Die Richtlinien für kieferorthopädische Behandlungen sagen klar: Sehr frühe Behandlungen sollten nur in Ausnahmefällen bei eindeutiger medizinischer Indikation, also star- ken Fehlstellungen oder gesundheitlichen Proble- men beginnen. Diese sind in der Regel so auffällig, dass die Eltern von sich aus einen Kieferorthopäden aufsuchen oder aber vom Kinderarzt bzw. Zahnarzt dorthin überwiesen werden. Sinnvoll ist ansonsten eine Behandlung, wenn der Zahnwechsel fast oder ganz abgeschlossen ist, also in der Regel im Alter ab etwa 11 Jahren. Vorher ist im Mund noch zu viel in Bewegung. Im Alter von 7 bis 9 Jahren wächst der Oberkiefer etwa 1 mm pro Jahr, der Unterkiefer 3 mm pro Jahr, dann verlangsamt sich das Wachstum für etwa zwei Jahre, um im Alter von 12 bis 14 Jah- ren seinen Höhepunkt zu erreichen: Der Oberkiefer wächst nochmals etwa 1,4 mm pro Jahr, der Unter- kiefer 4,5 mm pro Jahr. Gerade ein diagnostizierter Überbiss kann sich also noch stark verändern. Ob eine Spange sehr früh tatsächlich schon sinnvoll ist, lässt sich also kaum seriös vorhersagen. Gleich- wohl drängen Kieferorthopäden auf einen nicht zu späten Beginn. Ein Grund dürfte darin liegen, dass eine Behandlung im Schnitt 3 bis 4 Jahre dauert und bis zum 18. Geburtstag begonnen sein sollte, da die Kassen nur dann die Kosten übernehmen. Um über eine rein ästhetische Behandlung, also eine rein äußerliche Veränderung zu entscheiden, sollten Kinder schon etwas älter sein. Die Behand- lung ist mit gewissen Belastungen für Kinder und man von einem Tiefbiss. Dies kann zu Verletzungen des Zahnfleischs oder des Gaumens führen. Um ei- nen Überbiss zu behandeln, wird das Wachstum des Oberkiefers gebremst und das Wachstum des Unter- kiefers angeregt. Vorbiss – Beim Vorbiss ist es genau andersherum, die unteren Schneidezähne stehen vor den oberen. Die kieferorthopädische Behandlung erfolgt also ebenfalls umgekehrt, ist aber schwieriger: Der Un- terkiefer muss imWachstum gebremst, der Oberkie- fer angeregt werden. Kreuzbiss – Beim Kreuzbiss beißen die Seitenzähne nicht richtig aufeinander. Entweder stehen die obe- ren seitlichen Zähne zu weit nach innen, oder die unteren zu weit nach außen. Das Risiko beim Kreuz- biss ist, dass der Oberkiefer im Wachstum gehemmt wird. Schmerzen am Kiefergelenk und vorzeitige Abnutzung der Zähne sind weitere Risiken. Offener Biss – Dabei treffen nur obere und untere Backenzähne beim Zusammenbeißen aufeinander, nicht jedoch die Schneidezähne – dort bleibt eine Lücke. Diese Fehlstellung erschwert das Abbeißen und Kauen. Der offene Biss kann auch zu Lispeln führen. Bei einem ausgeprägten offenen Biss kann es sein, dass das Kind vermehrt durch den Mund statt die Nase atmet, was u.a. zu mehr Erkältungen führt. Das Austrocknen des Mundes erhöht außer- dem das Kariesrisiko. Engstand – Der Kiefer ist zu klein, die Zähne haben nicht genügend Platz, um gerade nebeneinander zu wachsen, sie wachsen schief oder in der zweiten Reihe. Mögliche Behandlungsmethoden: Kiefer- wachstum anregen. Milchzähne schleifen, um mehr Platz für die durchbrechenden Zähne zu schaffen. Ziehen eines gesunden Zahns, vorzugsweise eines kleinen Backenzahns. Zahnlücken – Ursachen für Lücken zwischen den Zähnen können zu schmale Zähne und/oder ein zu breiter Kiefer sein, aber auch fehlende zweite Zäh- ne. Grund für eine Lücke zwischen den zwei oberen Schneidezähnen kann das obere Lippenbändchen sein. Große Lücken zwischen den Zähnen können zu Problemen bei der Aussprache führen, zudem stehen die Zähne isoliert und können sich nicht
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