lausebande-11-2017
Ratgeber :: Seite 62 Kolumne lausitzDADDY Innenansichten eines verzweifelten Vaters müseabteilung des besten Supermarkts der Stadt. Ha- ben Sie sich schon einmal genau umgesehen, was es dort alles gibt? Sternfrüchte und Avocados kann ich ja noch enttarnen, aber kennen Sie Bergamotte, Che- rimoya, Drachenfrucht oder Kaki (ja, Kaki gibt es tat- sächlich, und ich verspreche Ihnen, es ist kein brau- nes Häufchen). An meinem Gesundheitsshoppingtag hatte der Supermarkt gerade Thailand-Wochen – und so schnappte ich mir auch eine sogenannte Durian- frucht mit abenteuerlich stacheliger Schale. Zuhause schälte ich drei Stunden was das Zeug hielt, schnitt allerlei Obstsorten klein, die ich zur Hälfte nicht kannte, und kreierte abenteuerlich bunte Obst- spieße. Als ich fertig wurde, lief im Radio der Song „Hero“ von Family of the Year. Mehr Zeichen ging nicht. Lauthals sang ich mit und verstaute die Obst- spieße in einem großen Behältnis. Am nächsten Tag hatte meine Kleine ihren großen Tag. Kurz vor dem Mittag sollte in der Schule die Ge- burtstagssause starten und ich fuhr meinen Triumph zur Schule. Ich schwebte in die Klasse und öffnete nicht einfach meine Großtat, sondern hielt vor den Kids erst einmal einen flammenden Vortrag über ge- sundes Naschen und die Macht des Obstes. Ich hatte extra einen Rekorder eingepackt und ließ im Hinter- grund Psycho-Musik aus dem Supermarkt laufen, die glücklich und hungrig machen soll. Dazu hielt ich ein Bild nach dem anderen von sündhaft lecker aussehendem Obst in die Höhe. Mir selbst lief schon das Wasser im Mund zusammen. Schließlich öffnete ich die Schatztruhe, die drei dicksten Jungs der Klas- se langten gleich zu, stopften die Fruchtstücke in sich hinein – und kotzten fast im selben Moment in die erste Reihe. Ich weiß jetzt, dass Durian übersetzt „Kotzfrucht“ heißt und man einen Behälter mit Obst- spießen nicht einen ganzen Vormittag in der Sonne parken sollte. Ich raste sofort zum Billigmarkt um die Ecke und holte Putzzeug und drei Kisten Donuts. „Ja, die gaaanz Süßen“. Mein flammender Vortrag war in Kotze untergegangen, nur eine Armee Donuts konnte mich noch vor den Eltern der drei dicken Jungs retten. Revolutioniert habe ich das Ritual trotzdem: denn per Rundschreiben wurden alle Eltern gebeten, ab sofort doch auf das Mitbringen von Speisen zu verzichten. Man kann eben nicht alles haben. Euer lausitzDADDY Ich muss zugeben: gerade als Kuchenfan ist das Vatersein manchmal ein harter Job. Man will ja in Sachen gesunder Ernährung selbst Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen. Seit Jahren kämpfe ich gegen meine Kuchensucht und be- fleißige mich, vor den Kindern doch öfter in knacki- ges Obst statt knackiger Streusel zu beißen. Obwohl mir hier schon beim Schreiben bei der zweiten Sache das Wasser im Mund zusammenläuft. Völlig daneben kann so etwas dann aber gehen, wenn man im eigent- lich unbekannten Terrain gesunder Ernährung auch noch anderen Kindern etwas vorturnen will. Ich muss es wissen, denn ich habe es probiert. Anlass war der Geburtstag meiner Kleinen. Es ist eine gute Tradition in ihrer Klasse, dass jedes Kind zu sei- nem Geburtstag eine (süße) Überraschung mit in die Schule bringt. Aufgrund meiner meist abendlichen Abwesenheit als Überstundenkönig hatte sich bislang immer meine bessere Hälfte darum gekümmert. In diesem Jahr gab sie mir zu verstehen, dass ich mich da auch einmal einbringen könne. Meine Kleine stand daneben und rollte schon mit den Augen. Spontan warf ich mich in die Brust, stieg auf den Stuhl und tönte: Superdaddy wird das Geburtstagsritual an der Schule revolutionieren. Mit gesundem Naschen werde ich die Kinderherzen erobern und einen wert- vollen Beitrag zur Ernährungserziehung leisten. Mit Obstspießen wird der Geburtstagsritter den Kuchen- drachen erlegen. Der Applaus blieb aus, der weibliche Familienpart schaute mich gemeinsam wie einen der Klapsmühle Entflohenen an. Aber ich war mir sicher, dass man Kinder mit leckeren und exotischen Obst- spießen viel mehr beeindrucken kann und machte einen Plan. Am Folgetag enterte ich die Obst- und Ge- Noch nicht genug gelacht? Alle Kolumnen zum Nachlesen unter www.lausebande.de
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