lausebande_2021-11_ebook

Daher kann das erworbene Immunsystem ge- zielter und effektiver auf bestimmte Erreger re- agieren. Infekte imKleinkindalter Da das kindliche Immunsystem dieses Prinzip erst erlernen muss, sind Kleinkinder in den ersten Lebensjahren so häufig krank. Krippen- und Ki- takinder haben gefühlt alle vier Wochen eine Schnupfnase. Das ist für die Eltern aufreibend, für das Kind langfristig aber wichtig. Durch den Kontakt mit anderen sind Kinder jeder Menge Er- regern ausgesetzt und reagieren darauf mit einem Infekt, mal stärker, mal fast symptomfrei. Kinder- ärzte bestätigen: 12 bis 15 Infekte pro Jahr sind bei Kleinkindern normal und kein Grund zur Sorge. Das bessert sich, sobald das Immunsystem ausge- reift ist – etwa im Vorschulalter. Die Ausbildung des Immunsystems beginnt bereits imMutterleib, ab der zwölften Schwangerschaftswoche. Nach der Geburt schützt zunächst der „Nestschutz“ den Säugling vor schweren Erkrankungen. Etwa bis zum fünften Geburtstag ist das Immunsystem weitgehend ausgereift, passt sich allerdings im Laufe des Lebens immer noch weiter an. 50 › Titelthema Auswirkungen des Lockdowns auf die kindliche Immunabwehr Aus diesem Grund sahen einige Ärzte die Kita- und Schulschließungen während der Lockdowns durchaus kritisch. Neben vielen anderen nega- tiven Effekten fehlte den Kindern einfach die Möglichkeit, ihr Immunsystem zu trainieren. Durch die Schließungen und die Kontaktbe- schränkungen waren sie deutlich weniger Krank- heitserregern ausgesetzt. Das Immunsystem konnte nicht reifen. Die Folge dessen erleben wir jetzt. Kinderarztpraxen und Kinderkliniken schlagen Alarm, weil immer mehr Kinder mit Atemwegsinfektionen schwer erkranken. Wäh- rend diese Infektionswelle sonst erst im Winter einsetzt, begann sie in diesem Jahr ungewöhnlich früh. Das Clinical Virology Network, das regel- mäßig aktuelle Daten zu Atemwegsinfekten er- fasst und auswertet, meldete bereits im Juni: „Die respiratorischen Viren sind zurück. ... Berichte aus Australien und Texas zeigen, dass es zu einem außersaisonalen Anstieg von respiratorischen Erregern kommt (v.a. RSV), nachdem die Covid- 19-Maßnahmen zurückgefahren wurden.“ Be- sonders stark betroffen von diesem Anstieg sind relativ zur ARE-Aktivität des Vorjahres in den KW 40 bis 48), ergibt sich der Rückgang von der 39. KW auf die 40. KW 2021 aufgrund der Berechnungsweise und nicht aufgrund des Rückgangs der ARE-Aktivität. Weitere Ausführungen zur Berechnung siehe auch Seite 20 unter: https://influenza.rki.de/Saisonberichte/2018.pdf . Abb. 2: Praxisindex der 40. KW 2021/22 im Vergleich zu den Saisons 2019/20 und 2020/21 (Hintergrund-Aktivität bis zu einem Praxiswert von 115, gestrichelte Linie). Die Werte der Konsultationsinzidenz si d gegenüber der Vo woche in der Alters ruppe d r 5- bis 14- Jährigen leicht gesunken, in allen nderen Altersgruppen sind sie gestiegen (Abb. 3). Die Werte der ARE- Konsultationsinzid nz liegen insgesamt etwas höher als in de Vorsaisons, die d r 0- bis 4- Jährigen liegen deutlich über dem Bereich der Vorsaisons. Die Konsultationsinzidenz (gesamt) lag in der 40. KW 2021 bei ca. 1.200 Arztkonsultationen wegen ARE pro 100.000 Einwohner. Auf die Bevölkerung in Deutschland bezogen entspricht das einer Gesamtzahl von knapp 1 Mio. Arztbesuchen wegen akuter Atemwegserkrankungen. Abb. 3: Werte der Konsultationsinzidenz von der 40. KW 2020 bis zur 40. KW 2021 in fünf Altersgruppen und gesamt in Deutschland pro 100.000 Einwohner in der jeweiligen Altersgruppe. Der senkrechte Strich markiert die 1. KW des Jahres. Die Diagramme für Deutschland und die einzelnen AGI-Regionen sind aktuell abrufbar unter: https://influenza.rki.de/Diagrams.aspx . 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 40 43 46 49 52 03 06 09 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 Praxisindex Kalenderwoche Saison 2019/20 Saison 2020/21 Saison 2021/22 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 9.000 40 43 46 49 52 2 5 8 11 14 17 20 23 26 29 32 35 38 ARE-Konsultationen pro 100.000 Einwohner Kalenderwoche 0 bis 4 Jahre 5 bis 14 Jahre 15 bis 34 Jahre 35 bis 59 Jahre 60 Jahre und älter Gesamt 2020 2021 Die Zahl der Arztbesuche aufgrund von Atemwegserkrankungen ist n den letztenWoche deutlich an estiegen, be- sonders bei Kleinkind rn. In der ersten Oktoberwoche lag die Konsultat onsi zid nz bei ca. 1.200 Arztkonsultat onen pro 100.000 E nwohner. Auf ie Bevölkerung in Deutschland bezogen entspricht das einer Gesamtzahl von knapp 1 Million Arztbesuchen wegen akuter Atemwegserkrankungen. Quelle: ARE-Wochenbericht KW40/2021; Arbeits- gemeinschaft Influenza – Robert Koch- Institut

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