lausebande_2021-11_ebook
56 › Titelthema Titelthema ‹ 56 weil die Schleimhäute in Mund und Rachen das erste potenzielle Einfallstor für Bakterien und Co. sind. Gerade Babys und Kleinkinder unter- suchen ihre Umwelt am liebsten, indem sie alles, was sie in die Finger bekommen, auch in den Mund stecken. Wenn der Körper dann auch noch Kariesbakterien bekämpfen muss, ist das wenig hilfreich. Unentdeckte oder unbehandelte Ent- zündungen des Zahnnervs oder des Zahnfleisches gehen mit Bakterien einher, die sich zunächst un- bemerkt über den Blutkreislauf im ganzen Körper ausbreiten können. Zu den möglichen Folgen gehören Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder eine Lungenentzündung. Rauchen & Alkohol … sind für Kinder ohnehin tabu. Wir führen den Punkt dennoch mit auf. Denn erstens kann Pas- sivrauchen dem Kind schaden. Das gleiche gilt für Alkohol, falls die Mutter in der Schwangerschaft oder Stillzeit trinkt. Die Inhaltsstoffe von Nikotin und Alkohol haben eine blockierende Wirkung auf das Immunsystem. Nicht zuletzt haben die Eltern eine starke Vorbildwirkung auf den Nach- wuchs. Die Kinder von rauchenden Eltern werden mit größerer Wahrscheinlichkeit im Erwachse- nenalter ebenfalls rauchen, als die Kinder von Nichtrauchern. Autoimmunerkrankungen – wenn das Immunsystem verrückt spielt Selbst wenn Familien all die eben genannten Tipps beherzigen, gerät das Immunsystem manchmal trotzdem auf die schiefe Bahn. Dann hat es Schwierigkeiten, körpereigene Zellen von gefährlichen Erregern zu unterscheiden und bekämpft beide gleichermaßen leidenschaft- lich. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und löst Entzündungsprozesse aus, die Folge sind sogenannte Autoimmuner- krankungen. Dazu zählen Rheuma, Diabetes Typ I, Schuppenflechte, Multiple Sklerose und chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Auch Allergien, Heuschnupfen und Asthma sind Nebenwirkungen eines überbordenden Immun- systems. Eine im Frühjahr 2021 veröffentlichte Untersu- chung belegt, dass die Zahl dieser Erkrankungen in den vergangenen Jahren in Deutschland zu- genommen hat. Nach Angaben des Versorgungs- atlas, einer Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, ist der Anteil ge- setzlich krankenversicherter Patienten mit min- destens einer dieser Autoimmunerkrankungsdi- agnosen von 2012 bis 2018 von 3,5 auf 4 Prozent angestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von etwa 500.000 Patienten. Die genauen Ursa- chen kennt man nicht, vermutlich spielen meh- rere Faktoren eine Rolle: Übergewicht, Stress, übertriebene Hygiene. Viele der genannten Er- krankungen finden sich in Urvölkern nicht, sie scheinen also auch eine Folge des westlichen Le- bensstils zu sein. Rund jeder Zweite mit starkemÜbergewicht erkrankt früher oder später an Typ 2 Diabetes und in der Folge an weiteren schweren Erkrankungen, die überproportional häufig imKrankenhaus behandelt werden müssen. Quelle: statista (2014) 0,60% 0,70% 2,40% … Patienten mit Normalgewicht … Patienten (insgesamt) … Patienten mit Adipositas Häufigkeit einer Diabetes Typ 2-Diagnose aller stationär behandelten ... Laut Deutscher Mundgesundheitsstudie ist es um die Zahn- gesundheit von Kindern derzeit gut bestellt. 81 Prozent der Zwölfjährigen sind frei von Karies. Foto: Kantar Health
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