lausebande-11-2022

38 › Titelthema 6. Einkommen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse: Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Geld macht nicht glücklich. Es stimmt, dass sehr arme Menschen (beispielsweise in Entwicklungsländern) unglücklicher sind, als Menschen in den reichen westlichen Staaten. Doch sind erst einmal die Grundbedürfnisse erfüllt und reicht das Geld auch noch für Urlaub und Freizeitbeschäftigungen, dann bringt mehr Geld nicht automatisch mehr Glück. Insbesondere Konsum macht nicht (dauerhaft) glücklich. Das neue schicke Kleid kann uns für den Moment glücklich machen. Doch dem Kaufrausch folgt meist recht schnell die Ernüchterung. Das lässt sich gut an Kindern beobachten. Sie wünschen sich unbedingt ein ganz bestimmtes neues Spielzeug. Wenn sie es dann bekommen, sind sie glücklich. Doch nach ein paar Tagen liegt es neben den vielen anderen Spielsachen unbeachtet in der Ecke. Viel wichtiger als Geld, so die Forschung, ist Zeit. Schulfach Glück Nun kennen wir die Faktoren, die uns glücklich machen. Aber kann man Glücklichsein erlernen? Ja, sagt Ernst Fritz-Schubert. 2007 hat der damalige Lehrer erstmals „Glück“ als Schulfach unterrichtet. Er war mit dem, wie Schule funktioniert, nicht ganz glücklich. Denn er merkte, dass die Kinder schnell die Lust am Lernen verlieren. „Wir müssen aufhören, die Kinder wie Fässer zu betrachten, die wir mit Wissen füllen“, sagte er 2011 im Interview mit der lausebande. Stattdessen müsse man in ihnen die Fackel der Erkenntnis entzünden, so Fritz-Schubert: „Das gelingt weniger über Belehrung, sondern über ganzheitliche Erfahrungen, die zu dem Wunsch führen, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das erwarte ich von einer Schule.“ Also hat er zunächst an seiner Heidelberger Schule das Schulfach Glück eingeführt. Es vermittelt zwei Schwerpunkte: Zufriedenheit und Lebenskompetenz. Die Kinder beschäftigen sich mit Sinnfindung, Geborgenheit, sozialen Beziehungen, selbstbestimmtem Handeln, Selbstakzeptanz und der persönlichen Weiterentwicklung. Sie sollen ihren Weg im Leben finden. Sie sollen herausfinden, was ihnen gut tut und was sie erreichen wollen. Vermittelt wird all das über theoretische Grundlagen aus der Psychologie und praktische Übungen, die das Selbstvertrauen und das Miteinander in der Klasse stärken. Mittlerweile hat Fritz-Schubert ein eigenes Institut gegründet, um das Schulfach Glück an weiteren Schulen zu etablieren. Das Institut bietet Schulen und Kindergärten Weiterbildungen an, um selbst Glück als Schulfach bzw. im Kitalltag zu vermitteln. Schon etwa 300 Einrichtungen aus Europa haben das Angebot genutzt, davon 60 aus Deutschland. Wenn Sie dem Thema Glück an der Schule Ihres Kindes gern mehr Raum geben würden, bringen Sie das Thema beim nächsten Elternabend an oder wenden sich an den Elternrat der Schule. Hier sind zwei Angebote, bei denen sich Lehrkräfte zum Thema qualifizieren können: Ministerium für Glück: Kostenfreier eintägiger Workshop für Lehrkräfte, der praktische Übungen aus der Positiven Psychologie, der gewaltfreien Kommunikation und anderer Konzepte und Theorien vermittelt. ministeriumfuerglueck.de/angebote/ connect-fuer-lehrkraefte/ Fritz-Schubert-Institut: Die deutlich umfangreicheren Aus- und Weiterbildungen des Instituts vermitteln Kenntnisse und Methoden zum Schulfach Glück und zum Lernziel Wohlbefinden, übrigens für alle Schularten und auch Kitas. www.fritz-schubert-institut.de/schulfachglueck Auch das Schwein gilt hierzulande als Glückssymbol, was sich in der Redewendung „Schwein gehabt“ widerspiegelt.

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