lausebande-11-2023

Aktuelles ‹ 61 Pocken: Sieg der Menschheit Die erste und bisher einzige weltweit ausgerottete von Mensch zu Mensch übertragbare Krankheit sind die Pocken. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Krankheit gefürchtet, vor allem Kinder erkrankten schwer und starben oft. Noch im 20. Jahrhundert starben weltweit 300 Millionen Menschen an Pocken. 1979 konnte die WHO die Erkrankung dank eines Impfstoffs als ausgerottet erklären. Gegen Pocken wird daher heute nicht mehr geimpft. Rückschläge bei Polio Anders sieht es bei Polio aus. Die auch als Kinderlähmung bezeichnete Krankheit gilt zwar in einigen Regionen der Welt ebenfalls als ausgerottet, darunter in Europa. An den globalen Fallzahlen kann man jedoch sehen, dass eine rasche Ausbreitung mit schweren Folgen bei nicht vorhandener Herdenimmunität möglich ist. Seit 2017 zirkulieren sogenannte Impfviren in den USA, in Syrien und Jemen sowie in einigen afrikanischen Ländern. Diese stammen von den abgeschwächten Viren ab, die bei großen Impfkampagnen zur Immunisierung genutzt werden. Sie sind so verändert, dass sie bei der Impfung keine Symptome, sondern nur die gewünschte Immunantwort auslösen. Diese abgeschwächten Viren werden jedoch über den Stuhl ausgeschieden und können durch Schmierinfektionen auf andere Menschen übertragen werden. Wie die meisten Viren neigen sie dazu, im Laufe der Zeit zu mutieren. Wenn sie länger in Kreisen mit geringen hygienischen Standards und ohne Immunschutz kursieren, nehmen die Viren in manchen Fällen Mutationen vor, die sie wieder ähnlich gefährlich machen, wie es ursprünglich der Fall war. Bei Ungeimpften kann Polio dann wieder in 4 bis 5 Prozent der Fälle eine Hirnhautentzündung auslösen, bei 0,1 bis 1 Prozent die gefürchteten Lähmungen. Der langfristige Aufbau vom Immunschutz ist daher immer noch relevant! Masern: Neu aufgenommener Kampf Die WHO verfolgt ebenfalls das Ziel, die Masern auszurotten. In Nordamerika war das Anfang der 2000er-Jahre bereits gelungen. Durch eingeschleppte Masernerkrankungen und wiederholte lokale Ausbrüche ist der Kontinent heute nicht mehr masernfrei. Um das WHO-Ziel zu erreichen, setzt Deutschland seit 2020 eine Masern-Impfpflicht an Kitas und Schulen um. Profitieren können von einer Herdenimmunität vor allem jene, die sich nicht impfen lassen können, weil sie beispielsweise zu klein sind oder aufgrund einer Erkrankung nicht geimpft werden dürfen. Corona: Herdenimmunität unwahrscheinlich Theoretisch müsste auch beim Coronavirus eine Impfquote von 95 Prozent erreicht werden, um von einer Herdenimmunität sprechen zu können. Davon ist Deutschland mit 77,9 Prozent vollständig Geimpfter weit entfernt. Nur Katar, Brunei, Macao und die Vereinigten Arabischen Emirate knacken den Richtwert. Auch bei globaler Betrachtung scheint eine Herdenimmunität innerhalb der nächsten Jahre unrealistisch. In Ländern wie zum Beispiel Gabun, Kamerun, Senegal, Madagaskar, Haiti und Jemen liegen die Quoten teilweise weit unter 15 Prozent. Gerade hier ist aufgrund des größeren Infektionsgeschehens das Potenzial für neue Mutationen am höchsten, was auch hierzulande immer wieder Auffrischimpfungen relevant machen wird. Die Coronaimpfung dürfte daher auch in den nächsten Jahren nicht vollständig aus unserer Realität verschwinden – vor allem für Risikopatienten. Weil sie nicht nur lästig, sondern auch gefährlich sind – vor dem Eintritt in Kita oder Schule müssen Kids seit 2020 gegen Masern geimpft sein. Foto: Singjai20, istock

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