lausebande-11-2025

Spezial ‹ 67 Pocken: Sieg der Menschheit Die erste und bisher einzige weltweit ausgerottete von Mensch zu Mensch übertragbare Krankheit sind die Pocken. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Krankheit gefürchtet, vor allem Kinder erkrankten schwer und starben oft. Noch im 20. Jahrhundert starben weltweit 300 Millionen Menschen an Pocken. 1979 konnte die WHO die Erkrankung dank eines Impfstoffs als ausgerottet erklären. Gegen Pocken wird daher heute nicht mehr geimpft. Mpox: nur ein kurzes Aufflackern 2022 machte der Erreger „Mpox“, besser bekannt als Affenpocken, weltweit Schlagzeilen, als er sich in über 100 Ländern ausbreitete. Eine neue Pandemie war dabei aber nicht zu befürchten, und tatsächlich kann man die bis heute 3.800 dokumentierten deutschen Krankheitsfälle als echte Pechvögel bezeichnen. Die Verbreitung des Virus hielt sich dank guter Forschungslage und Pockenimpfstoff Imvanex, den unter anderem Kontaktpersonen von Erkrankten erhalten, in Grenzen. Rückschläge bei Polio Im Gegensatz zu den ganz oben genannten Pocken gilt Poliomyelitis, kurz: Polio, nicht als 100 Prozent, sondern eher als 99 Prozent ausgerottet. Zwischen 2023 und 2024 kam es weltweit in 39 Ländern zu Ausbrüchen des Virus. Genau genommen handelte es sich dabei um ausgeschiedene, eigentlich harmlose und zur Immunisierung verwendete Impfviren. Wenn diese jedoch in ungeimpften Kreisen kursieren, können sie mutieren und tatsächliche Infektionen auslösen. Zuletzt gelangte Papua-Neuguinea mit Polio-Schlagzeilen in die Medien, weil dort im Mai 2025 Polioviren im Abwasser gefunden und Infektionen bekannt wurden. Mit einer noch bis zum 31. Oktober andauernden Impfkampagne versucht die WHO seitdem, die Verbreitung einzudämmen. Das gelang weitestgehend erfolgreich – allerdings nicht für drei Kinder, die eine fortgeschrittene Lähmung erlitten. Fälle wie diese zeigen, dass die Polio-Impfung weiterhin für alle relevant ist und keine Impflücken zugelassen werden sollten. Masern: erfolgreicher Kampf Die WHO verfolgt ebenfalls das Ziel, die Masern auszurotten. In Nordamerika war das Anfang der 2000er-Jahre bereits gelungen. Durch eingeschleppte Masernerkrankungen und wiederholte lokale Ausbrüche ist der Kontinent heute nicht mehr masernfrei. Um das WHO-Ziel zu erreichen, setzt Deutschland seit 2020 eine Masern-Impfpflicht an Kitas und Schulen um. Profitieren können von einer Herdenimmunität vor allem jene, die sich nicht impfen lassen können, weil sie beispielsweise zu klein sind oder aufgrund einer Erkrankung nicht geimpft werden dürfen. Die Maßnahmen zeigen Wirkung. 2019 lag die Impfquote noch bei 89,9 Prozent, 2023 erreichte Deutschland mit 96,5 Prozent bereits den Status der Herdenimmunität.Gelegentlich treten noch Fälle auf, weshalb die Impfung weiterhin wichtig ist. Corona: Herdenimmunität unwahrscheinlich Theoretisch müsste auch beim Coronavirus eine Impfquote von über 95 Prozent erreicht werden, um von einer Herdenimmunität sprechen zu können. Davon ist Deutschland mit 78,1 Prozent vollständig Geimpfter weit entfernt. Brandenburg und Sachsen liegen mit 68,0 bzw. 66,3 Prozent nochmal deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Nirgendwo sind bundesweit so wenige Menschen geimpft wie hier. Auch bei globaler Betrachtung scheint eine Herdenimmunität innerhalb der nächsten Jahre unrealistisch. In Ländern wie zum Beispiel Gabun, Kamerun, Senegal, Madagaskar, Haiti und Jemen sind die Geimpften deutlich in der Minderheit. Gerade dort ist aufgrund des größeren Infektionsgeschehens das Potenzial für neue Mutationen am höchsten, was auch hierzulande immer wieder Auffrischimpfungen relevant machen wird. Die Coronaimpfung dürfte daher auch in den nächsten Jahren nicht vollständig aus unserer Realität verschwinden – vor allem für Risikopatienten. Weil sie nicht nur lästig, sondern auch gefährlich sind – vor dem Eintritt in Kita oder Schule müssen Kids in Deutschland seit 2020 gegen Masern geimpft sein. Foto: Natalya Maisheva, istock

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