Kino ‹ 77 „Kaum Jemand wird meine Stimme erkennen“ Der Schauspieler Julius Weckauf spricht im neuen Weihnachtsfilm „Mission Santa“ die Stimme von Weihnachtself Yoyo. Im Interview mit der lausebande verrät er, wieso er als Elf ganz anders klingt, welche Rolle er gern mal spielen würde und wie er mit seiner Familie Weihnachten feiert. Viele kennen dich sicher noch aus „Der Junge muss an die frische Luft“, wo du den jungen Hape Kerkeling gespielt hast. Wie bist du damals überhaupt zu der Rolle und zur Schauspielerei gekommen? Meine Familie hat auf dem Dorf einen kleinen Schreibwarenladen mit Geschenkartikeln. Da kommen jeden Morgen die Leute, holen ihre Zeitung – und hören natürlich auch Radio. Eines Tages lief dort der Aufruf: Man sucht den jungen Hape Kerkeling, 5.000 Kinder waren schon gecastet, aber niemand passte. Viele Kunden haben dann zu meinen Eltern gesagt: „Euer Julius, der passt wie die Faust aufs Auge!“ Ich habe schon damals in unserem Laden viel gequatscht mit den Leuten. Zehn, zwölf Leute haben unabhängig voneinander gemeint, ich solle unbedingt hin. Meine Eltern haben mich gefragt, ob ich Lust hätte. Dabei war ich nie ein großer Theaterfan, fand ich alles immer ganz schlimm. Und eigentlich hatte ich an dem Tag ein Fußballspiel – aber ich war eh nicht gut im Fußball (lacht) – also bin ich zum Casting nach Wuppertal gefahren. Die erste Runde habe ich irgendwie überstanden, obwohl ich meinen Text gar nicht konnte. Nach sieben Runden kam dann tatsächlich die Zusage. Das war eine riesige Überraschung. Wir hatten überhaupt keine Ahnung von dieser ganzen Filmwelt. Und jetzt bist du fast ein Jahrzehnt dabei – nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Synchronsprecher. Was gefällt dir besser? Ich finde die Abwechslung super. Beim Synchronsprechen ist die Herausforderung größer, weil du alles nur über die Stimme transportieren musst. Du stehst da in so einer kleinen Box, hast ein Mikro, einen Bildschirm – und musst irgendwie Emotionen rüberbringen. Am Anfang ist das ungewohnt, aber es macht total Spaß, wenn man merkt, wie eine Figur durch die eigene Stimme lebendig wird. Beim Schauspielern liebe ich wiederum die Orte, an die man kommt, und die Arbeit im Team. Da hat man die Leute direkt um sich, kann Gestik und Mimik einsetzen. Das ist was ganz anderes, lässt sich kaum vergleichen. Wie kann ich mir so eine Aufnahme im Synchronstudio vorstellen? Man steht tatsächlich alleine in so einem abgeschotteten Raum. Da gibt es nur das Mikro und den Bildschirm, wo ich dann immer sehe, wann ich sprechen muss. Nebenan sitzen der Regisseur und der Tonmann, mit denen man zwischendurch mal spricht, um vielleicht zu klären: Was wird wie betont? Früher wurden Szenen wohl noch mit mehreren Sprecherinnen und Sprechern gleichzeitig aufgenommen – das fände ich spannend, weil da mehr Kontakt da wäre. Aber heute macht jeder seine Parts alleine. Das ist am Filmset ganz anders. Da hat man ständig face-to-face-Kontakt. Da sagt der Kameramann, bitte beachte dies und das. Dann kommen die Requisite und der Regisseur. Das ist ein großes Team und ein enges Miteinander. Im Synchronstudio, würde ich sagen, ist die Arbeit dann doch eher technisch. Musst du trotzdem schauspielern, auch wenn die Kamera gar nicht an ist, nutzt du viel Gestik und Mimik? Ja, sogar noch mehr als bei einem Filmdreh, oft richtig übertrieben. Man reißt sich die Hände über den Kopf und hat wirklich Körperspannung überall. Das sieht total bescheuert aus. So könnte man das vor der Kamera auf jeden Fall nicht machen. Das ist einfach eine ganz andere Herausforderung: Wenn ich jetzt im Film einen Berg hoch renne, dann hört sich die Stimme automatisch so an. Ich stehe aber in einem kleinen Kasten und
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