lausebande-11-2025

Unser Kind spart. Es will ein Handy. Dafür muss durchaus ein gewisses Sümmchen zusammenkommen, da es nicht nur ein Spielzeug- oder Tastenhandy sein soll. Der Sparwille ist schon ein paar Monate vorhanden, doch in diesem Fall gilt das Sprichwort: Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Zu groß sind die Verlockungen der Lebensmittel- und Spielzeugindustrie, die uns beim Einkaufen und auf Bildschirmen stets begleiten. Und so ist das Gegenteil dessen eingetreten, was das Kind bezweckt hatte. Dabei ging es vielversprechend los: Durch regelmäßiges Taschengeld und den ein oder anderen Fünfer zu Geburtstagen und anderen Familienfeierlichkeiten kam eine gute finanzielle Basis zusammen. Doch dann kamen Labubus (die selbst als schlechte Kopie mehr kosten, als wir wöchentlich an Taschengeld zahlen), die Geburtstage der Geschwister und Eltern (das Kind besteht darauf, nicht nur Geschenke zu basteln, sondern auch zu kaufen) und nun auch noch die Adventszeit. Wer dieser Kolumne regelmäßig folgt, weiß, dass ich selten in der Erziehung so konsequent bin wie beim Thema Adventskalender. Ich weigere mich auch in diesem Jahr, meinen Kindern zuckerhaltige Exemplare zu kaufen. Also kaufen sie sich diese selbst. Das in der Theorie sparende Kind überlegt noch, ob es sich in der Praxis einen oder gleich zwei Kalender gönnt. Alle Kolumnen auf lausebande.de Lausitz-Mummy: Zwischen Wunsch und Wille Hinzu kommt, dass bei uns in der Stadt gerade Flohmarkt-Zeit ist. Ich gehe dort gern hin, um nachhaltig Kleidung einzukaufen, außerdem spare ich im Vergleich zum Neukauf. Mittlerweile muss ich die Kinder zum Flohmarkt mitnehmen. Früher haben sie einfach angezogen, was ich mitgebracht hatte. Das ist heute undenkbar. Der unerwünschte Nebeneffekt: Das sparende Kind entdeckt nicht nur tolle Klamotten, die wir Eltern sponsern. Es kommt auch an vielen Spielsachen vorbei, die es ganz dringend braucht und die auch gar nicht viel kosten. Das Ergebnis: Der Inhalt der Spardose ist in den zurückliegenden Wochen sichtbar weniger statt mehr geworden. Dafür ist das Kinderzimmer sichtbar voller geworden. Den Spielsachen vom Flohmarkt erging es wie den vielen Vorgängern: Es wurde ein paar Tage ausgiebig damit gespielt und seitdem liegen sie ungenutzt herum. Neben vielen anderen Sachen. Aktuell liegt so viel Spielzeug auf dem Fußboden herum, dass ich das Kind bitten musste, mir einen kleinen Durchgang freizuräumen, auf dem ich verletzungsfrei von der Tür bis zum Bett komme. Tatsächlich führt jetzt eine schmale Schneise durch das Chaos (das ist die Elternsicht, für das Kind ist es eine Spielewelt, in der jedes Spielzeug eine wichtige Funktion hat). Das Kind war so nett und hat sogar eine Lichterkette entlang des Durchgangs verlegt, damit ich nach dem abendlichen Vorlesen wieder sicher herausfinde. Mit Blick auf das vermeintliche Chaos habe ich dem Kind vorgeschlagen, sich von ein paar Spielsachen zu trennen und diese auf dem nächsten Flohmarkt zu verkaufen. So käme es seinem ursprünglichen Sparziel wieder etwas näher. Die Idee kam gut an. Das Kind nahm also intensiv all jene Spielsachen in Augenschein, die noch so gut aussehen, dass wir sie guten Gewissens weiterverkaufen können. Das Ergebnis: Es ist nichts dabei, von dem sich das Kind bereits trennen will. Nun ja, das Ganze hat zwei positive Aspekte: Erstens lernt der Nachwuchs, wie das mit dem Sparen funktioniert (und wie nicht). Zweitens wird es noch eine Weile dauern, bis bei uns zu Hause ein weiteres Smartphone Einzug hält. 94 › Kolumne

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2