Seite 54 - lausebande-12-2014

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Kolumne :: Seite 54
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
jeder Menge Klebeaugen aber umso besser. Eine gan-
ze Armee von Bären, Spinnen, Eulen und Fabelwesen
stand nach einigen Stunden auf dem Tisch. Ich war
stolz wie Bolle, hatte aber wie immer ganz die Zeit ver-
gessen. Draußen wurde es schon dunkel.
Also räumten wir den Kram schnell in die Tüten
und stellten die Herbstarmee in die Ecke des Bespre-
chungsraumes. Zuhause machte ich den Kids schnell
Abendbrot – und als meine bessere Hälfte von ihrer
Freundin heimkam, lagen die Kinder fertig gebügelt
im Bett und Superdaddy strahlte: die Kinder hatten
viel Spaß, es war ein toller Tag, sie sind fertig geputzt,
bin ich nicht toll?! Ein anfangs verschnupftes „okay“
machte dann schnell einem Lächeln Platz, allzulan-
ge kann mir meine Frau nicht böse sein. Dachte ich
zumindest. Am Montagmorgen wurde ich dann aber
eines besseren belehrt. Wie immer drehte ich mich
noch von einer Seite auf die andere, als meine besse-
re Hälfte schon in der Wohnung herumwirbelte. Auf
einmal explodierte sie: Wo denn die Schulmappen
sind? Nichts ist gepackt. Ob ich mit den Kids wie abge-
sprochen die Hausaufgaben gemacht habe? Sekunden
später war ich von meiner enttäuschten Frau und zwei
weinenden Kindern umringt. Papa hatte wieder nur
Kastanien und Monsterblätter im Kopf, beschwerten
sich die Kleinen. Ich hetzte durch die Wohnung, pack-
te die Mappen, fuhr sie zur Schule und rollte vor den
Lehrern wegen der fehlenden Hausaufgaben den Ge-
betsteppich aus und nahm alle Schuld auf mich.
Danach ging es ins Büro, wo mich ausgerechnet an
diesem Tag eine Kundenabordnung zu einer Projekt-
besprechung erwartete. Verdammt, das hatte ich im
morgendlichen Trubel ganz vergessen. Ich spielte die
Familienvater-Karte, von wegen immer hochengagiert
für Kids und Familie, das zieht immer. Als wir aber den
Besprechungsraumbetraten, wäre ich statt Vater doch
lieber Kammerjäger gewesen. Ich hatte am Vortag die
Heizung nicht abgeschaltet und für eine wahre Unge-
ziefer-Bruthöhle gesorgt. Es war erstaunlich, wie viel
Ungeziefer an nur einem Tag aus Tüten mit Herbst-
kram und eigentlich harmlos wirkenden Herbstfigu-
ren quellen kann. Bei einem Blick auf die Monsterblät-
ter in der Ecke schrie eine Kundin auf, voller Angst vor
einem exotischen Virus im Raum. Pah, dachte ich trotz
aller Verzweiflung, die Idee mit denMonsterblättern hat
dochbesser gefunzt als gedacht. Euer lausitzDADDY
Wir Väter sind ja toll darin, uns mit den Kids in
eine Sache so richtig zu vertiefen und alles um
uns herum auszublenden. So war es bei uns zu Hause
auch, als ich bei einem Sonntagsausflug mal wieder
Regie führen durfte. Stets um eine pädagogisch wert-
volle Gestaltung des Familienalltags bemüht, hatte
ich eine große Herbstbastelei angesetzt. Die war im
November mit vielen bunten Blättern und den letzten
Kastanien auch gut aufgehoben. So kam ich mit den
Kids und Tüten voller Natur-Krimskrams nach Hause
und wir machten uns in der Küche ordentlich breit.
Natürlich ging das nicht so ganz mit den Plänen
meiner besseren Hälfte einher, die während meines
Ausflugs samt Kids in der Natur in der Wohnung für
Sauberkeit gesorgt hatte. In der Küche war davon nach
5 Minuten Papa-Bastelclub nichts mehr zu sehen. Sie
kennen sicher die Fragen: wie alt ich eigentlich sei,
was ich mir dabei denke und ob ich das auch bei mir
im Büro so machen würde. Natürlich wollte ich vor
den Kids nicht wieder als der ewig scheiternde Pä-
dagoge dastehen und sagte: gern können wir das im
Büro machen, wir fahren am besten gleich los.
Gesagt, getan: wir aßen schnell einen Happen als
Mittagsersatz, packten den ganzen Herbstkram in die
Tüten und fuhren ins Büro, wo ein großer Bespre-
chungstisch auch reichlich Platz hergab. Zur Schnell-
trocknung der Blätter hatte ich sogar unseren Hoch-
leistungsföhn eingepackt. Nachdem die ersten Blätter
beim Föhnen eigenartige Flecken und Blasen auf der
Oberfläche bekamen, zweifeltenmeine Kids allerdings
an Papas Bastelkompetenz. Auch meine spontane
Ausrede, dass wir so doch tolle Blattmonster basteln
können und ich das ja von langer Hand so geplant
hatte, durchschauten sie. Dafür klappte das Basteln
kleiner Figuren mit Kastanien, Eicheln, einem kleinen
Bohrer, Streichhölzern, viel Kleinkramwie Federn und
Noch nicht genug gelacht?
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