lausebande-12-2019
Titelthema :: Seite 53 Kinder im Elternbett: ja oder nein? Kaum eine Frage spaltet Eltern so wie die nach dem Familienbett. Darf der Nachwuchs bei Mama und Papa mit im Bett schlafen oder sollte er sein eigenes Bett im Kinderzimmer haben? Für das ers- te Lebensjahr sind sich die Fachleute noch einig: Allein um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen, sollten Säuglinge im eigenen Bettchen neben dem Elternbett schlafen. Doch dann endet die Einigkeit auch schon. Ein rich- tig oder falsch gibt es hier nicht. Jede Familie muss die Lösung finden, die für sie optimal ist – am bes- ten unbeeinflusst von gut gemeinten Ratschlägen von Schwiegereltern, Freunden oder Nachbarn. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. dert es Mamas Nähe lautstark wieder ein. Findet es dagegen beim nächtlichen Aufwachen die gleiche Umgebung wie beim Einschlafen vor, ist alles beim Alten und es kann beruhigt weiterschlafen. Rein körperlich sind die meisten Kinder ab etwa sechs Monaten in der Lage durchzuschlafen, das heißt sechs bis acht Stunden am Stück ohne Mahlzeit. Aber natürlich gibt es auch Ausreißer nach oben und unten. Ohne Frage wird es im Laufe der Zeit immer wie- der Phasen geben, in denen das Einschlafen und Durchschlafen nicht mehr so gut klappt. Ursachen dafür können Infekte, Stress, einschneidende Er- eignisse wie eine Trennung, ein Umzug oder ein Todesfall sein. Dann wird der Nachwuchs mögli- cherweise mehr Nähe und Geborgenheit brauchen als üblich. Die Kunst der Eltern besteht dann darin, diese eine Zeitlang zu geben, ohne in alte ungüns- tige Schlafgewohnheiten zurückzufallen. » „Jedes Kind kann schlafen lernen“ – umstritten aber erfolgreich Kaum ein Ratgeber hat junge Eltern in den vergangenen Jahr- zehnten so bewegt wie das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ der Kin- derpsychologin Annette Kast-Zahn und des Kinder- arztes Hartmut Morgen- roth. Eine Online-Petition hat sogar versucht eine Neuauflage zu verhindern, da die vorgestellte Ferbermethode Kindern schade. Nichtsdestotrotz ist das Buch immer noch ein Best- seller, in der nunmehr 7. Auflage seit der Erstaus- gabe von 1995. Die Autoren stellen in dem Buch die nach einem amerikanischen Arzt benannte Ferber- methode vor, wonach jedes gesunde Kind ab sechs Monaten das selbständige Einschlafen und Durch- schlafen lernen könne. Vereinfacht geht es darum, das Kind müde aber allein ins Bett zu legen und dann das Zimmer zu verlassen. Wenn es anfängt zu weinen, gehen die Eltern kurz zurück um es zu be- ruhigen, verlassen dann aber wieder das Zimmer. Die Zeiträume, in denen das Kind allein bleibt und schreit, werden immer länger, bis es irgendwann eingeschlafen ist. Erste Erfolge zeigen sich dem- nach nach wenigen Tagen, nach spätestens drei Wochen schläft das Kind allein ein – ohne Tränen. Während einige Eltern auf die Methode schwören, verurteilen andere sie als herzlos und brutal. Ohne Frage ist die Methode für Eltern sehr schwer, weil sie im Nebenzimmer stehen müssen, während ihr Kleines herzzerreißend schreit. Aber – und das be- tonen auch die Autoren: Wer das sich und seinem Kind nicht antun möchte, wer das nicht aushält, wer vielleicht noch nicht verzweifelt genug ist, der sollte diese Methode auch nicht durchführen. Wer sein Kind gern abends in den Schlaf schaukelt und nachts tröstet, braucht dieses Buch nicht. Für jene Eltern aber, die sich endlich wieder nach mehr als zwei Stunden Schlaf am Stück sehnen und wirk- lich nervlich am Ende sind, weil der Nachwuchs so schlecht schläft, für diese Eltern kann die Methode ein Segen sein. Im Übrigen gehen viele von Exper- ten empfohlene Schlaftrainings für Kinder in die ähnliche Richtung, so auch der Patientenratgeber der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesell- schaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Die Kinder werden nicht ganz so lange allein gelassen, aber früher oder später sollen sie dennoch lernen ohne elterliche Hilfe einzuschlafen – ohne Tränen wird das nicht funktionieren.
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