lausebande-12-2019
Titelthema :: Seite 54 es vermutlich gar nicht mitbekommen und einfach weiterschlafen. Natürlich gibt es auch Kompromisslösungen, wenn zum Beispiel Papa das Bett lieber für sich hat, Mama aber nichts gegen nächtliche Besuche hat: Das Kind schläft abends in seinem Bett ein, darf aber nachts ins Elternbett, wenn es Kummer hat. Oder der Mittagsschlaf wird gemeinsam im Fami- lienbett gemacht, dafür schläft nachts jeder in sei- nem Bett. Oder aber, nachts bleibt jeder in seinem Bett und morgens nach dem Aufwachen kuscheln alle noch gemeinsam im großen Bett. Mittagsschlaf Eine weitere Frage, die fast alle Eltern früher oder später umtreibt: Braucht unser Kind noch den Mit- tagsschlaf? Während Säuglinge in den ersten Le- benswochen bis zu vier Tagesschläfchen halten, verlegen sie den Großteil des Schlafes im ersten Lebensjahr auf die Nacht. Die Tagesschläfchen wer- den weniger und kürzer, bis in der Regel um den ersten Geburtstag nur noch der Mittagsschlaf übrig bleibt. Wie lange der dauert und wie lange ihn das Kind beibehält, ist wiederum sehr individuell. Nach einer 2003 veröffentlichten Studie des Schweizer Kinderarztes und Buchautors Remo H. Largo macht im Alter von drei Jahren die Hälfte der Kinder Mit- tagsschlaf – die andere Hälfte nicht mehr. Bei den Vierjährigen schlafen zehn Prozent der Kinder noch regelmäßig, weitere 25 Prozent zumindest gele- gentlich. Im Alter ab fünf Jahren macht kaum noch ein Kind Mittagsschlaf. Je älter die Kinder werden, desto wichtiger ist es, dass zwischen Mittagsschlaf und Nachtschlaf ausreichend Zeit liegt, empfohlen Pro Familienbett Kinder brauchen Nähe und Geborgenheit und zwar schon ab dem ersten Lebenstag. Dürfen sie nachts nah bei Mama und Papa schlafen, bekommen sie diese nicht nur tagsüber. Gerade unruhige, nähe- bedürftige Kinder kommen im oder am Elternbett abends vielleicht schneller in den Schlaf und fin- den nachts leichter wieder zur Ruhe. Und natürlich genießen auch die meisten Eltern das Kuscheln mit ihren Kindern, zumal ihnen klar ist, dass die Zeit, in der die Kinder gern mit Mama und Papa ku- scheln, irgendwann vorbei ist. Kinder, die nachts oft wach werden und die Nähe der Eltern suchen, bekommen diese ohne viel Aufwand im Familien- bett. Und jedes übermüdete Elternteil wird dank- bar sein, wenn es nachts nicht ins Kinderzimmer gehen muss, sondern nur kurz dem Kind über den Kopf streichen muss. Solange es für beide (!) Eltern und für die Kinder okay ist, wenn sich alle ein Bett teilen, spricht wirklich nichts dagegen. Dann kann man Warnungen, man würde die Kinder verwöh- nen und verweichlichen getrost in den Wind schla- gen. Entscheidend ist ausschließlich, dass sich alle mit dieser Lösung wohlfühlen. Wer sich für das Modell Familienbett entscheidet, sollte ein aus- reichend großes Bett kaufen, in dem wirklich alle Familienmitglieder bequem Platz haben. Dafür hat man in den ersten Jahren im Kinderzimmer mehr Platz zum Spielen. Denn dort kann man sich das Kinderbett dann sparen. Kontra Familienbett Wer den Absatz eben gelesen hat und dabei dach- te: Um Gottes Willen, mein Bett ist mein Reich, der sollte vom Familienbett Abstand nehmen. Und das ist im Grunde auch schon das einzige Argument gegen das gemeinsame Schlafen im Elternbett. Wenn Eltern ihr Bett für sich haben wollen, weil sie dann mehr Zeit für Zweisamkeit haben oder ein- fach ruhiger schlafen, dann ist das völlig legitim. Und dann sollten sie das auch konsequent so um- setzen. Dass Eltern ohne Kinder ruhiger schlafen, darauf deutet eine 2007 veröffentlichte Studie hin. Demnach schlafen vor allem jene Frauen schlecht, die ihr Bett mit ihren Kindern oder Haustieren tei- len. Erwachsene und insbesondere junge Mütter haben ohnehin einen weniger festen Schlaf als Kinder. Sie werden also schneller wach, wenn das Kind im Bett mal hüstelt oder unruhig ist. Passiert das Ganze dagegen im Kinderzimmer, würden sie Kuschelstunde zu dritt: Wer sich fürs Familienbett entscheidet, sollte Platz für ein großes Bett haben. © Desginey by Freepik/teksomolika
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