lausebande-12-2022

Als ich meine Tochter Mitte November vom Hort abholte und ihre Stiefel so aussahen, als hätten sie im Laufe des Tages wie von Zauberhand die Farbe von tiefschwarz zu matschbraun gewechselt, meinte sie ganz trocken: „Ist nicht schlimm, ist doch eh bald Nikolaus.“ Der 5. Dezember ist der einzige Tag im Jahr, an dem meine Kinder freiwillig ihre Schuhe putzen. Und noch etwas Gutes bringt der Dezember mit sich: Die Kinder stehen freiwillig früh auf, um die Türchen des Adventskalenders zu öffnen. Die ersten Jahremit Kindernwar es mir noch gelungen, die Zahl der Adventskalender in unseremHaushalt auf einen zu beschränken und den Inhalt auf Bildchen. Das reichte, um sie etwas verschlafen, aber doch voller Vorfreude in die Küche tapsen zu lassen. Je älter sie wurden, desto hartnäckiger bestanden sie auf einen mit Süßkramgefüllten Kalender. Als gäbe es mit Plätzchen, Lebkuchen, Stolle nicht schon genug Leckereien! Zunächst erfüllten ihnen Nachbarn oder Großeltern den Wunsch, unsere elterlichen Einsprüche wurden ignoriert. Mittlerweile investieren sie ihr Taschengeld in einen solchen Kalender. Ich habe schon überlegt, ob ich die Taschengeldzahlung künftig im November aussetze und erst im Dezember nachreiche. Bevor meine mütterliche Autorität gänzlich hinter den Adventstürchen verschwindet, haben wir einen Kompromiss ausgehandelt: Die tägliche Zuckereinheit wird nicht gleich nach dem Öffnen vernascht, sondern kommt in den persönlichen Süßigkeitenvorrat, den jedes Kind besitzt und zu demnur wir Eltern den Schlüssel haben. Das hat den Vorteil, dass wir im Dezember trotzdem noch Plätzchen backen und naschen können. Während ich mich gern auch mal an ausgefallene Kekse mit Füllung wage, bevorzugt der Nachwuchs die klassischen Butterplätzchen zum Ausstechen. Ausrollen, ausstechen, dekorieren, naschen – ich bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, mit wie viel Ausdauer und Hingabe sie das machen. Manchmal lasse ich das Dekorieren einfach weg und begründe das mit der fehlenden Zeit. Tatsächlich aber graut mir vor dem Ergebnis. Wenn die Kinder Kuvertüre und Zuckerguss verteilt und mit reichlich bunten Perlen und Streuseln verziert haben, hat sich der Zuckergehalt pro Keks locker verdoppelt. Das hat aus Kindersicht einen entscheidenden Vorteil: Wir Erwachsenen lassen diese Plätzchen links liegen und so bleibt mehr für den Nachwuchs. Ein paar der selbstgebackenen Plätzchen erhält jedes Jahr der Nikolaus. Diese Tradition führte unser ältestes Kind ein, als es langsam an der Echtheit von Nikolaus und Weihnachtsmann zu zweifeln begann. Er schlug vor, dass wir zusammen mit den geputzten Stiefeln einen Teller mit Keksen vor die Tür stellen. Am nächsten Morgen könnte er dann überprüfen, ob die Kekse noch da sind. Wenn nicht, so seine charmante Logik, dann gibt es den Nikolaus wirklich. Mittlerweile hat er durchschaut, dass Nikolaus und Weihnachtsmann von uns Eltern unterstützt werden. Die Kekse aber stellen wir immer noch am Abend des 5. Dezember vor die Tür. Schließlich haben wir noch zwei jüngere Kinder, die sich die weihnachtliche Magie bis jetzt bewahrt haben. In den nächsten Tagen werden sie ihren Wunschzettel schreiben und nach Himmelpfort schicken, sie werden ein Gedicht lernen, dass sie dem alten Rauschebart am Heiligabend im Tausch gegen Geschenke aufsagen. Und ihr großer Bruder macht bei all dem weiterhin mit. Selbst im schlimmsten Streit verrät er das Geheimnis nicht seinen Geschwistern. Stattdessen hilft er uns ganz stolz beim Stiefelfüllen. Wenn er dann endlich auch eingeschlafen ist, schleiche ich mich vor die Tür und stecke noch eine kleine Überraschung in die Stiefel. Denn ein wenig Heimlichkeit gehört auch für die Großen zum Weihnachtsfest. In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten! Lausitz-Mummy: Feststimmung

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