Die Eingewöhnungsphase für die Kindertagesbetreuung

Datum: Montag, 02. Mai 2016 12:18

Der Übergang von der elterlichen Ganztagesbetreuung in die externe Kindertagesbetreuung bedeutet sowohl für Eltern als auch für Kinder eine große Veränderung und Stress. Eltern können im Vorfeld einiges dafür tun, dass der Eintritt in die Kitabetreuung den Kleinen leichter fällt. Kinder, die bereits regelmäßig an einer Krabbel- oder Spielgruppe teilgenommen haben und somit an das Spielen in einer Gruppe gewöhnt sind, fällt oftmals der Übergang ein wenig leichter. Es gibt auch gute Bilderbücher, z. B. „Connie kommt in den Kindergarten“, die helfen, sich auf die neue Situation vorzubereiten, indem die Erwachsenen mit ihren Kindern über die bevorstehende Kindergartenzeit häufig sprechen. Manchmal bieten Kitas vor dem eigentlichen Start einen „Schnuppertag“ oder „Sandkastentag“ an, an dem Sie mit dem Kind die Einrichtung vorab schon mal besuchen können. Dort hat der Nachwuchs die Möglichkeit, sich bereits ein wenig mit der Umgebung, den anderen Kindern und den Erziehern vertraut zu machen.
Mit dem Eintritt in die Krippe/ zur Tagesmutter oder in die Kita sind die bisherigen Bezugspersonen nicht mehr ständig an der Seite des Kindes. Überall unbekannte Kinder, laute Geräusche, fremde Gerüche, andere Spielsachen und vor allem neue Bezugspersonen und das alles ohne Mama und Papa, erfordert viel von den Kleinsten. Um diesen Übergang so einfach wie möglich zu gestalten und einen guten Start in die Betreuungseinrichtung zu ermöglichen, ist eine sanfte Eingewöhnung entscheidend. Viele Kindertagesstätten arbeiten in diesem Bereich nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell, das die Bindung des Kindes an seine Mutter/ seinen Vater berücksichtigt unter dem Aspekt der unterschiedlichen Bindungsqualitäten. Doch die Eingewöhnungsphase gestaltet sich von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Dies hängt oft von den individuellen Erfahrungen und dem Charakter des Kindes ab. Einige benötigen mehr Zeit als andere. Aber auch Eltern müssen sich an die neue Situation gewöhnen, schließlich ist es ein erster Abnabelungsprozess. Können sich Eltern schlecht von ihren Kindern lösen, sei es auch unbewusst, spürt es das Kind ebenfalls und wird sich unsicher fühlen. Die körperliche Verfassung ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Eingewöhnung. Ein kränkelndes Kind wird sich in einer fremden Umgebung nicht wohl fühlen. Wichtige einschneidende Erlebnisse wie z. B. Umzug, Geburt eines Geschwisterkindes können die Phase der Eingewöhnung weiterhin beeinflussen.
Eltern werden in der Regel vorab über den Ablauf der Eingewöhnungszeit in der jeweiligen Einrichtung informiert. Hilfreich ist es, der Bezugserzieherin, die auch während der Eingewöhnung als Ansprechpartnerin dient, über Gewohnheiten und Verhaltensweise des Kindes zu berichten.


Wie kann eine Eingewöhnung aussehen?
In vielen Kitas findet die Eingewöhnung nach dem Berliner Modell statt. In den ersten 3 Tagen kommen die Kinder mit einem Elternteil für ca. 1-3 Std. in den Gruppenraum der Einrichtung. Während die Kinder den Raum erkunden können, setzt sich das Elternteil in eine ruhige Ecke und ist zurückhaltend, aber aufmerksam dem Kind gegenüber. Manche Kinder möchten zu Beginn noch nicht den sicheren Schoss der Eltern verlassen und beobachten aus der Entfernung, auch das ist in Ordnung. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die Erzieherin versucht langsam, Kontakt mit dem Kind aufzunehmen, überlässt aber dem Elternteil weiterhin die Pflegeroutine. Mit jedem Tag erhöht sich die Verweildauer in der Einrichtung. Erst am vierten Tag wird der erste Trennungsversuch unternommen. Die Mutter oder der Vater verlassen kurzzeitig den Raum, sind für ihr Kind nicht mehr sichtbar, aber noch in der Nähe. Jetzt zeigt sich, ob das Kind weint und wenn ja, ob es sich von der Erzieherin schnell beruhigen lässt. Mit dem kindlichen Verhalten bei einer ersten Trennungssituation lassen sich in der Regel Rückschlüsse auf die Länge der Eingewöhnungsphase schließen. Die Erzieherin übernimmt immer mehr die Versorgung des Kindes und die Trennungszeiten werden, je nach Bedürfnis des Kindes, Tag für Tag verlängert. Die Eltern verlassen die Einrichtung, sind aber jederzeit telefonisch erreichbar. Eltern sollten sich aber niemals heimlich rausschleichen, sondern kurz verabschieden. Falls eine Trennung noch nicht möglich ist, wird mit einem erneuten Trennungsversuch eine Woche gewartet. 

Dem Kind hilft bei der Eingewöhnung oftmals das vertraute Schnuffeltuch oder das Lieblingsschmusetier von zu Hause. In der Schlussphase verbringt das Kind mehrere Stunden ohne die Eltern in der Einrichtung, schläft dort und ist in Gruppenaktivitäten involviert und lässt sich von der Erzieherin trösten. In der Eingewöhnungsphase sind die Kleinen am Nachmittag meist sehr müde, das sollten Eltern während dieser Zeit bedenken. Die Eingewöhnungsphase dauert in der Regel 1-3 Wochen, aber jedes Kind ist verschieden und hat somit auch sein eigenes Tempo. So kann die Eingewöhnung auch schon mal bis zu 7 Wochen dauern. Wichtig ist, dass die Eltern und Erzieher im Gespräch bleiben und bei möglichen Schwierigkeiten offen miteinander kommunizieren. Mit dem Besuch einer Kindertagesstätte wird das Kind wieder ein Stück selbstständiger und um eine fröhliche Kindergartenzeit zu ermöglichen, spielt die Art und Dauer der Eingewöhnung eine entscheidende Rolle.


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