Sei ein Frosch ...

Datum: Dienstag, 30. September 2014 12:12


Vom Doktorspiel zum sexuellen Übergriff
Solange die Doktorspiele in gegenseitigem Einverständnis unter Gleichaltrigen stattfinden, die sich mögen, ist alles in Ordnung. Auch wenn Kinder Geschlechtsverkehr nachahmen, den sie vielleicht in einer Liebszene im Fernsehen gesehen haben, ist noch kein zwingendes Alarmsignal gegeben. Kinder ahmen Verhalten, dass sie nicht kennen oder noch nicht einordnen können, gern spielerisch nach. Erst wenn das häufiger auftritt oder Kinder gegen ihren Willen zum Mitspielen aufgefordert werden, sollten Eltern hellhörig werden und die Ursachen erforschen. Den Kindern muss bewusst sein, dass solche Spiel nur dann erlaubt sind, wenn alle Beteiligten einverstanden sind. Hier hilft es auch, wenn Kinder gelernt haben, ganz klar „nein“ zu sagen, wenn sie etwas nicht möchten. Sie müssen sich im Falle des Zwangs ihren Eltern anvertrauen können, ohne das die Probleme des Kindes auf die leichte Schulter genommen werden oder sofort mit Verboten und Panik reagiert wird. Für diese vertrauensvolle Beziehung tragen Eltern die Sorge.
Vertraut sich ein Kind seinen Eltern in einem solchen Fall an, sollten diese sofort eingreifen, wenn es dem eigenen Kind nicht gut dabei geht, ältere Kinder jüngere ausnutzen oder gar jemand an die Genitalien verletzt. In diesem Fall spricht man klar von sexuellen Übergriffen unter Kindern.
Machtgebaren ist auch schon unter Kindern ausgeprägt und sexuelle Handlungen sind ein Mittel, den Willen über ein schwächeres Kind durchzusetzen. Offiziell sind sexuelle Übergriffe im Überschwang keine Gewalt. Gerade jüngere Kinder übergehen andere Kinder, die nicht mitspielen oder nicht mehr teilnehmen wollen, um ihre Neugier zu befriedigen. So wird ein Spiel zum Beispiel einfach fortgesetzt und verletzt so die Grenzen des anderen Kindes. Die Kinder befinden sich in einer Lernphase, können ihre Bedürfnisse noch nicht ausreichend kontrollieren und lernen ihren eigenen Körper gerade erst kennen. Dennoch sind es sexuelle Übergriffe und machen ein Eingreifen erforderlich. Wichtig ist dabei, dass schon verbale Äußerungen sexuelle Übergriffe darstellen. Auch wenn sich Kinder teilweise noch nicht über die Bedeutung von sexuellen Beschimpfungen im Klaren sind, kann es für das beschimpfte Kind ein nachhaltiges Gefühl der Demütigung sein. So können andere Kinder mit Beleidigungen, die die Sexualität betreffen, besonders verletzt werden. In solchen Fällen sollten Eltern mit Pädagogen schnell und klar eingreifen und allen Kindern diese Regeln vermitteln. Stellen sich die Problemfälle nicht ab, sollten Eltern ruhig einen Schritt weiter gehen und sich z.B. beim Jugendamt Hilfe suchen.
Gegen sexuelle Übergriffe hilft dann auch eine bewusste Förderung der Selbsterfahrung der Kinder. Dürfen Kinder sich sexuell interessiert zeigen und gibt es eine angemessene pädagogische Begleitung, eignen sich die Kinder ihren Körper und seine Empfindungen an, spüren ihre Grenzen eher und lernen, die Grenzen anderer Kinder zu respektieren. Wo sexuelle Aktivitäten rigoros unterbunden werden, fehlt Kindern dieser Raum – ihre sexuelle Neugier bleibt. Wenn Kinder dieser Neugier trotz Verbot nachgehen, kommt es häufig vor, dass sie andere Kinder unter Druck setzen, sich über sie hinwegsetzen oder zumindest verlangen, dass die anderen Kinder über die Erlebnisse schweigen. Vor Erwachsenen werden diese Verhaltensweisen verborgen und so fehlen auch die Möglichkeiten pädagogischer Einflussnahme. Das ist ein Nährboden für sexuelle Übergriffe! Insofern sollten Eltern ihre Kinder nicht ausschließen, wenn in der Kita sexuelle Aufklärung stattfindet, es könnte sich zu deren Nachteil auswirken.
Was aber zutrifft, ist, dass sexuell aktive Kinder durchaus übergriffiges Verhalten zeigen können, wenn sie noch sehr jung sind und ihr Sozialverhalten sich erst langsam entwickelt. Wenn sie von Erwachsenen hier keine Orientierung erhalten, besteht die Gefahr, dass sich die Übergriffe zu Verhaltensmustern manifestieren.

Beratung suchen
Nicht nur bei Problemen, auch bei Fragen zur Erziehung oder der Auswahl von Freizeiteinrichtungen, können sich Eltern bei verschiedene Fachstellen persönlich oder auch anonym Hilfe suchen. Erste Anlaufstelle ist aber meist das Jugendamt, hier gibt es immer einen Experten mit Kenntnis der kommunalen bzw. regionalen Gegebenheiten, der auch vor Ort eingreifen oder besser bewerten kann. Hier einige Kontakte:
Nummer gegen Kummer: Für Kinder und Jugendliche: Anonymes Kinder- und Jugendtelefon (Mo. - Sa.von 14.00 Uhr – 20.00 Uhr unter der Telefonnummer 0800 – 111 0 333 oder 116 111)
Telefonseelsorge (Telefonnummer  0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222), 24h erreichbar
Anonymes Elterntelefon: 0800 111 0550 Montag bis Freitag 9-11 Uhr und Di. bis Do. 17-19 Uhr
Kinder-Notruf-Telefon (kostenlos) 0800 – 15 16 001, Bundesweite Beratungszeiten sind von
Montag bis Freitag 13.30 bis 22.00 Uhr sowie
Sa – So von 17.30 bis 22.00 Uhr
Jugendamt Stadt Cottbus: Auf den Seiten des Jugendamtes Cottbus finden Eltern auch Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen der Stadt sowie freie Träger und Jugendhilfeangebote: Technisches Rathaus, Karl-Marx-Straße 67, 03044 Cottbus, Telefon 0355 612-3515 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Jugendamt SPN: Regionalteam Forst, Sozialer Dienst, Heinrich-Heine-Str. 1, 03149 Forst (Lausitz), Frau Winzer, Telefon: 0 35 62/9 86-1 51 25
Außenstelle Guben, Gasstr. 4, 03172 Guben, Sozialer Dienst, Ines Bunar, Tel. 0 35 61/68 71-33 09
Außenstelle Spremberg, Am Markt 1, 03130 Spremberg, Sozialer Dienst, Marion Lietz,
Telefon: 0 35 63/5 75-51 37
Jugendamt OSL: Dubinaweg 1, (Haus V),
01968 Senftenberg, Frau Miltz, 03573 870 4201
Jugendamt Elbe-Elster, Frau Annett Kruschwitz, SA FuD - Erziehung, Riesaer Straße 19, 04924 Bad Liebenwerda, Telefon:  035341 97-8695,
E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Standort Finsterwalde, Frau Corinna Ziske,
SA FuD - Erziehung, Kirchhainer Straße 38a, 03238 Finsterwalde, Telefon:  03531 502-6301,
E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Jugendamt Hoyerswerda, Bahnhofstraße 9, 02625 Bautzen, Telefon: 03591 5251-51000,
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Literatur

Körper und Sexualität
- Entdecken, verstehen, sinnlich vermitteln von Theo Kimmich , Esther Elisabeth Schütz, ISBN 978-3-7152-1054-4
Vielen Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen ist es ein wichtiges Anliegen, mit Kindern und Jugendlichen offen über Sexualität zu sprechen. Esther Elisabeth Schütz und Theo Kimmich schlagen einen unkomplizierten und nahliegenden Weg ein: Sie gehen vom Körpererleben und von den Alltagssituationen von Kinder und Jugendlichen aus.
Ob es um die Lust am Nacktsein, die erste Periode, den Orgasmus oder um Selbstbefriedigung geht - stets stellen sie die emotionalen Aspekte von Sexualität in den Vordergrund, nähern sich klar und behutsam den Themen an, bleiben aber in der Sache unmissverständlich deutlich. Dazu tragen nicht zuletzt die sachlichen und gleichermassen sinnlichen Illustrationen von Verena Pavoni bei.
Ein Buch für Erwachsene, die in ihrem Erziehungsalltag nach einer neuen Sprache für Sexualität suchen, aber auch für Kinder und Jugendliche, die sich in aller Ruhe mit den Veränderungen ihres Körpers und ihren sexuellen Empfindungen auseinandersetzen wollen.

Liebe und Sexualität im Kindes- und Jugendalter
von Jeanne Meijs
ISBN 978-3-8251-7608-2
Liebe und Sexualität werden heute häufig als Synonyme verwendet, «Glück» als Folge von Genuss definiert? für viele junge Menschen ein verwirrendes Dilemma. Deswegen ist die Frage, wie Kindern eine zeitgemäße und wertorientierte Sexualaufklärung vermittelt werden kann, die ihnen eine klare Lebensorientierung ermöglicht, aktueller denn je.

Was Jungs wissen wollen
von Alex Frith (10-12)
ISBN 978-3-473-55143-9
Die einen kommen vom Mars, die anderen von der Venus - und beide Geschlechter haben viele Fragen. Locker und einfühlsam beantworten die Bücher alles, was Mädchen bzw. Jungen über das eigene und das andere Geschlecht wissen wollen. In einer Sprache, die ihnen vertraut ist, erfahren Jungen alles über die Themen Körper und Hygiene, Gefühle, Stimmbruch, Ernährung, Eltern, Freunde, Liebe, Sex und Mädchen.

Was Mädchen wissen wollen
von Susan Meredith (10-12)
ISBN 978-3-473-55144-6
Mädchen erhalten in diesem Buch viele praktische Tipps zu den Themen Menstruation, Körperpflege, Ernährung und Fitness. Außerdem finden sie offene, klare Antworten und Informationen zu den Themen Gefühle, Eltern, Freunde, Liebe, Sex und Jungen.

Wachsen und erwachsen werden von Sabine Thor-Wiedemann (8-10)
ISBN 978-3-473-35861-8
Kinder wollen schon früh Genaueres über sich und ihren Körper wissen. Hier erhalten sie unkompliziert Antworten auf ihre Fragen über Mädchen und Jungen, Körper und Gefühle, Liebe, Sexualität, Schwangerschaft und Geburt, Wachsen und Erwachsen werden. Die einfühlsamen Texte machen es Kindern leicht, Sexualität und Gefühle zu verstehen und in ihr Leben einzuordnen. Für Eltern bieten sie die Chance, über das Thema Aufklärung gelassen und humorvoll mit ihrem Kind zu sprechen.

Das bin ich - von Kopf bis Fuß
von Dagmar Geisler (7-9)
ISBN 978-3-7855-5377-0
Jungen spielen nicht mit Puppen, Mädchen raufen nicht - dass das so nicht stimmt, zeigt dieses Buch. Es macht Kindern Mut, so zu sein, wie sie sind. Denn das ist der Grundstein für einen selbstbewussten Umgang mit anderen Menschen und nicht zuletzt auch mit der eigenen Sexualität.
Dieses Buch gibt einfühlsame und offene Antworten auf alle Fragen, die Kinder sich zu den Themen Jungen und Mädchen, Männer und Frauen, Sexualität und Schwangerschaft stellen.